Evangélikus Élet, 2015. január-június (80. évfolyam, 1-26. szám)

2015-04-05 / 14. szám

Evangélikus Élet WMMHWMlBlllBMBWIIWiWllMilllMIIIIlBBIlllffllB NEMET OLDAL 2015. április 5- *• 13-' MMMi Deutsche Anlage Redakteurin: Pfarrerin Eszter Heinrichs Verbindung zwischen Himmel und Erde enn ich meine Schü­ler frage, welches der wichtigste evangelische Feiertag ist, lautet die häufigste Antwort: Weihnachten. Manche kommen der Wahrheit schon näher, wenn sie auf Ostern tippen - im katholischen Religions­unterricht hätten sie in dem Fall auch Recht. Den Reformatoren aber schienen gerade die Karfreitagser­eignisse Kern des Glaubens zu sein. Aber warum gerade Karfreitag? Warum nicht Weihnachten oder Ostern, Fest der Geburt oder Auf­erstehung? Warum müssen gerade der Tod und das Kreuz in der Mit­te unseres Glaubens stehen? Möch­te Gott, dass wir traurige Christen werden, die ständig nur an Tod und ihre Sünden denken können? Viele meiden sogar den Karfrei­tagsgottesdienst und sagen: „Den Tod feiern? Nein, danke. Davon möchte ich nichts wissen.“ oder: „In allen Medien hören wir nur von schrecklichen Kriegsnachrichten, von Skandalen, von Busunfällen, wo Schulkinder umgekommen sind. Dass unsere Kinder auch noch in der Kirche den Tod eines Juden feiern, möchten wir als ver­nünftige Erwachsene lieber nicht.“ Aber hat der Sinn des Karfrei­tags wirklich mit einem Glauben zu tun, der in uns Minderwertigkeits­gefühle wecken möchte und nur da­von spricht, wie böse wir sind, weil unsere Sünden Jesus ans Kreuz ge­schlagen haben? Sollten wir am Karfreitag unsere Bosheit feiern? Nein, keineswegs! Gott behüte uns von solchen Vorstellungen! Karfreitag geht es um die Liebe Gottes. Der ewige Gott war schon immer der, wie er sich von Anfang an seinem Volk gezeigt hat und wie Jesus ihn beschrieben hat: die Lie­be. Und in Jesus zeigt Gott, wie weit er aus Liebe für uns Menschen mitzugehen bereit ist: bis ins Ster­ben, bis in die Einsamkeit und Ver­zweiflung des Todes, die Gott mit seiner Nähe und Gegenwart auf­brechen will. Die Sünde eines Men­schen besteht nicht im Begehen moralischer Fehler, sondern im Ab­Ich kann den Schreiber des Brie­fes sehr gut verstehen. Es ist mir immer schmerzhaft, so viele Ju­gendliche, Erwachsene, aber auch Senioren zu treffen, die einfach nur so vor sich hin leben - ohne Profil, ohne religiöse Identität, ohne Be­geisterung und ohne Feuer. Ange­passt an die wechselnden Moden und an die herrschenden Trends. Immer auf der Suche, nie am Ziel. bruch der Beziehung mit Gott und in der Verschmähung seiner Liebe. „Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass Jesus für alle den Tod erlitten hat“, heißt es im Hebräerbrief (2,9b). Der nament­lich unbekannte Verfasser dieses hochgebildeten Briefes schreibt ge­gen Ende des 1. Jahrhunderts in der großen Sorge, dass die Mitglieder seiner Gemeinde, dieser Gemein­schaft des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, ihre Orientierung verlieren könnten. Denn die Hoff­nung bröckelt angesichts der Er­fahrungen des Sterbens und des Todes. Das Volk verliert die Spra­che, um Gott zu antworten. Sie verlieren die Verbindung zum himmlischen Vater. In einer solchen Situation nimmt der Verfasser des Briefes an die Hebräer all seine Beredsamkeit zu­sammen, um den Menschen Ori­entierung zu geben und ihnen das Ziel zu zeigen, dem ihre Lebensge­schichten entgegen gehen und wo Jesus schon auf sie wartet. Trotz aller Schuld und Sünde. Es ist das Kreuz, wo sich die Liebe Gottes zeigt und wo sich Himmel und Er­de, Gott und die Menschheit ver­binden. Alttestamentliche Geschichten erzählen von einzelnen Begegnun­gen mit Gott und von besonderen Orten der Begegnung (z.B. Gen 28,i6f.). Auch von Engeln ist die Rede, die zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Men­schen pendeln. Aber Jesus ist der Einzige, den der Herr seinen Sohn genannt und ihn dadurch über alle Engel gestellt hat. Seit Karfreitag brauchen wir keine besonderen Or­te zu suchen, um uns durch die En­gel Gottes mit dem Ewigen in Ver­bindung setzen zu können. Das Kreuz verbindet den Himmel mit der Erde ein für alle Mal und es umarmt die gesamte Schöpfung mit Gottes Liebe. Gott ist in Jesus Mensch gewor­den, er hat unser Leben geteilt. Gott sieht nicht nur hin, sondern leidet selbst mit. Deshalb kann er uns Menschen heute in all unserer Not und Angst, in Schmerz und Hilflosigkeit verstehen. Durch Je­sus sind wir alle befreit davon, le­benslang Gefangene der Furcht vor dem Tod zu sein. Der alttestamentliche Zuspruch, „Ich bin bei dir“, gilt auch für uns. Jesus wird im Neuen Testament mit Immanuel übersetzt: „Gott mit uns". In ihm kommt der Himmel auf die Erde und durch sein Kreuz bleiben sie auch verbunden. Wie immer es mit unserer Lebensge­schichte bestellt sein mag: durch das Kreuz bleiben wir mit dem himmlischen Vater in Verbindung. Die Hoffnung ist schon am Kar­freitag geboren: dass sich die Schöpfung verwandeln wird, dass einmal alle Tränen getrocknet wer­den und Schmerz und Geschrei zum Ende kommen, auch der Tod, der uns jetzt noch Angst einjagt... Ich wünsche uns allen Mut, dass wir uns für diese großartigen Ver­sprechen der Bibel öffnen können und dass wir beim Abendmahl die Verbindung zwischen Himmel und Erde und die Gemeinschaft aller Christen erleben. ■ Pfr. Dr. Hajnalka Ravasz Wallisellen, Schweiz Gottesnähe - Gottesferne Im Buch Jeremia stellt Gott eine rhe­torische Frage über sich selbst: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? (Jer 23,23) In dieser Fra­ge spiegelt sich nicht nur etwas Wichtiges vom Wesen Gottes wider, nämlich Nähe und Ferne, sondern auch etwas von dem, wie wir Men­schen ihn erfahren und wahrneh­men. Denn manchmal erfahren wir Gott als den Nächsten, der bei uns ist bis an der Welt Ende, der uns be­gleitet, unterstützt, schützt und trägt. Ein anderes Mal erfahren wir ihn gar nicht: wir spüren nichts von seiner Gegenwart, Liebe, Wärme und Nähe, sondern fühlen uns ver­lassen, leer und ausgeliefert. Wir fra­gen uns dann, warum er schweigt und fangen natürlich an zu fragen, ob es ihn wohl überhaupt gibt. Unser Gott ist nicht nur ein Gott der Nähe, sondern auch ein Gott der Ferne. Und diese Gegensätzlichkeit, die uns als Widerspruch in sich selbst Vorkommen muss, gehört nicht nur zu unserem Gottesbild und unserer Gotteserfahrung, son­dern auch zum höchsten christli­chen Feiertag: Ostern. Am Karfrei­tag erinnern wir an den Tod Jesu, an sein Leiden und Sterben am Kreuz. ten des 22. Psalms „Eli, Eli, lema sa­­bachtani?” das heisst: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich ver­lassen!“ (Mt. 27,46). In diesem Mo­Der Sohn Gottes, der Gott als seinen Vater anredete und seinen Willen verkündete, hängt am Kreuz, verlas­sen von allen, und mit seinem letz­ten Atemzug fragt er mit den Wor­ment und in diesem Geschehen kommen Gottes Nähe und Ferne gleichzeitig zum Ausdruck. In der Verlassenheit Jesu, in der quälenden Frage, die erst mit der Auferstehung beantwortet wird, ist paradoxerwei­se Gott uns am nächsten und Jesu am fernsten. In dieser Verlassenheit erfährt Jesus - stellvertretend für uns alle - die tiefste Ferne Gottes. Und wir, mitten in dieser Verlassen­heit, können die grösste Nähe Got­tes erfahren. Nähe in der Verlassen­heit. - Bin ich nur ein Gott, der na­he ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Gottes Nähe und Gottes Ferne gehören zu­sammen. Beides kann gleichzeitig wahr sein - Gott kann uns ganz na­he, aber auch ganz fern sein! Aber die Entscheidung darüber liegt nicht in unserer Hand. In Johannes 4,8 heisst es zwar „Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen!“ aber dies geschieht nicht automatisch. Gott ist unverfügbar. Wir können ihn nicht zwingen, sich uns zu nä­hern - in dem wir z.B. brav christ­lich leben (was auch immer wir da­runter verstehen), aber wir können ihn auch nicht zwingen, sich von uns fern zu halten - indem wir seinen Willen missachten. Er ist der, der ent­scheidet. Und so hat er auch die Deutsche oder zweisprachige Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern 2. April - Gründonnerstag Ágfalva.......................... 16 Uhr (zweisprachig) Sopron............................ ..17 Uhr (zweisprachig) Sopronbänfalva............ 18 Uhr (zweisprachiger Gottesdienst und Osterwache mit Jugendlichen.) 3. April - Karfreitag Ágfalva .......................... 17 Uhr (zweisprachig) Balatonbogldr.............. 16 Uhr Bonyhäd......................... 10 Uhr Budavár......................... 15 Uhr Egyházaskozár............... 14 Uhr Hévíz.............................. 11 Uhr Sopron............................ . 9 Uhr Sopronbänfalva............ 15 Uhr (zweisprachig) 4. April - Samstag, Budapest, Hold u.18-20. 20 Uhr (Ökumenische Osternacht) Sopron............................ 14 Uhr (auf dem Friedhof.) 5. April - Ostersonntag Ágfalva........................... . 6 Uhr (zweisprachig) Budavár ......................... 10 Uhr Balatonboglár............9.30 Uhr Hévíz............................... 11 Uhr Sopron............................ . 9 Uhr Sopronbänfalva.......10.30 Uhr (zweisprachige Familiengottesdienst) 6. April - Ostermontag Ágfalva........................... . 9 Uhr Bonyhäd......................... 10 Uhr Budavár ......................... 10 Uhr Egyházaskozár............... 14 Uhr Sopron............................ . 9 Uhr Vonyarcvashegy............. 11 Uhr (Freiluftgottesdienst) Möglichkeit, uns fern zu sein, sich von uns zu entfernen, oder sich uns zu nähern. Ich denke, es hat viel zu lange unser Denken bestimmt, zu glauben, uns Gott zu nähern oder ihm fernzubleiben sei unsere Ent­scheidung; viel zu oft haben wir nicht bedacht, dass Gott frei ist in seiner Entscheidung, uns nahe zu kommen oder der ferne Gott zu sein. Wir ver­fügen nicht über Gott, sondern er verfügt über uns. Das ist die harte Wirklichkeit. Aber es ist eine Wirk­lichkeit, die uns nicht bedrücken muss, sondern befreien kann. Denn eben nur weil wir über Gott nicht verfügen können, kann er uns nahe oder fern sein, oder nach dem Osterngeschehen formuliert: er kann uns auch in unserer Verlassenheit ganz nah sein. Auch dann, wenn er uns fern bleibt, hört er nicht auf, Gott zu sein. Denn zum Glauben, zur Be­ziehung mit Gott gehört, wie zu jeder anderer Beziehung, beides: Nähe und Ferne. Nähe und Ferne, die mal bedrücken und mal befreien. ■ Pfr. Dr. Jiri Dvoracek, Thalwil, Schweiz

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