Krónika - Az Evangélikus Élet hírlevele, 2016 (81. évfolyam, 2-50. szám)

2016-12-04 / 48. szám

4 • Német oldal 2016. december 18. • KRÓNIK Deutsche Anlage Redakteurin: Pfarrerin Eszter Heinrichs Weihnachten bei Familie Luther Für viele Menschen ist Weihnachten ein Familienfest. Sie machen sich auf, um am Heiligen Abend im Kreis der Familie zu feiern, beschenken sich gegenseitig und sitzen am Weihnachtsbaum beisammen. Viele, die kei­ne Familie haben, spüren in der Weihnachtszeit Einsamkeit. Denn Weihnachten und Familie gehören für die meisten Menschen zusammen. Dass dies so ist, hängt mit Martin Luther zu­sammen. Wie hat eigentlich Martin Luther Weihnach­ten gefeiert? - Auf einem Kupferstich des Wei­marer Künstlers Carl August Schwerdtgeburth (1785-1878) wird Luther als Vater im Kreis sei­ner Familie dargestellt. Seine Ehefrau Kathari­na von Bora, von ihm liebevoll „Käthe“ genannt, sitzt neben ihm mit dem jüngsten Kind auf dem Schoß, um den Tisch versammelt sind die an­deren vier Kinder der Familie Luther. Mit dabei ist auch Philipp Melanchthon, Luthers treuer Freund und Mitreformator. In der Ecke sitzt ei­ne Magd, welche die Szene andächtig beobach­tet. Auf dem Tisch steht der Weihnachtsbaum, dessen Licht die Kinder fasziniert. Martin Lu­ther selbst spielt die Laute und singt Weih­nachtslieder. Dieses Bild hat die Vorstellung vom evangeli­schen Weihnachtsfest im 19. Jahrhundert stark geprägt. Manches ist natürlich spätere Erfin­dung. Den Weihnachtsbaum hat Luther bei­spielsweise noch nicht gekannt; dieser Brauch kam erst im 18. Jahrhundert auf, hat sich dann aber rasch durchgesetzt. Aber dass Weihnachten auch in der Familie gefeiert und gepflegt wird, verdanken wir Martin Luther. Weihnachten wur­de damals hauptsächlich als Hochfest in der Kir­che gefeiert. Aber Luther war bald nach seiner Heirat mit Katharina von Bora im Jahr 1525 auch Familienvater. Insgesamt sechs Kinder wurden dem Paar geboren, und Luther legte großen Wert darauf, dass auch die Kinder im Glauben an Je­sus Christus aufwuchsen. Luther hatte eine be­sondere Gabe, sich auf die Kinder einzulassen. Das hing auch mit seiner Theologie zusammen, die stark von der Menschwerdung Jesu Christi geprägt war: „Wir fassen keinen anderen Gott als den, der in jenem Menschen ist, der vom Him­mel kam. Ich fange bei der Krippe an.“ Diese Theologie, die bei der Menschwerdung Christi ansetzt, wird bei Luther praktisch umgesetzt in der Kindererziehung. Er sagte einmal: „Christus, da er Menschen erziehen wollte, musste Mensch werden. Wollen wir Kinder erziehen, müssen wir selbst Kinder mit ihnen werden.“ Die Botschaft von Jesus Christus sollte den Kindern also auf kindgerechte Weise vermittelt werden - weil Gott selber Kind geworden ist. Ein wichtiges Instrument, den Kindern das Ge­heimnis Christi nahezubringen, war die Musik. Luther schrieb viele Lieder nach den Melodien damals bekannter Volksweisen. So konnten die Lieder leicht behalten und gut mitgesungen wer­den. Manche dieser Lieder waren ausdrücklich für Kinder gedacht. Das berühmte Weihnachts­lied „Vom Himmel hoch“ soll Luther anlässlich der Geburt seiner jüngsten Tochter Margarete gedichtet haben. Das Lied ist als eine persönliche Anrede formuliert, die beinahe in jeder Strophe durchklingt. Der Engel sagt es nicht nur den Hirten, sondern auch den Kindern, ja uns allen: Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär; der guten Mär bring ich so viel, davon ich singen und sagen will. Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und fein, das soll euer Freud und Wonne sein. Es ist der Herr Christ, unser Gott, der will euchführn aus aller Not, der will euer Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein. Die sechste Strophe fordert die Kinder gerade­zu auf, jetzt mit den Hirten in die Stube hinein­zugehen und das besondere Geschenk Gottes anzusehen: Des lasst uns alle fröhlich sein und mit den Hirten gehn hinein, zu sehn, was Gott uns hat beschert, mit seinem lieben Sohn verehrt. In der sechsten Strophe klingt das Thema „Be­scherung“ an. Auch der Brauch des Schenkens zum Christfest geht letztlich auf Martin Luther zurück. Für den Reformator war Jesus Christus selbst das größte Geschenk, das Gott uns Men­schen gemacht hat. Den Kindern sollte dieses Ge­schenk verdeutlicht werden, indem sie am Tag sei­ner Geburt selber Geschenke erhielten; die Gaben brachte nun der „heilige Christ“ am Tag seiner Geburt und nicht mehr der heilige Nikolaus am 6. Dezember, wie es bis dahin in der mittelalterli­chen Kirche üblich war. Auch das Einüben von Theaterstücken mit der Geschichte der Geburt Je­su wurde von Luther und Melanchthon gefördert. Insgesamt wird deutlich, dass Luther Bräuche bewusst gestaltete, um Jesus Christus ins Zen­trum zu setzen. Nicht alles hat sich bis heute durchgehalten. So war es noch für Luther klar, dass mit der Geburt Jesu Christi auch das neue Jahr beginnt. Denn in seiner Geburt macht der lebendige Gott mit uns einen neuen Anfang. Das klingt noch in der letzten Strophe des Lie­des „Vom Himmel hoch“ an: Lob Ehr sei Gott im höchsten Thron, der uns schenkt seinen ein 'gen Sohn. Des freuet sich der Engel Schar und singet uns solch neues Jahr. Luthers Anliegen war es, die Weihnachtsbot­­schaft im alltäglichen Leben zu verwurzeln. Es ist die Freude an Jesus Christus, die den Reforma­tor prägt. Davon zeugt auch die Art und Weise, wie Luther im Kreis von Familie und Freunden Weihnachten gefeiert hat. So wird Christus selbst zum Familienmitglied, oder besser umgekehrt: Wir werden Teil seiner Familie. „Es sollte uns fürwahr nichts fröhlicher sein als dies, dass Christus geboren ist von der Jungfrau Maria.“ ■ Johannes Erlbruch Alle eins in Christus Jesus Gelegentlich denke ich darüber nach, wer wohl die Leser und Leserinnen der Zeilen der deut­sche Seite im „Evangélikus Élet“ sind. Sind es Ungarndeutsche oder Ungarn, die neugierig sind oder deutsch üben wollen? Ausländer, die in Ungarn leben? Wir sind vielleicht unter­schiedlicher Herkunft und haben aus verschie­denen Anlässen die deutsche Sprache gelernt. Ich lebe seit einigen Jahren in einer westun­garischen Gemeinde, in der deutsche Kultur und Traditionen sehr wichtig sind. Wfr haben bei uns zum Beispiel eine Liturgie für den Heiligen Abend, die so im ganzen Land wohl einzigartig sein mag. Dazu gibt es eine nette Geschichte: Als wir vor acht Jahren im Oktober in unseren Dorf zogen, waren viele Menschen hier sehr skep­tisch - die neuen Pfarrer! Sie schätzten uns ab und einige meinten, ob sie uns als Pfarrer wohl richtig akzeptieren könnten, das würde man dann nach Weihnachten sehen, wenn wir den Gottesdienst zum Heiligen Abend gehalten hät­ten mit der alten Weihnachtsliturgie... Diese Li­turgie war mit gotischen Buchstaben auf ver­gilbtes Papier geschrieben und stammte aus dem Jahre 1938. Am Heiligen Abend haben die Got­tesdienstbesucher eine Kopie dieser Liturgie in den Händen gehalten und waren gespannter Er­wartung, ob „die neuen Pfarrer“ alles richtig machen würden. Und als wir die Prüfung au­genscheinlich bestanden hatten, wurden wir nach dem Gottesdienst gleich am Ausgang der Kirche von einem Gemeindeältesten mit haus­gebranntem Schnaps empfangen. Weil Weih­nachten wichtig ist, für alle von uns, auch wenn wir es auf verschiedene Weise erleben. Ganz gleich, ob wir Deutsche, Ungarndeut­sche, Ungarn, Österreicher oder anderer Na­tionalität und Herkunft sind. Wie es uns Paulus ins Gewissen schreibt: „Ihr seid alle durch den Glauben Kinder Gottes in Christus Jesus. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Skla­ven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid »einer« in Christus Jesus.“ (Gal 3,28) Gleichgültig, wie verschieden wir auch sein mö­gen, gleich ob wir von verschiedenen Kulturen geprägt sind - wir sind alle „eins“ in Christus Je­sus. Ganz besonders aber zu Weihnachten... Ich wünsche Ihnen allen für diese Tage, dass sie mit Ihren Lieben und mit Ihrer Gemeinde das Gefühl haben, dass Sie „eins sind“ in Chris­tus Jesus! ■ Eszter Heinrichs Deutschsprachige und zweisprachige Gottesdienste am Weihnachten 24. Dezember Ágfalva (zweisprachig) 18 Uhr Balatonboglär 16 Uhr Budavár 18 Uhr Hévíz 16 Uhr Sopron 17 Uhr Sopronbánfalva (zweisprachig) 16 Uhr 25. Dezember Balatonboglár 9.30 Uhr Budavár 10 Uhr Hévíz 11 Uhr Sopron 9 Uhr 26. Dezember Ágfalva 9 Uhr Bonyhád 10 Uhr Budavár 10 Uhr Egyházaskozár 14 Uhr Sopron 9 Uhr Sopronbánfalva 10.30 Uhr „Die Geburt Jesu in Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das ewig bleibt. “ (Martin Luther) i I

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