Krónika - Az Evangélikus Élet hírlevele, 2016 (81. évfolyam, 2-50. szám)

2016-05-08 / 18. szám

4 • Német oldal 2016. május 8. • KRÓNI KA Deutsche oder zweisprachige Gottesdienste zu Pfingsten 15. Mai Ágfalva (zweisprachig) 9 Uhr Balatonboglár 930 Uhr Budavár 10 Uhr Hévíz 11 Uhr Sopron (zweisprachig) Sopronbánfalva 10 Uhr (zweisprachig) 15 Uhr 16. Mai Budavár 10 Uhr Bonyhád 10 Uhr Egyházaskozár Schattendorf (neben 14 Uhr Ágfalva, grenzübergreifender ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche) 15 Uhr Sopron 9 Uhr Wenn die Bereitschaft zur Kom­munikation fehlt, wird die Kirche nur so lange bestehen, wie es noch die al­ten Mitglieder gibt, die sich ohne Worte verstehen. Neue können nicht dazukommen, weil sie nicht wissen, worum es hier geht. Und ohne Mut? Eine Gruppe, wo Angst den Grundton angibt, hat kei­ne Anziehungskraft: Mutlosigkeit schreckt ab. Die Kirche braucht also das Pfingst­­wunder, wenn sie weiter leben und wachsen will. Sie braucht Menschen, die Profil haben, die bereit sind, über den eigenen Glauben zu sprechen und nicht so leicht einzuschüchtern sind. Das ist gar nicht so leicht. Wenn das alles zusammenkommt, ist das schon ein Wunder, eben ein Pfingstwunder und ein wertvolles Geschenk vom Heiligen Geist. ■ Pfarrerin Adél Dávid (Wien) Pfingsten: Wunder im Multipack Wer in den letzten Monaten Nachrichten über die soge­nannte Migrationswelle ge­lesen oder gesehen hat, könnte den Ein­druck haben, dass die Multikulturalität etwas völlig Neues ist, so empört sind viele Menschen darüber, dass jetzt durch die Flüchtliche aus dem Nahen Osten eine fremde Kultur nach Europa kommt und unsere eigene Kultur da­durch gefährde. Dabei erzählen viele Geschichten der Bibel - auch die Pfingstgeschichte - vom Gegenteil. In Jerusalem haben laut Apg 2,5 Menschen aus allen Völkern gewohnt - eine genaue Liste der Nationen folgt in den Versen 9-11. Und das Wunder von Pfingsten wäre ohne diese Vielfalt der Sprachen und Nationen gar nicht vorstellbar. Das Fremde macht es mög­lich, dass wir unsere Grenzen über­schreiten. Ohne diese Fremdheit hät­ten die Jünger keine Möglichkeit ge­habt, ein Wunder zu erfahren - näm­lich das Wunder, dass Gott sie zu etwas befähigen kann, das sie nie gelernt ha­ben und was sie nicht mal angestrebt hatten: sich mit Fremden in ihrer Mut­tersprache zu verständigen. Wer in der Minderheitssituation in einem Land lebt, kann sicherlich gut nachfühlen, was es für die Seele bedeutet. Beim Pfingstwunda- geht es aber nicht einfach darum, lass einige un­gebildeten Menschen plötzlich flie­ßend eine Fremspracht konnten. Das wäre zwar wundervol genug, aber hier ist die Geschichtenoch nicht zu Ende. Das Wunder hatviele Kompo­nenten: Es ist ein Wunder, wenn Men­schen, die sich sonst immer in ihren eigenen engen Kreism bewegen, plötzlich den Mut haben, öffentlich für ihre Überzeugung einzutreten. Auch wenn die Öffentlichkeit diese Meinung nicht besonders freundlich aufnimmt und als lauter Blödsinn be­zeichnet: „Sie sind voll von süßem Wein.” Es ist sogar ein Wunder, dass sie formulieren können, was ihre Über­zeugung ist. Eine ausgeprägte Mei­nung zu haben, etwas, wofür es sich lohnt, unbeliebt zu werden und Spott in Kauf zu nehmen, ist schon an sich wertvoll und gar nicht selbstverständ­lich. Die Jünger waren vor kurzem noch völlig ratlos und in sich und ih­re eigene Trauer versunken. Das, was wir mit großer Selbstverständlichkeit das Fest der Auferstehung nennen, war für sie erstmal ein Fiasko und der Verlust eines geliebten Menschen. Es ist ein Wunder, dass die Jünger nicht nur einen klaren Standpunkt und Profil hatten, sondern darüber auch für alle verständlich sprechen konnten. Sogar so, dass jemand aus einer anderen Kultur sie verstanden hat. Grenzüberschreitende Kommu­nikation ist ein Wunder. Es muss nicht gleich jemand aus einem anderen Land sein. Wir haben genug kulturel­le Unterschiede innerhalb einer Nati­on und eines Landes. So zu sprechen, dass ein Jugendlicher einen Senioren versteht, ein Mann eine Frau versteht, ein Stadtbewohner einen Dorfbewoh­ner versteht - und alles auch umge­kehrt - ist schon schwer genug. Ein eigener Standpunkt sowie Mut und Bereitschaft, darüber klar zu re­den, sind auch heute sehr wichtig für die Kirche. Wenn der Standpunkt fehlt, dann ist die Kirche früher oder später ein Haus ohne Funktion. Es steht noch, aber niemand weiß genau, wozu. Dass Wände und Dach bald kaputt gehen, ist vorprogrammiert. Nur die­jenige bleiben drin wohnen, die keine andere Möglichkeit mehr haben oder denen nichts Besseres einfällt. „Und Mose sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst? Hab ich denn all das Volk emp­fangen oder geboren, dass du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Ar­men, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zu­geschworen hast? Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun, so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein Unglück sehen muss. (...) Da kam der HERR hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm von dem Geist, der auf ihm war, und leg­te ihn auf die siebzig Ältesten. Und als der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in Verzückung wie Propheten und hörten nicht auf.“ (4. Mose ii,nff) Mose droht der Zusammenbruch. Das Volk klagt. „Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und an die Kürbisse, die Melo­nen, den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere Augen sehen nichts als das Manna.“ (4. Mose 11,5- 6) Zu viel Manna gebe es, so das Volk, und zu wenig Fleisch. Mose kann es nicht mehr (er-)tragen und wirft hin, bis zum „So töte mich lieber“ an Gott. Und all dies wirft uns unser Bibel­wort hin, diese geplagten Zeilen, die so gar nicht zu Pfingsten, dem Fest der Geburt der Kirche oder auch un­ser Stimmung - die Ferien fangen für viele an, das Frühjahr ist endlich da - zu passen scheinen. Doch auch beim Geburtstag der Kirche an Pfingsten in der Apostelge­schichte lag der Tod Jesu, die große Krise, noch nicht lange zurück. Ohne Krise, ohne leeres Grab kein Neuan­fang, ohne Krise, ohne leeres Grab, ohne Karfreitag kein Ostern und kein Pfingsten. Die Krise ist es, die den Neuanfang oft spürbar macht, die Last leichter werden lässt, wenn Got­tes Geist weht und uns Schweres von der Seele nimmt. Ich habe oft das Gefühl, wir sehen die Krise nicht. Komme ich zu jungen Familien zu Taufgesprächen, höre ich oft, wenn ich frage, warum die Paare ihr Kind taufen wollen: „Es soll ja da­zugehören.“ Oder: „Es soll ja in den evangelischen Religionsunterricht ge­hen, wo die meisten hingehen.“ Die Krise ist für mich genau da. Zugege­ben, oft nennen Familien auch noch andere Gründe, warum sie ihr Kind taufen lassen möchten. Doch be­kommt der Grund, dazuzugehören, eine zu große Bedeutung, dann frage ich mich: Wo ist hier der Geist, von dem unser Bibelwort spricht? Wäre es demnach genug, wenn die Kirche ein Verein wie jeder andere ist? Zusam­menkommen, Feste feiern, Gemein­schaft haben, genügt das? Für die Kir­che ist dies viel zu wenig. Denn da ist das Fenster für Gottes Geist zu. Got­tes Geist kommt von außen, auf Mo­ses und auf die 70, die Gott ihn vor den Altar bringen lässt. Als Getaufte gehen wir durchs Leben mit dem Geist Gottes, der wie der Wind „bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.“ (Joh 3,8) Das Leben ist mehr Abenteuer als an­gepasstes Dasein, doch ein Abenteu­er, auf dem Gott mit seinem Geist mitgeht, durch Schweres und Schönes zugleich. So hilft uns Gottes Geist auch, Schweres im Leben zu sehen und es als Krise anzuerkennen. Sehe ich eine Kri­se, wie Mose, gestehe ich sie ein: „Ich vermag all das Volk nicht allein zu tra­gen.“ Ich würde mir in Taufgesprä­chen manchmal eine solche Offenheit wünschen - vielleicht nicht gleich im Bezug auf eigene Fehler, aber eine Of­fenheit, nach der Taufe im Leben mit Gottes neuem Kind zusammen Schö­nes in Glaube und Kirche zu erfahren, was es vorher nicht gab. Sehen wir im rechten Licht, bewegt durch Gott, können wir recht urtei­len. Wo bewegt Sie der Geist Gottes? Wo hat er Sie schon einmal ins Mark getroffen, als Sie eine Krise als solche erkannt haben, eigenes Verhalten im ganz anderen Licht gesehen haben? Mose schafft es nicht allein. Er ge­steht es nicht nur sich ein, sondern Gott. Gottes Geist bewegt uns schon, wenn wir ein Problem in unserem Leben als solches erkennen, es be­nennen können vor unseren Mit­menschen und vor Gott. Gottes Geist weht auch im Stillen, im Weinen, denn alles Weinen geschieht auf dem Weg hin zu einer Freude, die nicht billig oder aufgesetzt ist, sondern zu einer Freude, die trägt. Ohne Moses' Krise, ohne die Last, die ihm zu schwer wurde, keine Er­kenntnis, dass er es nicht allein schafft und Hilfe braucht. Pfingsten ist kein Ferien- und Freizeitfest mit tollen Frühlingsbildern und super Stim­mung. Es ist ein Fest mit tollen Früh­lingsbildern und toller Stimmung, die Gott gemacht hat, indem er uns mit auf den Weg nahm - aus einer Krise zu einem Neuanfang hin. Es ist ein Fest, in dem wir im Glauben saftige Maiwiesen, zwitschernde Vögel und tolle Frühlingstage mit tiefer Freude bewundern können, weil wir einen Weg vor uns haben, der uns vielleicht viel an Durchhalten, viel Regen- und Windwetter abverlangt hat. Kein Geist Gottes ohne die Welt, die ihn oft nicht erkennt. Er ist nicht unsere Welt, sondern Gottes Geist kommt in diese, unsere Welt. Wenn er dann Glauben und Freude stiftet, ist es ech­te, tiefe Freude, die Gott lobt. ■ Pfarrer Martin Kollei (Lautertal, Bayern) Krise ►

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