Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)

Vorwort

194 lichen stellen, das natürlich Verbundene vereinen, das Wesentliche »vti dem Wandelbaren unterscheiden. Dabei sollte der genaueste Stufengang beobachtet werden. Jedes Folgende sollte auf dem Vorhandenen ruhen, jedes Frühere das Spätere vorbereiten. Keine Lücke dürfte bleihen, son­dern jede Kraft im Kinde sollte von ihrer ersten Entwickelung an bis zu ihrer möglichsten Vollendung nach festen und streng zu befolgenden Ge­setzen geübt und gebildet werden. Die Schule sollte ferner auf diese Art nicht nur die einzelnen Kräfte der Menschennatur abgesondert, sondern in Vereinigung mit einander üben und bilden, wodurch die Kultur der­selben gleichmäßig und ineinandergreifend organisch wird; eine Kraft die andere unterstützt — und so die Aeußerurg und Anwendung erleich­tert und wirksamer macht. Form, Zahl, Wort sind drei Elemente, von welchen aus vorzüglich der elementarische Unterricht ausgehen sollte. Die Wirksamkeit der Schule dürfte sich nicht auf die Beibringung von allerlei Fertigkeiten und Geschicklichkeiten einschränken; sondern sie sollte im Kinde den ganzen Menschen ausbilden, die Kraft seines unverdorbe­nen, reinen, frohen Gemüthes ihm erhalten und erhöhen, ihn zu jedem ernsten Geschäfte, zu jeder geordneten Ausführung tauglich und für die bürgerliche Gesellschaft in jeder Rücksicht nützlich und schützbar machen." Diese Grungsätze äußerte der hochstnnige Inspektor in einer Broschüre, welche als Programm dieser Schule auf Kosten des schon oben belobten Schulfreundes Dr. Erlanger erschien, und von der Gemeinde gleichsam als Grundlage der Schule adoptirt wurde. Der am 8. Dezember 1816 abgehaltene General-Konvent war ein wahres Fest für diejenigen, die das geistige Leben, welches sich in die­ser Gemeinde regte, beobachteten. Denn aus der Rechnung des uner- müteten Kirchenvaters ersah man mit Freuden, daß die Gemeinde durch die Opferwilligkeit ihrer Mitglieder endlich von der drückenden Schul­denlast befreit sei und in der Lage sich befinde, ihre Schulanstalten immer mehr zu befestigen. Und nachdem der Herr Schulinspektor einen Bericht über die Schule und zugleich einen auf die in der erwähnten Flugschrift ausgesprochenen Grundsätze basirten Unterrichtsplan vorlegtc: da er­scholl es wie aus einem Herzen und Munde — Amen — es geschehe. Bei dieser Gelegenheit beschloß man, daß auch im Latein Unterricht er- therlt werden soll. Dazu war aber nöthig, daß die Mädchen der höheren Klasse abgesondert für sich von eigens hiezu bestellten Lehrern unterrich­tet würden. Ein öffentliches Gebeimniß brachte eine freudige Bewegung in die Versammlung. Die Idee der Schule hatte auch die edlen Frauen ergriffen, und es bildete sich im Schooße der Gemeinde im Stillen ein Frauen-Verein, der sich nichts weniger vornahm, als eine Mä d ch e n sch ule zu grün­den. Zu dem Ende kamen im Namen dieses Vereins Ihre Ereellenz die Baronin Wenkheim und Frau Elisabeth Krauß, geb. Bogsch, zum Ku­rator, mit der Bitte: er möge in ihrem Namen den General-Konvent um eine Ermächtigung, zu diesem Ende Fonds sammeln zu dürfen, ersuchen.

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