Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)

Vorwort

201 Das Streben der Gemeinde, ihre Schule zu einer Musterschule zu erheben, erweckte auch die Sympathien der Mitbürger anderer Reli­gionsbekenntnisse, und manche Eltern waren froh, daß sic ihre Kinder in unsere Schule schicken durften. Daher kam sehr unerwartet die Ver­ordnung der h. königl. ung. Statthalterei vom 17 Juni 1820 u. d. I. 15,740, der zufolge die Kinder römisch-katholischer Eltern aus der Schule entfernt werden mußten. Am Schluffe des Jahres 1820 sah sich nun die Gemeinde in die Lage versetzt, die vorgeschlagene Erweiterung des Gemeindehauses zur Vermehrung der Schulklassen im Laufe des Jahres 1821 ausführen zu können, da die Sammlungen zu den schönsten Hoffnungen berechtigten. Sic legten die Hand an's Werk, und nachdem ihnen vom General-Kom­mando gestattet war, Fenster gegen den hintern Hof des Jnvalitenhaim ses anzubringen, errichteten sie im Hintergebäude zwei Lehrsäle, im mitt (eien Th eile einen, und führten im folgenden Jahre 1822 auf das Dorder- gebäudc einen Stock auf, von welchem jener Theil über der Prediger-Woh nung zu 3 Lehrsälen, der andere zu 2 Lehrerwohnungen bestimmt war. Um diese Zeit entstand mit dem slavischcn Theil der Gemeinde eine Spannung, welche noch vergrößert wurde durch die Vorwürfe des Senioral Konvents, als wenn die hiesige Gemeinde sich vom Seniorat trennen wollte, indem sie für sich die Protokolle der Superintendenz in Anspruch nahm, und den neuen Prediger nicht nach der üblichen Weise installiren ließ. Die Gemeinde erklärte, man möge ihr die Statute des Seniorats mittheilen, welche siein Zukunft so viel als möglich berücksichti gen wolle. Auch wurde das Verhältniß zwischen dem Prediger Kalckbren ner und dem slavischen Vikar Kollár festgesetzt, so wie hinsichtlich des Gottesdienstes bestimmt, daß an jedem toonntag nicht nur von der Kan­zel, sondern auch an den Kirchenthüren angezeigt werden soll, in welcher Sprache am nächsten Sonntag der Gottesdienst abgehalten wird. Am 25., 26. und 27/. Mai 1821 wurde eine kanonische Visitation dieser Gemeinde von dem Superintendenten Adam Lovich vorgenommen, bei welcher Gelegenheit man die Zahl der Seelen auf 400 schätzte. Der Su­perintendent schlichtete die Streitigkeiten, die damals unter den.Glieddrn der slovakischen Zunge und den übrigen noch fortdaüerten. Um allen Un­annehmlichkeiten auszuweichen, wurde der Vikar Kollár in seinem Wir­kungskreise als Vikar der Gemeinde bestätigt, und festgesetzt, daß an je dem vierten Sonntag der Gottesdienst in Pest in slovakischer, in Ofen aber in deutscher Sprache Vormittag abgehalten werde, während an den übrigen Sonntagen Vormittag in deutscher, Nachmittag in slovakischer Sprache gepredigt werden solle. Auch sollte wenigstens viermal im Jahre, und zwar während der Gerichtstermine, der Gottesdienst nebst Kom­munion in ungarischer Sprache gehalten werden. Gerade während der Visitation starb der Lehrer Hoffmann. An reine Stelle wurde sein bisheriger Gehilfe Samuel Stuhlmüller er­wählt, so wie durch eigene Sammlungen eine höhere Klasse fundirt, zu

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