Folia archeologica 12.
É. B. Bonis: Römerzeitliche Gräber in Halimba
100 É. В. Bonis Zur Datierung der Gräber von Halimba-Cseres hat man weder Münzen, noch echte Sigillaten. Wir sind daher auf die einfache Keramik angewiesen. Die Urne in Grab 1. ermöglicht uns keine nähere Zeitbestimmung; obwohl ihre einfache, glatte, unverzierte Ausarbeitung die Vermutung einer Verwandtschaft mit den vom Ende des 1. Jhs. und der ersten Hälfte des 2. Jhs. stammenden Urnen aus Savaria und Carnuntum zulässt, 1 9 kennen wir eine solche, einfach ausgearbeitete Urne mit gerippter Oberfläche auch aus der ersten Hälfte des 1. Jhs. aus einem Grab in Carnuntum. 2 0 Für die Zeitbestimmung ist uns die Tonschüssel Nr. 2. aus Grab 4. wertvoller. (Taf. XIX, 2.) Diese feinverzierte Schüssel gilt in Pannonién als Rarität und gehört in die Gruppe der „rätischen Ware". Ursprung, Varianten und Chronologie dieser Art der Keramik wurden von F. Drexel bestimmt. 2 1 Im folgenden bauen wir auf seine Chronologie, was wir umso mehr tun können, als auch von E. Ettlinger, einem der besten Kenner der rätischen Keramik hervorgehoben wurde, wie glänzend die Gruppierungen und Vermutungen Drexels sind. 2 2 Die Bestimmungen von Drexel wurden in den Publikationen ähnlichen Materials durch die Beobachtungen der archäologischen Schichten weiter verfeinert, 23 sodass wir die Möglichkeit haben, Alter und Situation unserer Schüssel zu bestimmen. Treffend wies H. Comfort darauf hin, 2 4 dass die Benennung „rätische Ware" geographisch viel zu eingeengt sei, da dieselbe Ware auch anderenorts hergestellt wurde. Da aber das Hauptzentrum dieser Ware dennoch Rätien war, und sich daher die Benennung in der Fachliteratur eingebürgert hatte, möchten wir diese im folgenden beibehalten. Von der Besprechung der ursprünglichen Herkunft der rätischen Ware 25 möchten wir absehen und wir erwähnen nur die den von Drexel aufgestellten Gruppen unmittelbar vorangehenden Vorbilder aus dem 1. Jh. So die Gruppe rot bemalter und grün glasierter Keramik, die mit feinen, haarnadelartig gebogenen Barbotinfäden verziert ist, 2 6 und zu der wir bisher in Pannonién 1 9 Bonis É ., a. a. О. Taf. V. 3. ist dieser Form verwandt. S. ferner Mócsy A., Arch. Ért. 81 (1954) S. 186. Von den Urnen des Gräberfeldes der Hämän-Katö-Straße ist unserem Stück Nr. 49/1 am verwandtesten; die Zeit, als die Gräber in die Erde gerieten, reicht in diesem Gräberfeld bis 140. 2 0 Kenner, H , a. a. О. S. 86. Abb. 40. Urne ohne Deckel; eine unserem Stück sehr ähnliche Urne aus Carnuntum, 1. Jh.: Swoboda-Milenovic, R. M., Grabungen 1956. Carnuntum Jahrbuch. 1956. S. 62-63. Taf. III. Abb. 2. 2 1 Drexel, F., ORL 66 c, Faimingen. S. 80-84. 2 2 Ettlinger, F.—Simonelt, C., Römische Keramik aus dem Schutthügel von Vindonissa. (Basel 1952) S. 39-40. 2 3 Fischer, U., Keramik aus den Holzhäusern zwischen der 1. und der 2. Querstraße. Cambodunumforschungen II. Materialhefte z. Bay. Vorgesch. 10. (Kallmünz 1957) S. 24. ff., S. 38. ff.; Nierhaus, R., a. a. O. S. 61. 2 4 Comfort, H., An unusual roman bowl at Strassbourg. AJA 63(1959) S. 277 — 278. 2 5 Es ist letzten Endes auf die hellenistischen megarischen Gefäße zurückzuführen. Drexel, F., a. a. O. S. 83. ff.; Ettlinger, E.-Simonelt, C., a. a. O. S. 40., 53. 2 6 Ettlinger, E., Die Keramik der Auguster Thermen. Monographien zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz. 1949. S. 85. Hier stellt er über die Gruppe mit Haarnadelverzierung fest, daß sie älter als Drexels Gruppen ist. Das Stück auf Taf. 38., Abb. 4., auf dem kreuzweise angebrachte Tonfäden sind, hält er für Import aus Faimingen. S. ferner Fischer, U. a. a. O. S. 38. 3. Periode.