Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)

Vorwort

197 Wendungen und Gerüchte, die man gegen Jakob Willerding erhob, in einer böswilligen Verläumdung ihren Grund hatten, und er sich schon seit Jahren als ein tüchtiger Lehrer in unserer Mitte bewährte, auch seine Gattin sich durch Bildung, Bescheidenheit und frommen Sinn auszeichnete, so übertrug sie ihm das Amt des Lehrers an der Mädchen­schule, welche am 25. März 1818 feierlich eingeweiht wurde, nachdem schon früher an seine Stelle als Lehrer des freien Handzeichnens Wil- Helm Egger, ein Zögling Pestalozzi's, erwählt worden war. A ls ein Zeichen der innigen Religiosität, welche zu jener Zeit die Mitglieder unserer Geincinde beseelte, mag auch folgende Thatsache aus­gezeichnet werden. Unser Kirchenvater Joh. Sam. Liedemann stellte ! 817 bei Gelegenheit des General-Konvents der vier Superintcndentien die Preisfrage: „Durchweiche M i t t e l d e m p r o t e st a n t i s ch e n G o t t e s d i e u st mehr Anziehendes gegeben werden könnte?" — Der Preis wurde von der Deputation dem Eperieser Professor M. Gregusch zuerkannt und der General-Inspektor der evan­gelischen Kirche in Ungarn, Se. Erzellenz Peter v. Balogh, schenkte zur Bestreitung der Druckkosten 150 fl. Diese Schrift wurde jedoch nach ei­ner spätern Bemerkung des PreisstellerS außerhalb unserer Gemeinde wenig beachtet. ^Äm 16, Oktober 1818 starb plötzlich Se. Erzellenz Peter Balogh von Ocsa, k. k. Geheimrath, Septemvir, Obergespan des Sohler Komi- tats und Generalinspektor der evangelischen Kirche A. K. in Ungarn, „ein, wie I. S. Liedemaun sich äußert, in jeder Rücksicht vorzüglich er, aber für Ungarn's Protestanten sehr verdienter Mann, der eben so sehr von unserem gnädigsten Landesvater, als vorzüglich von Se. k. k. Hoheit dem Reichspalatin sehr geschätzt ward und besonderes Zutrauen genoß, und der als redlicher, einsichtsvoller, tiefumfaffender, kluger, gegen Je­vermann humaner und dienstfertiger Mann verehrt, zugleich ein thäti- ger Befördererder kirchlichen Angelegenheiten Ungarns und sehrtheil­nehmendes Mitglied unserer Gemeinde war." Ungeachtet sich der Ver­ewigte alle Feierlichkeiten bei seinem Dahinscheiden verbeten hatte, so hielt doch sich die hiesige Gemeinde aufgesordert, sein Andenken in der evangelischen Kirche durch eine Trauerandacht zu feiern, welche auch am 6. Dezember würdig begangen wurde. Die betrübte Witwe überließ sein wohl getroffenes Bildniß in Lebensgröße der Gemeinde. Der Prediger Molnár, 1819 von der Gicht ans Bett gefesselt, bat vie Gemeinde, ihm einen Kaplan zu bewilligen. Die Gemeinde erfüllte seinen Wunsch und er sah sich nun nach einem Mann um, der ihn bei seinen Funktionen würdig vertreten würde. Zu dieser Zeit kam Joh. Kollár, aus Moschotz im Thurotzer Komitat gebürtig, von der Universi­tät zu Jena zurück, wo er seine theologische Bildung vollendet hatte. Cr besuchte in Ofen den Redakteur Rößler mit einem Artikel, welcher die­sem geistreichen Manne so sehr gefiel, daß er Kollár sogleich dem Predi­ger Molnár empfahl. Dieser ließ ihn nun mit Zustimmung der Ge-

Next

/
Thumbnails
Contents