Folia archeologica 1-2.
Csallány Dezső: Kora-avarkori sírleletek
174 CSALLÁNY D.: GRABFUNDE DER FRÜH AW A RENZEIT 174 ethnische Gliederung mit sich, sondern ist gleich den Gürtelzierstücken und Schwertern nunmehr ein Produkt der Entwicklung. Die Bögen mit schmaler Endung gingen den Bögen mit breiten Armen (die erst vom Ende des VII. Jahrhundertes an erscheinen) voraus. Ob die Bogenarme des letzten Typs symmetrisch waren oder nicht, muss wegen Mangel an Prüfungsmaterial und Beobachtungen dahingestellt bleiben. Die Längen der Bogenarme weisen zwar untereinander grössere oder kleinere Unterschiede auf, diese bezwecken aber lediglich die Erleichterung der Bespannung; aus ihnen werden in Hinsicht der Assymmetrie und der ethnischen Beziehungen keine namhafte Schlüsse zu ziehen sein. 14. Die Weiterentwicklung der Krüge der hunnenzeitlichen Keramik von Körösladäny 80 und von Murga 8 1 ist an den Krügen von Magyarcsanád-Bökény (Abb. 7, 2) und von SzegedCsengele (Abb. 7, 1) zu gewahren. Der gelbe, auf der Drehscheibe hergestellte Tonkrug mit weitem, ausladendem Munde von Bökény ist 27 cm hoch; Munddurchm. 11 cm. Länge des Halses 9, Rumpfhöhe 18, Bauchdurchm. 19, Bodendurchm. 8 cm. Inv. Nr. 1935/2a. Der abgebrochene Henkel hatte den Mundrand mit dem Rumpfe verbunden. Von den bikonischen Krügen abweichend ist der Bruch zwischen dem nach unten breiternden Hals und dem Rumpfe scharf ausgeprägt. Am Hals eingeglättete vertikale Striche. Nähere Analogien des gelben Kruges von Magyarcsanád (Abb. 7, 2) und des grauen Kruges von Szeged-Csengele (Abb. 7, 1) sind mir unbekannt. Diese entsprechen zweifellos der Entwicklungsstufe jenes Gefässtypes, den der Krug des Fundes von Beregszász vertritt. 8 2 Das Gefäss von Csengele beweist unstreitig, dass die Krüge der Hunnenzeit, zwar in höher entwickelter Form, doch ohne Unterbrechung im Denkmalmaterial der Awarenzeit fortgelebt haben. VIII. Die Denkmäler der Awarenzeit in Ungarn Es ist eine historische Tatsache, dass die Awaren um 558 im Europa erschienen und Pannonién schon im J. 568 eroberten. Von dieser Zeit an sind die Spuren des Fortlebens des Awarentums bis zur Landnahme der Ungarn im J. 896 nachweisbar. Gleichzeitig mit den awarischen Volksbewegungen und auch später fanden Einwanderungen in die Donau —Theissniederung statt. 8 3 Die neuen Einwanderer, die bodenständigen Ureinwohner und das Kunsthandwerk der Nachbarstaaten sind Faktoren, deren Einflüsse in der Vielfältigkeit des Altertümernachlasses aus dem awarenzeitlichen Ungarn offensichtlich sind. Sollten die Denkmälergruppen der verschiedenen Stilrichtungen geprüft und deren Ursprung ermittelt werden, so müssen vorerst ihre Gestaätungsfaktoren angeführt werden. Diese sind: 1. Die von Osten mitgebrachte Denkmalgruppe der Awaren. 2. Einwirkungen auf diese Gruppe in Südrussland in der Zeit von 558—568. 3. Hinterlassenschaft der mit den Awaren im J. 568 aus dem pontischen Hunnen-Bulgarenreiche eingewanderten kuturgur - uturgurbulgarischen Volksgruppenüberreste. 4. Einwanderung der Kuturgur-Bulgaren, Sahiren und Tarniaken um 597. 5. Einfluss der byzantinischen Denkmäler und des alljährlichen Goldtributes. 6. Gepidische und ostgermanische Altertümer. 7. Nachlassenschaft der romanisierten und anderen Urbewohner, sowie der Westgermanen. 8. Ansiedelung der Onogur-Bulgaren aus der Kubangegend um 678. 9. Nachlass der transdanubischen Slowenen und der Slawen der Theiss—Donaugegend aus dem VIII —IX. Jahrh. 10. Die Ausbreitung des Bulgarenreiches an der Donau nach 803. Bislang ist es noch nicht gelungen, alle Schichten des Denkmalmaterials des Awarenreiches genau zu sondern, ihren Ursprung zu beleuchten und die Frage der ethnischen Zugehörigkeit befriedigend zu lösen. Die Ursache der Schwierigkeiten bestand darin, dass die verschiedenen Altertümergruppen und Stilkreise stark miteinander verflochten waren und deshalb die aus verschiedenen Quellen stammenden Gegenstände und Stilelemente nicht immer gesichtet werden konnten. Demzufolge wurden auch die ethnischen Beziehungen des Fundmaterials falsch beurteilt. Die Erkenntnis des mächtigen Einflusses, das die Metallkunst des byzantinischen Reiches auf das Kunsthandwerk der Nachbarvölker ausübte, ändert wesentlich unsere Auffassung über das Entstehen des awarischen Denkmalmaterials und dessen ethnische Zugehörigkeit. Es wird die Aufgabe weiterer Detailforschungen sein, alle Stilelemente, Entwicklungsphasen und Faktoren des vielfältigen Denkmal-