Folia archeologica 1-2.

Csallány Dezső: Kora-avarkori sírleletek

CSALLÁNY D.: GRABFUNDE DER FRÜHAWARENZEIT 177 byzantinischen Fundmaterials eingetretene Ände­rungen können im awarenzeitlichen Denkmäler­bestand auf der Spur verfolgt und als byzan­tinische Elemente herausgehoben werden. Die Leitfunde der Awarenzeit und der sog. Kulturkreis von Martinowka oder der Psecudo­schnallen vertreten also, als Offenbarungen des Einflusses von Byzanz verschiedenen Alters nicht die Volkskultur der Awaren oder der Kutur­guren, sondern nur die byzantinische. Mit dem Einwandern der Kuturguren konnten diese Leit­funde ebensowenig hiehergelangen, wie die den Funden von Szentes—Lapistó ähnlichen durch­brochenen Silbergüsse mit gepresster Ornamentik nach der Landnahme der Awaren. Die Beziehungen des germanischen Denk­malmaterials von Ungarn zum awarischen sind aufgeklärt. Wir sehen unter den frühawarischen Funden auch byzantinische Schichten. Wir wissen bereits, dass die bislang für frühawarisch gehal­tenen Güsse mit Greifen-Rankenornamente erst späte Erzeugnisse sind. Es fragt sich nun, welches Material für den frühawarenzeitlichen Nachlass der Awaren, Kuturguren und der übri­gen Einwanderer gelten kann? Es ist schwer anzunehmen, dass der ursprüngliche Nachlass und das Kunsthandwerk der aus dem pontischen Hunnen —Bulgarenreich ausgeschiedenen Volks­teile oder des Awarentums ganz unter byzan­tinischen Kultureinfluss gestanden habe. Ebenso, wie neben der byzantinischen Schicht der Ger­manengräber der Theissgegend auch ein eigenes völkisches Kunsthandwerk bestand, mussten auch die Awaren, Kuturgur —Uturgurbulgaren zu Be­ginn ihrer Landnahme ihre eigene Volksindustrie haben. Meines Erachtens sind für die ursprüngliche morgenländische Hinterlassenschaft der Awaren: die unverzierten, aus glattem Silberblech heraus­geschnitzten Gürtelgarnituren, die Reitzeuggar­nituren aus unverziertem Silberblech, ihre Be­gleitfunde, sowie ihre in Gusstechnik hergestellten Vorläufer anzusehen. Der übrige Nachlass der Frühawarenzeit ist auf pontischen, byzanti­nischen, germanischen und lokalen Ursprung zurückzuführen. Die glatten Gürtelgarnituren aus Silberblech sind nicht nur in der Frühawaren­zeit in grosser Zahl nachweisbar, sondern auch nach der Abnahme des byzantinischen Einflusses. In der ersten Hälfte des VIII. Jarhunderts er­scheinen sie noch parallel mit den Funden der Greifen-und Rankenornamente und gehören stets der vornehmeren Schicht der Gräberfelder an. Den eigentlichen völkischen Nachlass der aus dem pontischen hunnisch-bulgarischen Reiche nach Ungarn übersiedelten kuturgur-uturgur­bulgarischen Volksschicht ersehe ich im Denkmal­bestand, das durch die Funde von Madaras, Nagymányok, Farkasrét, Tiszabura, Fonlak, Sze­ged-Zákány usw. vertreten wird. Diese Funde enstammen teilweise Reitergräbern, waren im VII. Jahrhundert in Gebrauch, gehören also der frühesten Denkmälergruppe der Awarenzeit an. Kennzeichnend für sie sind die gezähnten, bandähnlichen Tierformen des II. Stils der ger­manischen Tierornamentik, 8 9 die schon mehr ent­wickelte Motive aufweisen. Als ein selbständiger, fertiger Motivenbestand erscheinen sie wurzel­los, ohne Vorläufer mit den frühesten Denk­mälern der Awarenzeit. Sie sind weder aus dem Material der germanischen Gräberfelder Trans­danubiens, noch aus dem Fundbestand der grossen Gepidenfriedhöfe der Theissgegend ab­zuleiten, da dort überhaupt keine Analo­gien anzutreffen sind. Ebensowenig ist ein nordgermanischer Einfluss anzunehmen, ob­wohl sie mit den Stücken II. Stils Skandinaviens Beziehungen aufweisen. Ich halte diese ge­zähnte Tiergruppe zweiten Stils samt seinen Vorläufern für pontischen Ursprung und leite sie von einer Mischkultur ab, die sich unter hun­nischem, gotischem und byzantinischem Kultur­einfluss in Südrussland ausgestaltete. 9 0 Die Kuturgur-uturgurischen Völker, die Erben der hunnisch —gotisch —byzantinischen Mischkultur, übernahmen und brachten die Stilelemente der gezähnten Tierornamentik zur weiteren Entwick­lung und nahmen diese in ihre neue Heimat auch mit. Ihre ungarländische Hinterlassenschaft: Ausser dem eigenen oben erwähnten gezähnten Fundmaterial, vertreten sie noch die Schwerter und Tragösen von Csengele, Bócsa, Kecel und Kunágota. Sie setzt sich noch aus durchbro­chenen, gravierten Silberzierstücken mit Gesichts­darstellungen, gegossenen und gepressten Pseu­doschnallen und Pseudofibeln und deren Vor­läufern, sowie aus den unter neuerer byzantini­scher Wirkung auftretenden gepressten Silber-, Gold- und Bronzeverzierungen zusammen. Ihre Funde kann man in der Tiefebene gleichwie jenseits der Donau finden, doch ihr wichtigstes und grösstes Fundgebiet, beziehungsweise ihr geschlossenes Siedlungsgebiet war Komitat Pest u. Bács-BoSrog. Schwerpunkt das Gebietes: die Gegend von Böcsa (Korn. Pest). 12

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