Evangélikus Élet, 2007 (72. évfolyam, 1-52. szám)

2007-04-08 / 14. szám

io 4f 2007. április 8. NÉMET OLDAL ■■■■■■■■■■■■■■■■■■ 'Evangélikus ÉletS mmmms 1 Der siegende Christus Heute begeht man die Geschichte des Leidens und Sterbens unsers Herrn Jesus Christus, wie wir in unserm Glaubens­bekenntnis bekennen und sprechen: „Ich glaube an Jesus Christus, Gottes ein- gebornen Sohn, unsern Herrn ... gelit­ten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, ge­storben und begraben”. Denn obschon die Christen täglich und immerdar das Leiden und Sterben Christi predigen, be­denken und betrachten sollen, ist dieser Tag besonders zur Predigt und Betrach­tung des Leidens Christi geordnet, des­halb, weil alles, was Christus im Garten, in des Hohenpriesters Kaiphas Hause, vor dem Landpfleger Pilatus und vor Ge­richt und am Kreuz gelitten hat, an die­sem Tag geschehen ist. hat Christus zur Zeit seines Leidens hö­ren müssen, der hat ihm ins Herz ge­klungen und ihm gepredigt. Denn er war jetzt in die Stunde gekommen, da er der Schlange, nicht der, die im Grase kriecht und Frösche frißt, sondern der alten Schlange, dem Teufel, den Kopf zertreten sollte. Und das sollte er tun nicht mit dem Fuß, auch nicht mit Schwert oder Geschütz, sondern mit sei­nem Leib und Leben, daß er den Teufel über sich herlaufen und allen seinen Grimm und Zorn auf sich ausgießen las­se. Damit zertritt und zerquetscht er den Teufel, auf daß wir Ruhe und Frieden vor ihm haben. Wenn der Schlange der Kopf zertre­ten und zerquetscht wird, so ists mit ihr Das ists, was die Evangelisten allent­halben bei dem Bericht über das Leiden Christi schreiben: Solches ist gesche­hen, auf daß erfüllet würden die Schrif­ten der Propheten. Denn alles, was Christus gelitten hat, ist geschehen um der heiligen Schrift willen. Darum be­schreiben die Evangelisten nicht allein, wie es mit des Herrn Leiden zugegangen ist, sondern wiederholen auch stets die­se Worte: „Solches geschah, auf daß die Schrift erfüllet würde”, als wollten sie zu uns sagen: Befraget die Propheten darum, die werden euch sagen, weshalb Christus gelitten habe. Groß und schwer ist sein Leiden, Marter und Kreuz, aber groß ist auch seine Liebe und Neigung, ja die allergrößte Gnade gegen uns, daß der fromme Herr und Heiland die heilige Schrift mit seinem Leiden und Sterben um unsertwillen er­füllet hat. So steht 1. Mose 3,15 geschrieben: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nach­kommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen”. Diesen Spruch aus, so hat sie ihr Ende. Weil nun Chri­stus der alten Schlange, dem Teufel, den Kopf zertreten hat, so hat der Teufel sei­ne Gewalt und Macht verloren. Der Teu­fel bleibt bei uns wohl ein Teufel, und die Welt bleibt Welt. Aber doch ist dem Teufel der Kopf zerschmettert, und Christus hat ihm sein Reich des Todes, Sünde und Hölle zerstört und ihm seine Gewalt genommen. Diesen Spruch, sage ich, hat Christus angesehen, als er litt und gesagt: Dies ist die Stunde, da ich dem Teufel den Kopf zertreten und er mich in die Ferse ste­chen soll. Das soll und will ich leiden. Solches hat er (...) ausgestanden und da­mit den Ostertag recht gefeiert und durch solch sein Leiden des Teufels Reich zerstört, so daß er nun Gewalt hat über den Teufel. Wenn er ein Wort spricht, so ist der Teufel mit seinem Reich des Todes, der Sünde und Hölle hinweg. Und wer an ihn glaubt, der soll auch sicher sein, daß ihm Sünde, Tod, Teufel und Hölle nicht schaden sollen. M (Detail der 1533 am Karfreitag im Hause gehaltenen Predigt von Martin Luther nach Johannes 19,13-30) Zusammengestellt von Zsuzsanna Gazdag Die Uhr Wieder einmal war das Mädchen bei der Großmutter zu Gast. Zwischen der Al­ten und dem Kind war eine tiefe Freund­schaft gewachsen, ja, eine tiefe Liebe und ein großes Vertrauen. So saßen sie oft zur Schummerstunde beieinander. Das Mädchen liebte den Duft der alten Kü­che, liebte das flackernde Feuer im Herd, liebte die dicke weiße Kerze, die sie fast feierlich entzündete, und es liebte die Geschichten der alten Frau, die mit leiser Stimme zu verzaubern verstand. Das Mädchen brauchte kein Fernsehen, kei­nen Computer, kein lautes Radio. Es ge­noss die heimliche Stimmung der Ver­trautheit und wusste, dass Großmutters Ohren auch alle Geheimnisse bewahr­ten, die man ihnen anvertraute. Zuweilen blieb dann die Zeit fast ste­hen, zuweilen aber auch rasten die Mi­nuten, und wenn die Dunkelheit herein brach, hieß es Abschied nehmen. Das geschah mit einem kleinen flüchtigen Kuss, aber niemals vergaß die Großmut­ter, dem Kind über den Kopf zu strei­cheln mit kleiner behutsamer Gebärde und zu flüstern: Gott behüte dich. Das Kind war glücklich und versteck­te die Schummerstunden in seinem Her­zen, wie man einen Schatz versteckt. Niemand erfuhr davon, nicht einmal die beste Freundin und auch die Eltern nicht, die beide berufstätig waren und kaum Zeit hatten. Dann kam der dunkle Abend. Wieder saßen sie beieinander, und die Großmut­ter erzählte aus der armen Zeit, als das Brot Millionen kostete und die Arbeit rar war. Hanni hörte gebannt zu. Sie stellte sich vor,-wie es sein musste, wenn das Es­sen knapp war und das Geld; wenn die Mütter weinten und die Väter tranken. Sie stellte sich vor, wie es sein musste, wenn Kinder an Typhus sterben und ver­zweifelte Männer in Geschäfte einbre­chen, um für das Leben zu stehlen. Da fuhr ein greller Blitz ins Zimmer, und der Donner grollte grimmig wie tausend tiefe Trommeln. Das Kind schmiegte sich an die Alte, die ihre rech­te Hand sanft auf den Kopf der Enkelin legte. Da trat Frieden ein. Aber Hanni bekam einen riesigen Schreck; denn die Wanduhr war stehen geblieben. Sie hat­te sie vorhin noch aufgezogen. Jetzt stand sie. Kein Klang, kein Gong, kein Pendelschlag. Stille lag über dem Raum, tiefe unheimliche Stille, und draußen tobte der Sturm, und der scharfe Regen klatschte an die Scheiben. „ Du bleibst heute Nacht bei mir!“ sagte die Großmutter, und Hanni nickte. Sie war glücklich mit diesem Gedanken, denn sie hatte Angst. Die Großmutter griff zum Telefon, drückte mit alten Fingern langsam die Knöpfe und sagte knapp: „Hanni bleibt hier. Das Wetter ist zu schlimm.“ - Wenn Großmutter etwas sagte, dann war es entschieden. Hanni lächelte. Die Alte lächelte. Die Kerze schien zu lächeln. Sie gingen beide noch aufs Klo, wuschen sich, putzten die Zähne, zogen die Nachthemden an und gingen zu Bett. Hanni spürte den alten Körper, seltsam knochig und doch so weich. Sie schmiegte sich an die Großmutter. „Warum ist die Uhr stehen geblieben?“ - Schweigen. - „Warum ist die Uhr stehen geblieben?“ - „Weißt du, mein Kind, als Großvater noch lebte, sagte er: die Uhr ist wie das Leben. Plötzlich bleibt sie stehen, obwohl sie aufgezogen ist. Aber sie hat vier Schlüs­sel. Denk dran: Vier Schlüssel. Wer die­se Schlüssel entdeckt, bringt die Uhr in Bewegung und erlebt das Glück seines Lebens.“ Dann gab sie der geliebten En­kelin noch den Gutenachtkuss, und bei­de schliefen ein. Doch dann kam der Traum über das Kind wie ein Engel: Leise, behutsam, deutlich und hell. Hanni träumte, sie be­gäbe sich auf die Suche nach den vier Schlüsseln. Sie wollte nicht nur die Uhr wieder schlagen hören, sondern Großmutter lächeln sehen. Am andern Morgen hatte sich der Traum in ihrem Gedächtnis fest gesetzt. Als sie gefrüh- stückt hatten, machte sie sich auf den Weg zur Schule. Unterwegs hörte sie eine kleine Stim­me: „ Sieh mich an! Bitte, sieh mich an! Ich bin so klein. Niemand sieht mich. Bitte, sieh mich an!“ Hanni sah auf den Weg und entdeckte das Gänseblüm­chen. Sie kniete nieder und staunte über die Schönheit der kleinen Blume, die sie bisher immer übersehen hatte. Da wuchs in ihr der Gedanke, dass der Schöpfer unendlich groß sein müsse, wenn er ein so kleines Geschöpf so wun­dervoll gestaltet hatte. Sie war glücklich über den Gedanken und beschloss, der Großmutter davon zu erzählen; denn sie spürte, dass sie den Glauben entdeckt hatte. Ganz genau wusste sie es nicht, aber sie spürte es. In der Schule saß sie dann neben ihrer Freundin. Die weinte. Kaum sichtbar, kaum hörbar, aber ein Zittern überzog ih­ren Körper. Hanni legte ihr den Arm um die Schultern. „Meine Eltern lassen sich scheiden.“ Mehr sagte das Mädchen nicht, aber Hanni verstand den abgrundtiefen Kummer. „Du musst sie bitten, beieinan­der zu bleiben.“ Die Freundin versprach es. Hoffnung wuchs. Hanni spürte, dass Hoffnung wichtig für das Leben ist. Mittags erlebte sie die Eltern am Tisch. Sie schwiegen. Das Mädchen schwieg auch. Die Suppe dampfte. Sie aßen schweigend. Hanni kannte das seit Mo­naten. Die Eltern waren erschöpft und am Ende. Plötzlich kam Streit auf, lauter Streit, scharfe Worte fielen, Vorwürfe, Anklagen. Schrecklich. „Warum liebt ihr euch nicht?“ Das Mädchen schrie es hin­aus. Die Eltern waren schockiert. Sie sa­hen sich an. Sie starrten sich an. Sie ga­ben sich die Hand. Sie sahen das Mäd­chen an. Sie bekamen Tränen in die Au­gen. Sie küssten sich. Sie spürten, was geschah. Hanni war glücklich. Sie ver­ließ den Raum. In den folgenden Wochen spürte das Kind, dass neues Leben in die Familie kam. Aber Großmutter wurde krank, sehr krank. Es dauerte Wochen, bis Besse­rung einzutreten schien. Hanni war in je­der freien Stunde am Bett der alten Frau. Sie kochte Tee, sie schmierte Butterbrote, sie war einfach da. Als die Großmutter ge­sund wurde, wusste das Kind kaum wo­hin mit der Dankbarkeit. Es war Oster­morgen. Die alte Frau stand auf und be­grüßte das Fest. Die Enkelin war da. Sie küsste die alte Hand. Da schlug die Uhr. „Du hast die vier Schlüssel gefunden“, sagte die Alte, „den Glauben, die Hoff­nung, die Liebe und die Dankbarkeit.“ Am Abend des Tages wurde es eine wundervolle Schummerstunde; denn die alte Wanduhr tickte, die Kerze leuch­tete, die Großmutter strahlte, und Hanni war glücklich. ■ Peter Spangenberg Immer wieder Jesaja 50,6 Welch ein kurzes und doch wichtiges Wort: wieder. Wieder ist es Passionszeit, Karwoche, Karfreitag und Ostern. Jedes Jahr wieder von vorne erben wir diesen Zyklus. Nimmt es denn gar kein Ende? Lernen wir Menschen denn nie? Müssen wir das immer wieder gesagt bekom­men: Jesus litt für dich, ergab sein Leben für dich dahin? Ich fürchte, ja, wir müs­sen es immer wieder gesagt bekommen. Damit wir nicht vergessen, dass es bei Jesu Leiden nicht um eine Bestrafung seiner eigenen Sünden geht, sondern um die Bestrafung unserer Schuld. Gott leg­te die Strafe auf ihn, er musste seinen Kopf und seinen Rücken für uns hinhal- ten. Sonst wäre es uns an den Kragen ge­gangen. Die Leiden Jesu sind abgeschlossen und ausgestanden. Er braucht nicht wie­der für uns zu sterben. Sein Opfer auf Golgatha reicht aus zur Sühne der Sün­den aller Menschen aller Zeiten. Aber unsere Sünde hat noch kein Ende. Stän­dig erliegen wir der Versuchung, selbst­herrlich unser Leben zu führen. Ohne unseren Herrn Jesus Christus. Und deshalb ist es gut, dass wir wie­der an unsere große Schuld und an sei­ne große Liebe erinnert werden. Immer wieder. M (Nach dem Andachtsbuch Feste Burg 2006)

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