Folia archeologica 10.

A. Mócsy: Die spätrömische Schiffslände in Contra Florentiam

Die späirömische Schiffslände in Contra Florentiam 93 Nach alldem wurden die Mauerreste am 21. und 24. Januar 1958 von uns abgemessen und fotografiert. Die Mauern stehen im Donaubett, und sind nur bei einem ausserordentlich niedrigen Wasserstadt völlig trocken (Taf. XV, 1—2). Sonst sind sie völlig oder grösstenteils unter Wasser. Das Wasser spült die losen Sandschichten unter den Mauren langsam weg, so wurden die dem Storme näher liegenden Blöcke bereits losgerissen und sind abgerutscht (Taf. XV, 1). Bei der Rekonstruktion ist mit einer Bewegung von etwa 0,50 m einiger Mauerblöcke zu rechnen. Ein in nordsüdlicher Richtung liegender Mauerzug zerbrach in drei Stücke und drehte sich in seiner Länsachse dem Storme zu (Taf. XVI, 1). Da alle Mauern beim Tiefstand der Donau auch unter dem römischen Fussbodenniveau völlig blossgelegt sind, kann deren Bautechnik genau studiert werden. An den Mauern sind nämlich bis zu einer Höhe von 1,0 m Abdrücke von horizontal liegenden Rutenbüdeln (Taf. XVI, 3—4) und vertikal stehenden Pfosten (Taf. XVI, 2—4) — Stärke 8—10 cm — zu beobachten. Der Gang des Baues ist demnach so vorzustellen, dass die Wände des für die Grundmauer gehobenen Grabens (Tiefe 1,6 m) beiderseits mit Pfosten verstärkt waren, zwischen die Pfosten und die Wand des Grabens hat man Rutenbündel eingedrückt, um die Wand des Grabens vom Einsturz des aus Sand und Kiesel bestehenden lockeren Bodens zu schützen. Zwischen diese, mit Pfosten befestigten Rutenbündel hat man die Mauer mit losen Steinen und viel Mörtel aufgebaut; in einer Tiefe von 0,6 m ging dann das Mauern schon ohne Pfosten und Rutenbündel. Oberhalb des Fussbodens ist die Mauer an der Aussenseite mit Mörtel glattgestrichen, an der Innenseite mit Bauziegeln in regelmässigen Schichten sorgfältig gebaut. Die Stärke der Grundmauer wächst von unten nach oben: von etwa 1,40 m bis 1,90 m. Am breitesten ist sie in der Höhe des Fussbodenniveaus; von da an ist ihre Stärke 1,50 m. Die Mauern sind heute jedoch oberhalb des Fussbodens nur in einer Höhe von höchstens 0,20—0,40 m erhalten geblieben. Im Süden sind Reste eines quadratischen Turmes erhalten, mit 6,4 m langen Seiten (Taf. XV, 1). Von der Mitte der Nordseite des Turmes geht eine Mauer in nördlicher Richtung (Taf. XVI, 1). Weiter nördlich sind Reste eines ähnlichen, jedoch stärker zerstörten Turmes erkennbar. In der Mitte, zwischen den Türmen, sind heute nur noch zwei kleine Reste der Grund­mauer vorhanden. Das Bild entspricht also vollkommen dem von F. Halász gegebenen Plan. Die beiden, von den Türmen in westlicher Richtung zum Fluss ziehenden Mauern sind unterm Wasser als zwei aus Stein- und Mörtel­bruchstücken bestehende Streifen erkennbar. Die Spannweite von der Nord­seite des Nordturmes bis zur Südseite des Südturmes beträgt 54,50 m. Der gewonnene Grundriss (Abb. 12) gleicht genau den sog. valentinia­nischen Brückenköpfen oder richtiger Schiffsländen. 1 2 Um eine möglichst vollständige Rekonstruktion erzielen zu können, müssen wir deshalb die anderen, z. Zt. bekannten Bauten durchblicken. Am Rhein führt W. Schleiermacher zwei Festungen, die von Neckarau und die von Engers an. 1 3 Die Festung von Neckarau 1 4 (Abb. 13) ist insofern 1 1 Schleiermacher , W., Befestige Schiffsländen Valentinians. Germania 26(1942) 191. 1 3 weitere, nicht sichere Fälle ebenda 194. 1 4 Gropengiesser, H., Spätrömischer Burgus bei Mannheim-Neckarau. Bad. Fber. 13(1937) 117.

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