Victor Hornyánszky: Beiträge zur Geschishte evangelischer Gemeinden in Ungarn (Pest, 1867)

Vorwort

— 187 einer entsprechenden Wohnung von 2 Zimmern, letzterem 700 fl. als jährlicher Gehalt zugesichert. 4. Für den Anfang wurde die sonst sehr zweckmäßige Abnahme des Schulgeldes beseitigt. 5. Der Lehrer an der höhern Klasse soll das ganze Jahr hindurch an den Wochentagen Schule halten, die sonntäglichen Katechisationen übernehmen, in den Wintermonaten zu gewissen Zeiten in ungari­scher Sprache predigen und im Nothsalle den ordentlicher Prediger vertreten. Endlich fand, am Pfingstseste (2. und 3. Juni) 1811, die feier­liche Einweihung der evangelischen Kirche A. C. allhier statt, unter dem Jubel nicht nur der Glaubensgenossen, sondern auch der Gebildeten an­derer Confessionen, deren einer ohne seinen Namen zu nennen auch die aus Anlaß dieser Feierlichkeit anwachsenden Druckkosten freudig über­nahm, und sich innig freute, daß seine Mitbürger ihre Religion frei ausüben können. Es waren aber bei dieser Feier die ansehnlichsten Männer des Lan­des anwesend. Seine Hochwürden der Superintendent Lyci eröffnete den feierlichen Akt mit der Intonation des „Komm' heiliger Geist", worauf der Senior Johann Molnár die Jugend konfirmirte. Dann predigte der Wiener Superintendent I. Wächter in deutscher und der Senior Simo- nides in ungarischer Sprache. Den Segen sprach der Superintendent Lyci. Noch am selben Tage wurde der Bildhauer Lorenz Dunaißky mit Eleonore Prirner und Michael Wachtler mit Elisabeth Dorn kopulirt, den andern Tag wurde Bölönyi zum Katecheten ordinirt und der Szira- ker Prediger Stephan Kolosvüry hielt eine Predigt in slavischer Sprache. Am ersten Tage bewirthete die Gräfin Roth-Tclcky, am andern Tag B. Alexander Pwnay die zahlreichen Gäste, bei welcher Gelegenheit viele Wünsche für das Wohl dieser Gemeinde an den Allvater gerichtet wurden. Nachdem nun dieses große Werk vollendet war, gingen die Väter, eingedenk des goldenen Spruches: Es ist nicht weniger lobenswerth, das Erworbene zu erhalten alö zu erwerben, daran, der Schule, die bisher mit den Lehrern in gemietheten Lokalen beherbergt wurde und von Zeit zu Zeit hin und her wandern mußte, einen festen Sitz zu verschaffen. Hiezu war wohl der Platz zwischen dem bisherigen Betsaal und dem k. k. Provianthause bestimmt; allein wenn sie ihre Kapitalien in die Mauerte steckten, woher sollten sie die Schule erhalten? Sie dachten — wenn sowohl der bisherige Betsaal als auch die ebenerdigen, der Gasse zu liegenden Räume des neuen Gebäudes nach dem Beispiel des Piaristenklosters zu Kaufmannsläden eingerichtet wür­den, so könnten sie wohl mit dem bedeutenden Zins von diesen Lokali­täten eine wohlbestellte Schule erhalten. Was man wünscht, das hofft man auch! Vertrauensvoll übergaben sie also eine Bittschrift hinsicht­lich der Bewilligung dieser Veränderungen an die städtische Behörde, in der sicheren Hoffnung, daß die Stadtgemeinde, vom Gerechtigkeitsgefühl

Next

/
Thumbnails
Contents