Folia archeologica 8.

M. Herrmann — D. Jánossy — J. Stieber — L. Vértes: Ausgrabungen in der Petényi- und Pesko-Höhle (Bükk-Gebirge)

10 L. Vértes die vom Natoufien bis zur Federmesser-Gruppe konvergente Formen zustande bringen. Die Funde der Petényi-Höhle sind Werkzeuge der epipaläolithischen Kultur dieser Epoche, und sind zusammen mit den aus der Peskő- und der Balla-Höhle seinerzeits ausgegrabenen und als Magdalénien bestimmten Funden als lokale Erscheinungen dieser konvergenten Gruppen aufzufassen. Falls wir annehmen, dass bei den früheren Ausgrabungen, neben den damaligen schwer­fälligeren Beobachtungsmöglichkeiten und Methoden die einzelnen einander ähnlichen Schichten gut abgesondert werden konnten, wäre es möglich, dass unser Fund jünger ist als die Kulturreste der oberen Schichten der Peskő- und der Balla-Höhle und von diesen abstammt. Diese Frage kann leider nur durch neue Funde ähnlichen Charakters geklärt werden, da aus der Balla- und der Pesko-Höhle die oberen Schichten bei den früheren Ausgrabungen bereits vollkommen entfernt wurden. In der Pesko-Höhle haben wir, im Verhältniss zur Grösse des erforschten Blockes und hauptsächlich in Anbetracht dessen, dass nach Kadic 1 4 in dieser Höhle auf den noch unerforschten Gebieten „Knochen und Paläolithwerkzeuge kaum erscheinen. Infolgedessen betrachte ich die Ausgrabung für beendigt" — unerwartet viele Instrumente gefunden. Bei den früheren Ausgrabungen hatten nämlich Éhik, Kadic, Hillebrand und Mottl insgesammt auf 200 m 2 die Ausfüllung der Höhle bis zum Felsgrund entfernt. Sie haben bloss 14 Stein­Werkzeuge und einige grosse Knochenwerkzeuge gesammelt. Im von uns er­forschten Gebiet, das nicht ganz 2,5 m 2 beträgt, konnten wir lß Steinwerkzeuge und 2 Knochenwerkzeuge sammeln. Dieses Resultat erhielten wir durch sorg­samere Untersuchung der Ausfüllung. Die Ausarbeitung der Steinwerkzeuge ist typisch für das ungarische Aurignacien, und brachte nichts neues. Am charakteristischesten sind die gekerbten Klingen (Abb. 4., 3, 7, 9, 10, 11); interessant ist ein kleines, nasen­kratzerartig ausgearbeitetes Klingenfragment (Abb. 4., 1) und ein aus breitem Abschlag hergestellter, mit Bulbus versehener, an der Rückseite retouchierter Schaber primitiven Charakters (Abb. 4., 2a —2b). Ein Klingenbruchstück mit dreieckigem Querschnitt ist noch zu erwähnen (Abb. 4., 4), sowie ein schön ausgearbeiteter Bohrer mit linksseitiger Spitze (Abb. 4., 8). Die zwei Knochenwerkzeuge sind leider stark fragmentarisch. Das eine ist flach, im Querschnitt plankonvex, die Oberfläche ist korrodiert, die Spitze abgebrochen. Es wurde bei der Basis rechtwinklig abgeschnitten. Der Schnitt wurde mit charakteristischer Einritzungstechnik ausgeführt : das Stück wurde der eingeritzten Linie entlang entzweigebrochen. Dieses Werkzeug, welches in seinem jetzigem Zustand 40,5 X 13,5 mm gross ist, wurde wahrscheinlich auch sekundär gebraucht (Abb. 4., 5). Unsere Funde sind für die ungarischen Aurignacienkulturen vom Typ der Istállóskőer Höhle, unter ihnen eher für das Aurignacien II. charakteris­tisch. Aus ihrer Zusammenstellung kann jedoch nicht gefolgert werden — was jedoch erstrangiger Zweck der Ausgrabung in der Pesko-Höhle gewesen wäre — ob es auch in dieser Fundstätte voneinander trennbare Niveaus des Aurignacien I. bzw. II. gibt. Die Frage steht auch weiterhin offen, obwohl die Untersuchungen 1 4 Kadic 0., Barlangkutatás 17 (1944) S. 6.

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