Folia archeologica 15.
Edith B. Thomas: Lar angusti clavi
32 E. В. THOMA S tue (Typ familiaris), die wiederum den Herren des Hauses bzw. dessen Genius symbolisiert, vorgefunden. 5 4 Zusammenfassend das bisher Vorgetragene bekennen wir uns auf Grund des Gesagten dafür, daß die Lar-Statuette des Ungarischen Nationalmuseums zur Gruppe der Lares compitales (Typ I) gehört, dem einst unbedingt, auch ein Paartstück angehören mußte. Die im Veszprémer Museum aufbewahrte, am Fundort Nagydém an den Tag geförderte, der Form nach zum Typ Lar familiaris zählende Statue halten wir indessen mit der Erscheinungsform des Genius familiaris (Typ II) für identisch. Die Lares compitales als Schutzgeister der Familie bzw. der zur Familie gehörenden compita, Grundstücke verfügen dementsprechend zuweilen auch über individuelle Eigenheiten, Attribute. Um nur einige ganz auffallende Beispiele zu erwähnen, kennen wir z. B. aus Pompei einen Lar mit phrygischer Mütze, 5 5 mitunter besteht ihr Kopfschmuck lediglich aus ihrem schneckenförmig gelockten Haar, 5 6 ein andermal umgibt ihr Haupt ein Rosettenkranz. 5' Selten können sich auch die in ihre Hände gelegten Attribute ändern, so hält das eine Exemplar aus Berlin statt der Patera Ähren in der Hand. 5 8 In den sich mit den Laren beschäftigenden Publikationen erscheint zwar selten aber doch eine einzelne Lar-Statuette vom Typ compitales 5 9 oder familiaris, 60 über die die Beschreiber bemerken, daß ihre Bekleidung von clavi geschmückt sind. 6 1 Zu diesem Lar angusti clavi-Ty<p zählen auch die den Gegenstand unserer Erörterung bildenden beiden Statuetten. Aus dem Werk Marquardts 6 2 wissen wir, daß der clavus eigentlich keine uralte römische Insignie ist, sondern auf etruskischen Herkunft zurückblickt. Doch während der clavus bei anderen Völkern nur ein einfaches Verzierungselement war, kam ihm in Rom eine besondere Bedeutung zu. Die clavi werden auf die Kleider, auf den Saum, in der Mitte oder von den beiden Schultern ausgehend bis zum Saum aufgenäht oder in den Stoff eingewoben. Die clavi werden in der Tracht auf unseren Statuen aus den auf der tunica von der Schulter senkrecht nach unten, an beiden Seiten im grossen und ganzen parallel verlaufenden angenähten schmalen Streifen gebildet. Diese Tracht wird tunica angusticlavia genannt im Gegensatz zu der mit breiten Streifen verzierten tunica laticlavia. Es stellte sich die Frage, ob die clavi ausschließlich nur den vorderen Teil der tunica geziert haben, oder ob sie sich auch über den Rücken erstreckten? Da man 5 4 Ebd. 84.; und Wissowa, G., а. а. O. 1890. 5 5 Boyce, G. К., а. а. O. 174. 102. 5 6 Menzel, H., а. а. O. 1 if. Taf. XX—XXI. « Hafner, G„ а. а. O. Taf. XX. 5 8 Friedrichs, С., а. а. O. 440. 2014. 5 9 Walters, H. В., Catalogue of the Bronzes, Greek, Roman, and Etruscan in the Department of Greek and Roman Antiquities. British Museum. (London 1899) 225, 1571. Lar compitalis mit silbernen clavi; Blanchet, f. A. —Babelon, E., Catalogue des bronzes antiques de la Bibliothèque National (Paris 1895) 325. 740. Lar compitalisTyp mit grünen clavi; 327. 743. Ear comp, silberne clavi; Bissing, W., Archäologischer Anzeiger, Beiblatt 1903. 151. 5. d. 6 0 Vergl. Reinach , S., Répertoire de la statuaire greque et romaine IV. (Paris 1910) 302.2, und 303,7. Beide gehören dem Typ Ear familiaris an, die clavi sind gut ausnehmbar, aus welchem Material sie jedoch eingelegt waren, ist nicht angegeben. 6 1 Im Laufe der Untersuchung des Materials haben wir in einem Falle auch die Darstellung eines Genius angusti clavi mit Silber eingelegten clavi angetroffen, vergl. Friedrichs, С., а. а. O. 440, 2021. 6 2 Marquardt, f., Das Privatleben der Römer. II. (Leipzig 1882). 529^