Folia archeologica 12.

Szakács Margit: Zarzetzky József pesti gyufagyárai

Die Pester Zûndboliçfabriken von J. Zarzetzky 317 Unter den Gründen, die die Behörde bewogen hatte, die Sperrung der Fabrik anzuordnen, ist auch die Beschäftigung von Kindern in vorschrifts­widrigem Alter angeführt. Als billigere Arbeitskraft wurden nämlich sowohl Kinder — wie auch Frauen — von unseren Zündholzfabriken — so auch von Zarzetzky — gern beschäftigt. Die Blütezeit der Fabrik Zarzetzky fällt in die 60er Jahre. Sie hatte sich zur grössten, mit der grössten Arbeiterzahl betriebenen Fabrik der Haupt­stadt entwickelt. Die Fabrikseinrichtungen wurden modernisiert und Dampf­maschinen eingestellt. Die Erzeugnisse wurden schon seit Ende der 50er Jahre durch die Herstellung von Firnissen, Siegellack, Funseln, Zündern und anderen chemischen Artikeln vielfältiger. Zur Ausdehnung der Handelsbe­ziehungen der Fabrik trug ihre Teilnahme an der Londoner Ausstellung von 1862 viel bei, auf der ihre Produkte lobend erwähnt wurden. Hinsichtlich der Produktivität der Fabrik scheinen uns die Angaben et­was übertrieben, denn sie geben eine Tagesleistung von 13 Millionen Zünd­hölzern an, neben der Verarbeitung von anderem Rohmaterial in ebenfalls grossen Mengen. Die beiden Lagerräume in der Hauptstadt sowie die Nieder­lagen in der Provinz sprechen zweifellos für einen reichen Vorrat an Waren. Die Zahl der im Jahre 1865 beschäftigten Arbeiter war am höchsten und betrug, laut glaubwürdigen Quellen nicht weniger als 800 Mann, sämtliche Angestellte miteingerechnet. Im Jahre 1867 repräsentiert die Fabrik an der Pariser Weltausstellung die ungarische Zündholzindustrie. Unter den ausgestellten Gegenständen war das aus lauter farbigen Zündhölzchen zusammengestellte Bild der Fabrikan­lage. Das Bild wird von uns als ein bald hundertjähriges Produkt unserer Zünd­holzindustrie und als ein Denkmal der einstigen namhaften Fabrik in Evidenz gehalten. Für die Erfolge in den 60er Jahren wurde Zarzetzky ausgezeichnet: er erhielt das Verdienstkreuz für seine industriefördernde Tätigkeit. Im Sommer 1868 wurde sie mit einem Kapital von 600 000 Gulden zur Aktiengesellschaft und im Jahr darauf mittels neuer Investitionen noch mehr er­weitert. Verschiedene Werkstätten, Tockenkammern und Packräume erhiel­ten im neuen Gebäude Platz. Bald aber lässt die Zunahme der Produktion nach und auch die Geschäftsstockung lässt nicht lange auf sich warten. Im Jahre 1870 machen sich schon die Symptome der Krise auch in der Fabrik fühlbar. Im Dezember 1872 erklärt sich die Aktiengesellschaft als aufgelöst. Vorher aber sollte sich auch noch die Unzufriedenheit der Arbeiter entladen und zwar im Zusammenhang mit der Verwendung der in den Krankenverein eingezahl­ten Beträge. Infolge der durch die Überproduktion entstandenen Krise von 1873 kam es zur Stillegung der Fabrik. Die Streichholzfabrikation wurde von seinem Sohn fortgesetzt. Im Jahre 1875—77 besass er in der Gyárgasse Nr 29 eine kleinere Fabrik. Er beschäf­tigte nicht mehr als 73 Arbeiter und zählte um die Mitte der 70er Jahre auch mit dieser kleinen Arbeiterzahl zu den Grossen, da sich infolge der Krise die ungarische Zündholzindustrie auf einem Tiefpunkt befand.

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