A Fővárosi Könyvtár évkönyve 1937
Aktuális kérdések irodalma a Fővárosi Könyvtárban. 53. sz. : A világválság
50 Autor, der diese Fragwürdigkeit erschliesst und im Kreise der juristischen Probleme mit dem Worte »inéluctabilité« benennt. Die Krise hat nämlich eine merkwürdige Eigenschaft: eine Krise taucht z. B. in Amerika als Dollarkrise auf; alsbald verbreitet sie sich über England und über andere Länder. Sie ist aber bereits keine Dollarkrise mehr, sondern überhaupt Geldkrise. Diese Geldkrise ist wiederum unlösbar, weil sie sich als Goldkrise erweist. Die Goldkrise ist aber auch unlösbar, weil sie sich alsbald als eine Teilkreise entpuppt. Und es stellt sich weiterhin heraus, dass der von der Krise gefährdete Problem-Komplex das Gewerbe, der Handel oder die Landwirtschaft ist. In diesem Stadium kann man schon schwerlich Teile unterscheiden. Denn die Wirtschaft, als Ganzheit ist vielfach mit der sozialen und politischen Lage verknüpft. Die Menschheit will die Lösung erzwingen, das Problem entspringt aber sozusagen ihren Händen. Wenn wir die Krise zu lokalisieren versuchen z. B. ind der Geldfrage, springt sie hinüber in die Bankfrage, von da in die Landwirtschaft, in den Handel, in die soziale Frage usw. Das ist die Vielköpfigkeit der Krise. Sie taucht auf und verschwindet, ohne dass sie gelöst werden könnte, taucht wieder hinunter und wirkt weiter in der Tiefe als eine geborgene Potenz, besser, als eine geborgene depoten- zierende Energie. Die Zusammengeflochtenkeit der Krisenerscheinungen erhellt die Wissenssoziologie mit hilfe einer wissenschaftlichen Methode, die diese Eigenartigkeit als Parallelkoordination bezeichnet. Der Begriff der Parallelkoordination deutet die Zusammengeknüpftheit sämmtlicher gesellschaftlichen Prozesse. Von diesem Standpunkte aus gesehen, muss man folgendes behaupten: die gegenwärtige Weltkrise ist im gegensatze zu den bisherigen Krisen (im XVI., XVIII., XIX. Jahrhundert), die nur politische, wirtschaftliche, religiöse usw. Störungen oder lokale Verwirrungen waren, die universelle, d. h. die eigentliche Krise. Die Krise ist einerseits die unlösbare Problemzusammengeflochtenheit, andererseits aber ist sie eine Endsituation, mit einem exakten Ausdruck: ein Eschaton. Diese Eschatonphysiognomie der Krise ist in der heutigen Zeit allgemein bewusst. Die Existenzphilosophie, die dialektische Theologie und die religionsphilosophisch orientierte katholische Theologie bezeichnet aber die Endsituation nicht als ein Erwerb der heutigen Zeit. Diese Disziplinen behaupten, dass der Mensch in der Krise die Enthüllung der ewigen menschlichen Situation erlebt. Dieser Auffassung gegenüber kann man sich nicht schweigend verhalten. Man muss hier eine höchst wichtige Feststellung hervorheben : nämlich, dass wenn diese Endsituation ein ewig menschlicher Eschaton wäre, dann müsste in der Weltgeschichte immer eine Krise, erhellt oder geborgen (als geschichtliche Wirklichkeit in der Tiefe) gegeben sein. Diese Feststellung ist aber ganz und evident unhaltbar. Die Endsituation ist (im allgemeinen) keine ewig menschliche, sondern eine par excellence krisenhafte Situation. Es gibt etwas, was diese Haltung fordert. Das ist die geschichtliche Zeit d. h. die universelle Krise der Menschheit. II. Die Eigenart der subjektiven Seite der Krise ist das Krisenbewusstsein. Als Krisenbewusstsein bezeichnen wir eine spezielle Einstellung des menschlichen Bewusstseins, in welchen der Mensch die Erscheinungen krisenmässig erlebt. Das Krisenbewusstsein hat zwei »Seiten«, die eine ist: die Unsicherheit, die andere : das Verhängnissvolle. Der Mensch der in der Krise lebt, fühlt sich in einer Unsicherheit. Die Tatsachen, die Geschehnisse kann er nicht mehr als konstant, sicher, unwandelbar erleben. Die Wirklichkeit wird seltsam dünn, flüssig, ungreifbar, unsicher. Der Mensch steht nicht auf einer soliden und standhaften Base. Er fühlt sich verraten,