Folia archeologica 15.
Edith B. Thomas: Lar angusti clavi
30 E. В. THOMA S sich bei ihrem Herrn durch Errichtung von Denkmälern beliebt. Wissowa sieht die Schwierigkeiten der typologischen und mythologischen Trennung der compitales und familiares darin, daß die vom Augustus eingeführte und bestimmte öffentliche Veiehrungs- und Bildhauerform der Lares compitales, wonach sie den Kaiser darstellenden Genius-Statue unter Ehrenerweisung in die Mitte nehmen — die häusliche Lar-Verehrungsform übernimmt. Seiner Ansicht nach treten auch in dem häuslichen Lar-Kult an Stelle des Lar familiaris die beiden Laren der compita und nehmen im Hause den Genius des Herrn, sowie auf den compita den Genius des Kaisers in die Mitte. 4 2 —- Dementgegen sind unserer Meinung nach die paarweise erscheinenden Statuen des Typs der Lares compitales (Typ I) in den Hausheiligtümern der augustischen und der ihr folgenden frühkaiserzeitlichen Zeit nicht die gleichen, und identifizieren sich keinesfalls mit dem Lar familiaris (Typ II), dem Darsteller des Herrn des Hauses. Diese Statuetten des Hausheiligtums stellen immer das Volk der %um Haus gehörenden compita dar, wie dies aus den Inschriften und den Dedikationen auf den Basen der Statuetten klar hervorgeht. 4 3 Das am ausdrucksvollsten und vollständigsten erhalten gebliebene bronzene Statuenpaar der Lares compitales veröffentlichte G. Behrens. 4 4 Diese Statuen bzw. auch die Inschriften der glücklicherweise erhaltenen Basen, die er zwar anders deutete, — ihre richtige Lösung gibt A. Oxé 4 5 — bekräftigen die Richtigkeit unserer Annahme. — Dieses in Mainz aufbewahrte Statuenpaar stellt die Lares compitales auf quadratförmigem Postament in Tanzschritten mit rhjton bzw. patera in den Händen dar. Der Inschrift des Postaments nach widmete die Laren ein befreiter Sklave, namens Rello der Familiengemeinschaft. 4 6 Der libertus, Bello ist auf der Inschrift als magister collegii familiae bezeichnet und ist stolz darauf, daß er auf dieses Ehrenamt zum zweiten Male erwählt wurde. Aus dieser Gelegenheit errichtet er die Lares compitales-Statazn im Hausheiligtum seines Herrn auf eigene Kosten und verewigt dieses Ereignis auf den Sockeln beider Statuen mit gleicher Inschrift. 4 7 — Nach Behrens gingen die beiden Statuen in der frühesten Kaiserzeit aus derselben Werkstätte, wahrscheinlich in Italien hervor, es sind Erzeugnisse von nicht besonders hohem Niveau, die sich ein Libertus leicht auf seine Kosten erwerben konnte. Die Inschriften wurden auf den Wunsch des Käufers nachträglich aufgetragen. 4 8 Die Lares compitales (die Laren des Gesindes ) huldigen eigentlich den Lar familiaris (dem Herrn des Hauses). Daraus ergibt sich der Opferdienercharakter der Statuen, die fast bereitwillig zuvorkommende, höfliche Bedienunsbewegung, mit der sie das Getränke zum Getränkeopfer hinreichen. 4 9 — In diesem Punkt 4 2 Wissowa, G., а. а. O. 1882. 4 3 vergl. Dessau , H., Inscriptions Latinae selectae (Berlin 1902) Vol. II. Pars I. 3602 Draco mag(ister ) aediculam sigilla ornamentaque omnia Lar(ibus) fam(iüaribus) d(e) s(ua) p(ecunia) f(aciendum) c(uravit) eidemque dedicavit. 3603 Anteros l(ibertus) etHeracleo summar(um vilicus) , mag(istri ), Larib ( us) et familf iae ) d. d . 3604 С. C. N. Suavis l(ibertus) et Faustus vilic(us) Lar(es) et Cenium cum aet&cula prim(i) in famil'a d(e) s(uo ) d. d. 4 4 Behrens, G., Germania 1 (1917) 68ff. 4 5 Oxé, A., Germania 1 (1917) I43f. Die richtige Inschrift: Bello l(ibertus), mag(ister) (iterum), famil(iae) d. d. 4 6 Klumbach, H., Römische Kleinkunst (Bilderhefte des Römisch —Germanischen Zentralmuseums Mainz) (Mainz 1957) 2. Taf. IV, V. 4 7 Oxé , А., а. а. О. 145. 4 8 Behrens, G., a. a. О. 68., 70. 4 0 Friedrichs, С., а. а. О. 439.