Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)

Vorwort

200 Doch Samuel Sartoris, gewesener Privat-Sekretär des Grafen Ráday, gab bei dieser Gelegenheit ein rührendes Beispiel seiner Opferwilligkeit. Er hat nämlich sein ganzes, sich so zu sagen vom Munde abgedarbtes Kapital von 6000 fl. noch bei Lebzeiten der Gemeinde unter der Bedin­gung übergeben, daß es ihm bis zu seinem Tode zu 6 Prozent verzinst, alsdann aber zum Fonde dieser Klasse geschlagen werde. Er war in sei­ner letzten langwierigen Krankheit in großer Roth — und als ihm die Gemeinde durch den Schreiber dieses die Zinsen oder auch einen Theil von dem Kapital anbot, da äußerte er: Freund — ich könnte nicht ru­hig sterben, wenn ich wüßte, daß ich selbst das Kapital angriff, welches ich zu heiligen Zwecken bestimmt habe. Verschaffen Sie mir nur Arbeit. Die Begeisterung der Gemeinde für die Schule theilten auch die Ofner Glaubensgenossen: auch sie wollten eine Elementarschule in ih­rer Mitte in der Festung haben, welche als unsere Filialschule in dem­selben Geiste geleitet und unter demselben Inspektoraié stehen sollte. Daher wurde für die Ofner der daselbst seßhafte k. k. Hauptmann Wilhelm Frommann zum Kurator der Ofner Filialgemeinde gewählt und beauf­tragt, für den zur Errichtung einer Elementarschule in der Festung nö- thigen Fond Sorge zu tragen. Und es verging kaum ein Jahr, so wurde die Ofner Elementarschule unter der Leitung von Joseph Kocsik in der Festung eröffnet. Auch die hiesigen Slovaken wünschten nun eine Elementarschule in der Dorstadt, in welcher ihre Kinder in ihrer Muttersprache den ersten Unterricht im Lesen, Schreiben und in den Anfangsgründen der Reli­gion erhalten sollten. Die Vorsteher der Gemeinde sahen die Billigkeit dieses Wunsches ein, nur wünschten sie, die Lokalität dieser Schule solle nicht außerhalb unserer Elementarschule sein, damit die Kinder Gele­genheithätten, sich mit der deutschen und ungarischen Sprache bekannt zu machen. Allein aufdiesen Vorschlag gingen die Slaven nicht ein, und es wurde nun eine Sammlung veranstaltet, um wieder einen eigenen Fond zusammenzubringen; denn es war schon als Grundsatz angenommen, jeden Fond nur zu dem von dem Geber bestimmten Zweck zu verwenden. Während die Opferwilligkeit der einzelnen Mitglieder durch die Bedürfnisse der Gegenwart so stark in Anspruch genommen war, gab es auch edle Seelen, die an die Zukunft der Schule dachten. Unter diesen zeichnete sich besonders aus Christian Fuchs, Bruder des ehemals in Leutschau als Professor, später in Lemberg als Superintendent wirken­den Johann Samuel Fuchs. Er übergab nämlich dem Kurator eine Schenkungs-Urkunde über sechstausend Gulden WW. für die hiesige Schule mit der Erklärung, daß die jährlichen Interessen dieses Kapitals nicht verwendet, sondern zum Kapitale geschlagen werden sollen, bis sie ein Kapital bilden, von welchem ein Lehrer in der Knaben- und ein Lehrer in der Mädchenschule angesiellt werden kann; das Stammkapital soll dann aber für ewige Zeiten zum Besten der Schule Früchte tragen. Von diesem Manne kann man nach Hora; sagen — cxegit monumen­tum vitae aere perennius!

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