Folia archeologica 14.

Soproni Sándor : Római sírvers Szentendréről

56 S. Soproni Das Fragment von Szentendre dürfte, der Form und der Anzapfstelle nach zu urteilen, als Zubehör einer Begräbnisstätte (area maceria cincta) ge­dient haben. 1 0­1 1 Der Sarkophag von Aquincum wurde für einen der in Szent­endre stationierenden cohors [XI nova Surorum Sagittariorum angehörenden Soldaten hergestellt; die zuletzt gefundene Inschrift ist nun aber gerade in Szentendre, dem Garnisonsort der Kohorte zum Vorschein gekommen und gehört auf Grund ihres Alters aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Denk­mälern der syrischen Kohorte. Ähnlich wie in Intercisa, 1 2 wo eine andere syrische Kohorte stationierte, glauben wir auch in Szentendre eine bedeutende Kolonie von Syriern ver­müten zu dürfen, 1 3 da Szentendre der erste Garnisonsort der neugegründeten Kohorte war. 1 4 Entgegen der Meinung Eggers 1 5 befand sich in Pannonién eine bedeu­tende syrische Kolonie, die bestimmt eine Rolle in der Verbreitung des späten Epikureismus gespielt hatte, da auch diese beiden epikureischen Akrostischen auf zwei Denkmälern syrischer Beziehung entdeckt worden sind. Noch zwei weitere Grabinschriften in Versform und ähnlichen Alters stammen bekanntlich aus Orten der Umgebung Aquincums: aus Nagytétény (Campona) und Csákvár. 1 6 Die ersten Zeilen der beiden Epitaphe sind beinahe völlig identisch, es dürften somit beide von derselben Person verfaßt worden sein. Die Buchstabentypen der Inschrift von Nagytétény stimmen mit jenen von Szentendre überein, auf Grund des Grabsteins von Csákvár gehören beide derselben Zeit an, 1 7 daraus folgt aber, daß alle vier Inschriften — die von Aquincum, Szentendre, Nagytétény und Csákvár — gleichaltrig sein müssen und aus derselben Werkstatt entstammen. Der Verfasser der Grabinschriften dürfte der Dichter Lupus gewesen sein, der für diese Werkstatte arbeitete und gewerbsmäßig Gedichte für Grabinschriften verfaßte. Gewisse Ähnlichkeiten lassen die Vermutung zu, daß auch das ebenfalls derselben Zeit angehörende Epitaph 1 8 der Aelia Sabina, der Gattin des Organisten von Aquincum, von ihm verfaßt worden ist. Die Tätigkeit des Dichters Lupus müssen wir in das 3—4. Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts setzen. Die Auftraggeber konnten unter seinen Gelegenheits­gedichten auch Belieben wählen und es kann daher nicht als Zufall angesehen werden, daß die Besteller auf den Sarkophag des syrischen Soldaten in Aquin­cum, und auf das im einstigen Garnisonsort der syrischen cohors gefundene Denkmal einander ähnliche epikureische Verse schreiben ließen.

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