Folia archeologica 8.

Maria R. Alföldi: Beiträge zur Frage der Cistophori Kaisers Hadrian

94 M. R. Alföldi was mehr Ruhe und Stabilität noch in Domitians Zeiten auch den Grenzgebieten versichert. Es muss aber als eine typische Erscheinung betrachtet werden, dass auf den wenigen Cistophoren, die unter Domitian geprägt werden, immer wie­der durch Erwähnung des Germanicus-Titels des Kaisers 3 3 auf den militärischen Ereignisse und Erfolge im Westen hingewiesen wird. Es ist also zwingend an­zunehmen, dass die kaiserliche Propaganda an diesen Prägungen in erster Linie an Soldaten gerichtet ist. In welchem Masse das Erscheinen dieser Münzart in der Provinz Asia von der jeweiligen militärischen Lage abhängig war, ist besonders klar unter der Regierung Traians ersichtlich. Nach der kleinen Serie, die bei seinen Regie­rungsantritt erschienen ist, 3 4 wird im Osten lateinisch beschriftete Scheide­münze nur um 115 —116 wieder geprägt, 3 5 sicherlich um das zum Partherkrieg 36 versammelte Militär genügend mit Geld versehen zu können. Nach diesen Beispielen muss es als gesichert angenommen werden, dass die neu beginnende Cistophorenprägung, die um 125 datiert wurde, 3 7 wieder mit militärischen Bewegungen in Zusammenhang zu bringen ist. Im Jahre 123 gelingt es Hadrian manche Streitfragen durch persönliche Verhandlungen mit den Parthern zu lösen. 3 8 Da die Lage schon arg gespannt war, war sicherlich die Anwesenheit des Kaisers an der Ostgrenze mit einer beträchtlichen Truppen­konzentrierung auch verbunden. Dieses Ereignis hat wohl die energische Wieder­aufnahme der Cistophorenprägung veranlasst, deren Beginn so etwa zwei Jahre früher als bisher angenommen werden kann. Die Lagt wird aber wegen der zunehmenden Unruhe in Judäa immer schwieriger. Der Aufmarsch der Vexillationen, der an Hand des oben erwähnten Barbareneinfalles in Aquin­cum etwa 130 oder 131 angeordnet werden musste, wird sicherlich schon zu den Vorbereitungen des Judenkrieges gehören. Die Zahl der Truppen konnte jetzt in diesem Gebiet beträchtlich erhöht worden sein, 3 9 wodurch man die schnelle Überprägung der neuen Cistophori auf früheren, ebenfalls drei Denaren werten Münzen auch begreifen kann. Da diesmal eine, die übliche Zahl weit übertref­fende Serie geprägt werden musste, und das alles womöglich in grosser Schnellig­keit, kann man die auffallende Verschlechterung der Qualität der jetzt erschei­nenden Emissionen ebenfalls nicht staunen. Die Cistophorenprägung gelangt zu ein plötzliches und schnelles Ende unter Antoninus Pius. 4 0 Die Ostgrenze ist unter dem Schutz der gut organisier­ten Limesverteidigung übergehend verhältnismässig ruhiger geworden ; die dort stationierten Truppen genügen jetzt zum Bewachen derselben. Es scheint übrigens, dass die grossen sog. Kolonialmünzstätten, vor allem sicher Antiochia ad Orontem, Caesarea Cappadociae und vielleicht teilweise Alexandria auch 3 3 BMCat. Rom. Imp. II, London, 1930, S. XCVII. 3 4 BMCat. Rom. Imp. III, London, 1936, S. CVII. 3 5 Die Prägestätte ist vorläufig unsicher, vgl. BMCat. Rom. Imp. III, S. CVIII. 3 6 E. Kornemann, Mittelmeerraum II, S. 114. ff. 3 7 H. Mattingly, BMCat. Rom. Imp. III, S. CLIV. ff., besonders S. CLVII. ff. im wesent­lichen der Arbeit H. Herzfelders (vgl. oben Anm. 4.) folgend. 3 8 E. Kornemann, Mittelmeerraum II, S. 129. 3 9 Über diese Truppenkonzentrierung vgl. zusammenfassend E. Ritterling, PW-RE s. v. Legio, Bd. XII, 1925, Sp. 1287. ff. bzw. passim, in der Beschreibung der Geschichte der betreffen­den Legionen. — Die Zeitfolge der Ereignisse vgl. E. Kornemann, Mittelmeerraum II, S. 142. f. 4 0 BMCat. Rom. Imp. IV, London, 1940, S. XIII.

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