Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)

Vorwort

195 Diese Nachricht erhöhte die Begeisterung der Gemeinde für die Schule, und die Väter erbaten den edlen Schulfreund Christian Fuchs zum Gehilfen des Oberkurators. Fuchs hatte bereits Beweise seiner Liebe für das Schulwesen gege­ben. Cs versammelten sich nämlich sehr häufig die „Schulfreunde" bei Hoffmann. um hier die neueren Erscheinungen auf dem Gebiete des Un­terrichts zu besprechen, und aus Mittel zu sinnen, diesem oder jenem Uebelstande entgegenzulreten. In diesen Kreisen wurde oft auch darüber gesprochen, wie mangelhaft und einseitig unsere Erziehung sei, indem man blos den Geist berücksichtige, den Körper aber völlig vernachlässige, da man doch wisse, daß auch derKörper nicht vernachlässigt werden dürfe. Daber hätten sowohl die älteren als auch die neueren Pädagogen die Pflege des Körpers durch Gymnastik auch in das Bereich der Erziehung ausgenommen. Es sträube sich aber dagegen ein zu lange gehegtes und gepflegtes Vorurtheil, da man die Gymnastik mit der kopfbrecherischen Seiltänzerei in eine Linie stellte. Da äußerte einmal Joh. Szabó, er wünsche für seine Eleven eine gymnastische Schule einzurichteu, und zwar unter der Leitung eines Zög­lings von Pestalozzi, der mit ibm auö der Schweiz kam und seinen Zög­lingen im freien Handzeichnen Unterrichtet ertheile; nur fehle ihm der Raum, wo er den dazu nöthigen Apparat aufstellen könnte. Kaum hörte Fuchs dies, als er seinen umgezäunten Hausgrund, der zufälliger Weise in der Nähe der Wohnung des Herrn Szabó war, zu diesem Zweck her­zugeben und auch zur Einrichtung beizutragen versprach, so ferne ihm erlaubt sein würde, auch seine Kinder und ihre Schulkameraden an dem Unterrichte Theil nehmen zu lassen. So kam durch dasZuthun des edlen und warmen Schulfreundes Christian Fuchs die erste g y m n a st i s ch e Schule zu Stande, welche zwar in einigen Jahren geschlossen, doch durch seine Beharrlichkeit und Thätigkeit neuerdings in'sLeben gerufen wurde und jetzt noch nach mehr als vierzig Jahren in unserer Stadt fortbesteht, und die seit ihrem Bestehen als eine Musteranstalt viele gymnastische Schulen im Lande in's Leben gerufen hat. Bei solchem Streben unserer Gemeinde vergaß man auch der fer­neren bedrängten Protestanten nicht, und während man 1817 wiederum dem Prediger und den Lehrern Theuerungszulagen unaufgefordert be­willigte, veranstaltete man eine Sammlung für die Klausenburger Ge­meinde zum Bau ihrer Kirche und für das Alumneum von Preßburg, die erste betrug 2011 fl. 31 kr., die letztere 3759 fl. 36 kr. WW. Der am 11. Juli 1817 abgehaltene Partikular-Konvent wurde durch den obenerwähnten Frauenvercin mit der Nachricht überrascht, daß es ihm gelungen sei, zur Begründung einer Mädchenschule über zwanzigtausend Gulden theils im Baaren, theils in Obligationen zu­sammenzubringen ; der Konvent möge also diesen Fond übernehmen und dafür sorgen, daß die Eröffnung dieser Schule am Reformationsfeste ge­schehen möge. 1 3*

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