A Fővárosi Könyvtár évkönyve 1939
Koch Lajos: Seyler József Antal ismeretlen d-moli miséje a Fővárosi Könyvtárban
158 und Regenschori der Festungspfarrkirche zu Ofen. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1820, worauf er als Regenschori an die Metropolitankirche zu Gran kam und als solcher 21 Jahre wirkte. 1841 wurde er in den Ruhestand versetzt und starb im Jahre 1854. Seyler war auch als kirchenmusikalischer Komponist tätig und schuf mehr, als hundert Werke, darunter acht Messen. Zu der Komposition seiner Messen gaben die kirchenmusikalischen Werke der Wiener Klassiker, Haydn und Mozart, reichen Antrieb. Die Messe in d-Moll ist das Werk einer naiv-religiösen Seele, deren frommer Glaube einen klingenden Tempel seines Schöpfers errichtete. Seyler war ein fast unermüdlich schaffender Geist und wurde einer der geschätztesten Meister der kirchenmusikalischen Kunst in Ungarn. Konstruktion und Ausarbeitung dieser Messe Seylers beweisen, dass sie zu einer aussergewöhnlichen Gelegenheit komponiert wurde. Bedingungslose Frömmigkeit durchweht sie. Seyler zeigt zwar nicht die Monumentalität eines Bachs, was aber ein mit solidem Talent begabter Künstler ohne Umsturz der im allgemeinen Gebrauche liegenden Begriffe schaffen konnte, das übermittelt er uns ohne Vorbehalt. Die Disposition dieser Messe ist mit den Messen Haydns und Mozarts (Nelson-, Harmonie- und Krönungsmesse) verwandt. Erhabener Ernst und religiöse Andacht strömen aus ihr. Ihre Wirkung verdankt sie einer schönen Singbarkeit der Solo- und Chorpartien. Harmonisierung und Rhythmus sind interessant, aus den Themen strahlen manche urkräftige musikalische Gedanken hervor. In der Instrumentation folgt er den Traditionen der Wiener Klassiker, ebenfalls sind dieselben seine Musterbilder im musikalischen Satz. Die stellenweise Meisterhaft angewandte Polyphonie verleiht dem Werke einen eigentümlichen Charakter. Die musikalischen Gedanken Seylers quellen vom Herzen hervor. In der freundlichen Ofner Umgebung, in welcher der Komponist zu dieser Zeit lebte, war das kaum anders möglich. Ob diese Musik auch das Herz seiner Mitbürger eroberte, ist unbekannt. Jedenfalls erlangte sie das »tabernaculum altissimi«, das Hauptziel der kirchenmusikalischen Kunst. Allerdings ist dieses Werk eines der schönsten Offenbarungen der Seele Seylers. Nach der ersten und wahrscheinlich einzigen Aufführung hat er seine Partitur, wenn auch nur in Abschrift, seiner Wege ziehen lassen, zur Ehrung seines Schöpfers und zur Erbauung seiner Freunde und Gönner.