Folia archeologica 10.
A. Mócsy: Die spätrömische Schiffslände in Contra Florentiam
Die spätrömische Schiffslände in Contra Florentiam 99 3. Vor der Nordseite der Schiffslände hat Paulovics spätrömische Erdund Ziegelgräber in auffallend grosser Zahl entdeckt, auch Frauen- und Kindergräber. (Uber Skelettgräber bei der Festung in Dunaszekcső habe ich auch einiges, aber nicht Gesichertes erfahren). 4. Kleinfunde, die in den kurzlebigen burgi der Spätzeit so sehr selten sind, kamen in Nógrádverőce in einer ungewöhnlich grossen Menge vor, darunter ein Bronzegewicht und viele rohe Bernsteinstücke. Diese Funde setzen einerseits ein langes Leben der Anlage, andererseits rege Handelsbeziehungen mit den Barbaren voraus 3 2/®, in einer Zeitperiode jedoch, als die Barbaren commerciis vetitis ultima ope necessariorum stringebantur (Ammianus 27, 5, 7). Diese Details machen den Eindruck, dass die Festung Nógrádverőce eine längere Zeit, als die Regierung Valentinians bestanden haben muss. Für die Datierung auf die Zeit Valentinians fällt die Ammianstelle 30,5 weg, da, wie wir gesehen haben, die angeblichen Reste der Schiffsbrücke sich als Reste der Schiffslände erwiesen. Übrigens hängt der Angriff Valentinians mit der Erbauungszeit der Anlage auch nicht eng zusammen. Was die sog. valentinianischen Ziegelstempel betrifft, herrscht über ihre Datierung eine völlige Übereinstimmung. Der Zeitansatz dieser Stempelgruppe ging von der Identifizierung des Frigeridus v(ir) p(erfectissimus) dux auf den Stempeln mit dem Frigeridus bei Ammian 31, 7; 9; 10 aus, wonach dieser Offizier in den Jahren 374—375 dux Valeriae gewesen wäre. 3 3 Da mit seinen Stempeln einige andere Offizierstempel eng verbunden sind (Valentinus, Lupp. . .), 34 andere weitere Stempel aber bei Grabungen mit ihnen stratigraphisch vergesellschaftet sind, 3 5 entstand eine geschlossene Gruppe spätrömischer Ziegelstempel 3 6, deren Datierung auf die Zeit Valentinians als gesichert angenommen wurde. Die stratigraphische Vergesellschaftung der Stempel ist jedoch kein allzu eindeutiger Beweis für die Datierung. Am Donaulimes Pannoniens haben wir beinahe immer mit sehr gestörten spätrömischen Schichten zu tun; da keine Siedlungskontinuität von der Römerzeit bis zum Mittelalter reicht, sind die Schichten des 4. Jh. immer die obersten der Grabungsgelände. Sie sind durch Ackerbau, spätere Planierungen und Abnahme der Bodenhöhe nie für genauere stratigraphische Beobachtungen geeignet. Die Formulierung der Stempeltexte weist auffallende Unterschiede auf. Von diesem Gesichtspunkt betrachtet, können die Stempel in folgende Gruppen geordnet werden: 3 2/a Zur Rolle der burgi im Aussenhandel Swoboda , В., Carnuntum 3 (Graz —Köln, 1958) 232. 3 3 Seit dem —allerdings nicht so scharf formulierten —Artikel Seeck's, PW VII(1912) 102, dann K»z si>"zMy В., а. а. О.; für die spätere Forschung waren die Ausführungen von Alföldi A. entscheidend; Untergang. . .1. 83. Vgl. auch Egger , R., Anz. Akad. Wiss. (Wien, 1954) 103, Anm. 3. und Alföldi A., Arch. Ért. 52(1939) 107. 3 4 Alföldi A., Untergang. . .1. 83. 3 5 Egger, R., a. a. О. 3 9 bei Alföldi A., Arch. Ért. 39 (1920—22) 96.; Szilágyi J., Inscr. teg. 94—102.; Ders., Arch. Ért. 1941. 60. 7*