Folia archeologica 14.
Ágnes Cs. Sós: Vorläufige Mitteilungen über die Ausgrabungen in Pókaszepetk
76 A. Cs. Sós nierten Knochen sind — auf Grund der analogen Funde aus dem Oroszlányer Gräberfeld — wohl Bestandteile der Frauentracht. 8 Es ergeben sich anläßlich dieser beiden Gräber aus Pókaszepetk zwei Fragen: wie kann man die zweierlei Bestattungsarten innerhalb eines Grabes erklären, und was ist der ethnische Hintergrund dieser Erscheinung? Bei der Suche nach Analogien erhält man fast gleichzeitig auf beide Fragen Antwort. Géza Fehér machte die Forschung an Hand der Gräber 241—242 und 280—281 in Zalavár (10. Jh.) darauf aufmerksam, daß man hier den ersten archäologischen Beleg für jene, aus den Quellen wohl bekannte Angabe vor sich hat, nach welcher beim Tod des slawischen Mannes seine Frau neben ihn begraben wurde. 9 Die Frage der sog. „Witwenbestattung" tritt in der neueren archäologischen Literatur immer häufiger in den Vordergrund, und zwar im Zusammenhang mit den Brandgräbern. So erwägt der Herausgeber der Urnen aus den Hügelbrandgräbern in Someseni (Transylvanien, Rumänien), die auf die zweite Hälfte des 8. Jhs. zu datieren sind, die Möglichkeit, daß mit dem slawischen Fürsten, der mit awarischen, gegossenen Gürtelbeschlägen ausgerüstet war, auch andere Toten verbrannt wur den: wie man es auf Grund der diesbezüglichen Quellen vermuten wird, war es seine Frau oder seine Lieblingssklavin. 1 0 Für die brandenburgischen frühen slawischen Bestattungen stellten W. Unverzagt und J. Herman im Falle des Grabes 2 im Prützkeer Gräberfeld (Ende des 7. — Beginn des 8. Jhs.) ähnliche Tatsache fest, und sie beriefen sich dabei auf dieselben schriftlichen Quellen. Aus dem menschlichen Resten in der Urne ging nämlich klar hervor, daß das Grab eine gemeinsame Bestattung eines älteren Mannes und einer jungen Frau war. 1 1 Vergleicht man diese Angaben mit den Gräbern 42 und 47 aus Pókaszepetk, so kommt man zu der folgenden Annahme: Während in Rumänien, in den Somesenier Hügelgräbern awarische Beschläge tragende, d.h. die materielle Kultur der Awaren übernehmende Männer mit ihren — ebenfalls slawischen — Frauen, dem slawischen Brandritus entsprechend gemeinsam bestattet sind, zeugen die Pókaszepetker Gräber davon, daß einzelne slawischen Volkselemente des frühawarenzeitlichen Völkerkomplexes nicht nur gewisse Züge ihrer materiellen Kultur beibehielten, sondern auch gewissermaßen an den Elementen ihrer geistigen Kultur festhielten. Das würde für den besprochenen Fall bedeuten, daß beim Tode des awarischen Mannes seine slawische Frau neben ihn bestattet wurde, doch dem alten slawischen Ritus entsprechend. Diese Vermutung wird von den Bronzeanhängern aus Grab 42 bestätigt, deren Herkunft man — als eines Bestandteiles der Frauentracht —, auf Grund der Analyse des Materials des Oroszlányer Gräberfeldes — in ostslawischer Umgebung zu suchen hat; und zwar in solche Gebieten, wo unter den Bestattungsriten neben dem Verbrennen auch der birituale Brauch bekannt war. 1 2 » Cs. Sós A., FA 10(1958) 110. Abb. 21; 115. ff. 8 Fehér G., а. а. О. 224 f.; Cs. Sós A., SIA 1960. 241 ff. Für die üblichen detaillierten Quellenangaben cf. Lewicki, T., Obrzedy pogrzebowe prgariskich Slowian w opisach podrózników i pisarzy arabskich glównic z IX —X. w. Archeologia Warszawa 5(1952) 122 ff. 1 0 Makrja, M., Slawjanskij mogilnik w Someschemi. Dacia Ns 2(1958) 351 ff. 1 1 Unverzagt, W. —Hermann, ]., Das slawische Brandgräberfeld von Prützke Kr. Eberswalde. AuF 3(1958) 109. 1 2 Cs. Sós A., FA 10(1950) loc. cit.