Folia archeologica 14.
László Vértes: Zwei paläolithische Gefäße aus der Theiß
Zwei paläolithische Gefäße aus der Theiß 11 fern waren. Wir meinen nämlich, daß ebenso, wie im Westen der Bison — nach Aussage der unzähligen Bisondarstellungen — zu jener Zeit in einem Fokus der Jägerreligion gestanden haben dürfte, der Mammut — nach Aussage der mährischen und ukrainischen Figurinen in der Lößfunden — im Zentrum oder doch mindestens in einem der Schwerpunkte der kultischen Betrachtungsweise der Gravettienjäger stand. Unserer unbeweisbaren, doch nicht unwahrscheinlichen Annahme zufolge dürfte das Bisonhorn aus Laussei ein Requisit der Bison-Zeremonien, das in der Theiß gefundene „Trinkhorn" aus Mammutelfenbein hingegen eines der Mammutzeremonien gewesen sein. Bezüglich des aus Elchgeweih verfertigten kleinen Bechers könnten wir uns auf dieselben „Analogien" berufen und hinzufügen, daß man im bedeutend jüngeren „Robenhausien", im Fundort Robenhausen einen in der Form annähernd ähnlichen, aus Rothirschgeweih geschnitzten Becher fand. 1 2 Dieser, zur Pfahlbautenkultur gehörende Fund hat außer einer Übereinstimmung in der Form selbstverständlich nichts mit unserem gemeinsam. Höchstens könnte man so viel noch in dieser Beziehung sagen, daß man, nach den Vorläufern der Tongefäße forschend, neben den oben erwähnten Rohmaterialien bzw. Gefäßvorläufern den aus Geweih geschnitzten Gefäßen eine nicht geringere Bedeutung beimessen muß. Um nun das Wenige, das wir über diese zwei eigenartigen und beispiellosen Objekte wissen, zusammenzufassen: sie stammen wahrscheinlich aus Gravettensiedlungen, die gegen Ende der Würm-Vereiserung lebten und sind betreffs ihrer Funktion annehmbarerweise Kultobjekte; ihre näheren Analogien konnten unter den Paläolithfunden bisher nicht gefunden werden. Das aus Mammutelfenbein verfertigte Gefäß könnte am ehesten mit der „Füllhorn"Darstellung der Venus von Laussei vergleichen werden; für das aus Elchgeweich verfertigte Gefäß gibt es unseres Wissens keine altsteinzeitliche Analogie. Schließlich möchte ich meinen Kollegen im Damjanich Museum zu Szolnok aufrichtig danken für ihre Freundlichkeit, mit der sie diese zwei seltenen Stücke zur Bearbeitung uns zur Verfügung gestellt haben. lAszló vértes l a Messikommer , H., Die Pfahlbauten von Robenhausen. (Zürich 1913) Taf. XII/5.