Folia archeologica 10.
J. Kalmár: Die Tschinke, oder Teschner Büchse
Die 1 sc h in ke, oder T eschner Büchse 187 Zwei Paar Teschinken stammen aus ein und derselben Werkstatt. Der Lauf aller vier Exemplare weist ein eingeschlagenes I. W. Monogramm auf. Bei zwei Stücken befindet sich noch neben den Buchstaben ein eigeschlagener Pfeil. Die Laufweite beträgt bei allen vier Stücken 9 mm, die Länge des Laufes 1030, 1025, 955 und 950 mm. Die gravierten Schlossplatten stellen Jagdhunde und Tiergestalten dar. Abgesehen von den eben besprochenen vier Exemplaren, finden wir an keiner einzigen Tschinke Meistermarken. Stockei bemerkt in seinem Werke lediglich, dass das J. W. Monogramm an Tschinken aus den Jahren um 1625 vorkomme. 3 2 (T. XXVII. 1.) Unsere Karabiner sind von gleichem Äusseren und gleicher Verzierung, jedoch sind die Läufe kürzer. Die Lauflängen betragen 534, 690, 795 mm, die Laufweiten 6,5 und 9 mm. Auch bei den Karabinern kann die Dekadenzperiode verfolgt werden. CT. XXX. 1—4.) Ausser den eben beschreibenen Exemplaren bewahrt unsere Waffensammlung noch 10 Stück gänzlich schmucklose Teschinken mit schwarz gebeiztem Schaft. Ihr Kaliber beträgt einheitlich 10 mm. Wir können hier den interessanten Fall konstatieren, dass die Läufe dieser Teschinken — ganz im Gegensatz zu den vorherigen durchweg mit Meistermarken versehen sind. Den Namen des Meisters jedoch suchen wir vergebens. Dieselbe Meistermarke wiederholt sich in einzelnen Fällen an den in ausländischen Sammlungen befindlichen Läufen, aber ausnahmslos an Teschinken. Wir dürfen ihre Herstellungszeit in den Jahren um 1680 annehmen. Unserer Meinung nach verfertigten die Hersteller der schwarz geschäfteten Tschinkenrohre keine anderen Gewehrläufe und arbeiteten in vollständiger Isoliertheit, denn es ist der Fachliteratur noch nicht gelungen, ihnen auf die Spur zu kommen. Diese einheitlichen Exemplare von einfach-bescheidenem Äusseren dienten offenbar militärischen Zwecken. Es sind weder Prunk- noch Jagdwaffen. Es wäre möglich, dass sie zur Zeit des Thököly-Freiheitskrieges als Soldatengewehre auf ungarisches Gebiet gelangten, darauf wiesen im Besonderen ihr einheitliches Kaliber und Äussere hin. Freilich besteht auch die Möglichkeit, dass sie in der Niedergangsperiode erzeugt, den Salzschmugglern als Waffe dienten. (T. XXVII. 4.) Die Esterházy-Sammlung in Fraknó bewahrt 6 Tschinken aus dem XVII. Jahrhundert. Ihre Laufweite beträgt 9 mm. Auf dem Lauf eines einzigen Exemplares finden wir eine A. x. K. Marke. Die Lauflänge schwankt zwischen 975—1115 mm. 3 3 In der Batthyány-Sammlung in Körmend befindet sich ein TschinkenKarabiner. Diese kurze Tschinken-Abart kommt recht selten vor. Der Lauf ist nur 530 mm lang, das Kaliber beträgt 8 mm. In den Lauf ist die Marke W. S. eingeschlagen. Nach Szendrei stammt das Stück aus dem XVI. Jahrh. 3 4 Während wir in Osteuropa die Tschinken ohne Ausnahme als von sächsischer, ostdeutscher, polnischer, oder aber kurländischer Abstammung bezeichnen, werden sie im Westen als französische, niederländische oder italienische Erzeugnisse gewertet. 3 2 Stockei, J. F., Haandskydevaahens Bedömmelse. (Kobenhavn 1938) 3 3 Szendrei J., Magyar hadtörténelmi emlékek. (Bp. 1896) S. 431—438. 501. 3 1 Szendrei J., a. a. O. S. 377.