Folia archeologica 1-2.

Csallány Dezső: Kora-avarkori sírleletek

CSALLÁNY D.: GRABFUNDE DER FRÜH AW A RENZEIT 169 gerade, einschneidige Langschwert ohne Parier­stange von Szentes-Lapistó, 3 7 dessen Begleiter noch durchbrochene, in Gusstechnik hergestellte Silberzierstücke (Kreis der sog. martinowkaer Kultur) aus der Zeit um 600 n. Ch. waren. Die Schwerter des Grabes 2 von Kiszom­bor О und des Grabes 8 von Deszk G (Taf. I, 1—2) datiere ich auf Grund der Phokasmünze und seines Platzes in der Reihenfolge der Schwerter in die Jahre 610—620. Das Schwert von Kúnágota datiere ich auf Grund seiner Trag­öse in die Zeit um 620—630, den Schwert von Csengele in die Jahre 630—640 und endlich die Tragöse unbekannten Fundortes in die Zeit um 650—660. Das Schwert von Csengele und sein Kreis stehen mit demselben gepressten byzantinischen Fundmaterial oder mit dessen in Guss ausge­führten Vorläufern in Zusammenhang, die wir bereits bei der Behandlung der zweischneidigen Schwerter ohne Parierstange oder des Fundmate­rials der Stollengräber der Theiss-Marosgegend gesehen haben. Gegossene Stücke der Gruppe der Greifen-und Rankenornamentik sind im Kreise des Schwertes und Kultur von Csengele nie vorgekommen. VII. Gürtelzierstücke und andere Beigaben 1. In Begleitung des silberbelegten Schwer­tes von Kiszombor (Taf. I, 1) kam ein silber­blechverzierter Gürtel zum Vorschein. Die sil­berne Randverzierung des Schwertgriffes und des Ortbandes wiedersehen wir an der grossen, glatten silbernen Riemenzunge (Taf. III, 4) in Form bronzener, separat aufgelöteter Randver­zierungen. Die Gürtelstücke sind teilweise mit Blei gefüllte, gepresste Scheiben aus Schlecht­silber (Taf. IV, 22—23, 26—27), über 14 an der Zahl und auf den rechten Rippen gelegene, aus Silber gepresste kleine Riemenzungen mit Gesichtsdarstellungen (Taf. IV, 18—21, 25), deren Zahl sich zumindest auf 6 belief. Eine ringförmige bronzene Riemenschnalle gehört noch zu diesem Gürtel (Taf. III, 12). Eine Gürtelgarnitur mit von fast ganz iden­tischem Material, identischer Ornamentik und Zusammensetzung kam mit dem Schwert von Deszk vor (Taf. I, 2): eine grosse Riemenzunge aus glattem Silber (Taf. VI, 4), 4 kleine Riemen­zungen aus gepresstem Silber mit Gesichtsdar­stellungen (Taf. VI, 5—7), doppelte (Taf. IV, 10—13) und einfache glatte Scheibenzierstücke (Taf. IV, 8—9) aus demselben Material. Wegen der schlechten Erhaltung sind alle Einzelheiten der Gesichtsdarstellungen auf den Riemenzungen von Kiszombor und auf den klei­nen Riemenzungen von Deszk nicht zu erkennen. Bei den ersteren sind die Augen, Augenbrauen, die dreieckige Nase, der durch Punkte markierte Mund, bei den letzteren die Augen, Augenbrauen und der ebenso markierte Mund zu erkennen. Es handelt sich hier um eine primitive Gesichts­darstellung, deren Motiv auf durchbrochenen Silberzierstücken im Laufe des VI. Jahrhs auf weitem Gebiete Mode war. Auf den Stücken von Kiszombor und Deszk, die aus den ersten Jahr­zehnten des VII. Jahrh. stammen, erblicken wir die Fortsetzung dieser frühen Darstellungen und den ersten scwachen Versuch seiner Herstellung in Presstechnik. Überraschend ist, dass diese Darstellungen auf den übrigen Stücken der Gürtelgarnitur nicht erscheinen. Vielleicht werden die Gesichtsdar­stellungen dieser kleinen, auf dem Tragriemen des Schwertes festgenieteten Riemenzungen die im Kampfe abgehauene Schädel symbolisiert ha­ben. Dass ein ähnlicher Brauch in der Spät­awarenzeit üblich war, bezeugt der eine Krug des Goldschatzes von Nagyszentmiklós, an dem ein Ritter am Gürtel als Trophäe einen Schädel trägt. 3 8 Zierstücke mit Gesichtsdarstellungen in Presstechnik kommen bei uns häufig vor. Aus dem Grab 10 des Friedhofes von Deszk ist ein Gürtelstück mit Gesichtsdarstellungen aus Sil­berblech von derselben Form gehoben worden, wie das eine Stück des Grabes 11 von Gátér (Arch. Hung. I, 1926, Taf. VI, 22). Ferner 3 Pressmodelle des Fundes von Adony (Arch. Hung. I, Taf. VI, 4, 11—12), 2 Pressmodelle des Fundes von Fönlak (A. Hung. I, Taf. IV, 19—20), und 5 Pressmodelle des Goldschmie­dengrabes von Kúnszentmárton. 3 9 Béla Posta hat schon in Zusammenhang mit den Stücken von Adony und Fenék auf die südrussländischen Be­ziehungen der Zierstücke mit Gesichtsdarstel­lung und deren Vorläufer hingewiesen. 4 0 Dort­selbst sind in grosser Anzahl durchbrochene, gravierte Silberzierstücke zum Vorschein gekom­men, die zahlreiche Varianten der Darstellungen, aber auch einen steten Degenerierungsprozess der Darstellungselemente bis zum sinnlosen geometrischen Ornament aufweisen. Im Rahmen dieses Aufsatzes ist es nicht möglich, die Ent­wicklung, Varianten und das Schrifttum der Dar­stellungsmotive vorzuführen; es wird genügen,

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