Folia archeologica 12.
Kovalovszki Júlia: A szarvasi honfoglaláskori ezüst karperec
Das Silberarmband von Szarvas aus der Zeit der Landnahme 181 DAS SILBERARMBAND VON SZARVAS AUS DER ZEIT DER LANDNAHME Die Verfasserin publiziert ein aus der Zeit der ungarischen Landnahme stammendes und mit großem künstlerischem Geschmack verziertes, vergoldetes Silberarmband, welches in der Umgebung von Szarvas (Komitat Békés) in mehreren Bruchstücken gefunden wurde. (Taf. XXXVI, la-b) Das Band war schon während des Gebrauchs zerbrochen, was aus den, entlang der Bruchlinie in das Band geschlagenen Löchern ersichtlich ist, und später wurde der Bruchrand abgeschnitten. Auf Grund der ergänzten Maße des Bandes und der an beiden Enden entschieden abgeschlossenen Verzierungen desselben, sowie der Uberreste der ursprünglichen Schlißvorrichtung, weist die Verfasserin nach, daß dieses Bandfragment ein Armband gewesen sei, dessen gerollte Endpartien scharnierähnlich zusammengeschlossen worden waren. Seine Feststellung stützt die Verfasserin mit einer Reihe von einheimischen und ausländischen archäologischen Parallelen. Sowohl die gegenwärtige Biegung des Bandes, als seine später ausgestaltete Verschlußvorrichtung — das am einen Armbandende eingeschlagene Loch wurde mit dem am anderen Ende in der Mitte erhalten gebliebenen Röhrchen verbunden — zeugen dafür, daß das Band auch nach seiner Verstümmelung als Armband benützt worden ist. Am Armband reihen sich in zweifachen kreisförmigen Umrahmungen stilisierte Tiergestalten (flügellose Greife) aneinander. Die den einen Vorderfuß hebenden, vorwärts schreitenden Tiere kehren dem Beschauer abwechselnd ihre Stirnseite bzw. den Rücken zu. Das Material des Armbandes, seine Verzierung mit Palmettenmotiven, ferner seiner Schmucktechnik (durch Schlag eingepunzte Linien, Zurückhämmern des Grundes und Vergoldung), weisen das Stück in den Kreis der Taschenbleche; die Kraft des Ausdrucks in der Darstellung, die proportionierte Ausfüllung des gegebenen Raumes, endlich die entschlossene, schwungvolle Linienführung usw. weisen auf einen ganz trefflichen Meister der Goldschmiedekunst. Diese Erwägungen bewogen die Verfasserin zur Annahme, daß das Armband, zusammen mit einem Teil der angeführten Goldschmiedearbeiten, im IX. Jahrhundert wahrscheinlich von einer fürstlichen Werkstatt in der Umgebung von Kiew sei. Einige charakteristische Züge der Tierfiguren lassen deutlich erkennen, daß die Wurzeln dieses Stils in jener späten Steppenkultur zu suchen sind, der die skythische Kultur zugrunde lag, aber von iranisch-byzantinischen Einflüssen ebenfalls befruchtet wurde. Als Beispiel für die erstere Feststellung sei u. a. auf den stark akzentuierten Vorderschenkel der Tierfigur hingewiesen, während sich der iranisch-byzantinische Einfluß bei der Darstellung des Tierschwanzes geltend macht, der sich nach vorne aufwärts rollt. (Letztere Art der Darstellung ist im bisherigen Fundmaterial der Landnahmezeit beinahe unbekannt.) Ähnliche Charakteristiken (z. B. ein auf ähnliche Art dargestellter Tierschwanz) findet man an den Tierfiguren einiger ungarischer Steindenkmäler aus dem XI —XIII. Jahrhundert. Die Bedeutung des Armbandes sieht die Verfasserin darin, daß dieses den im Kreis der Taschenbleche überwiegend aus Palmettenmotiven bestehenden