Andrea Sommer-Mathis: Ergänzungsband 11. Die Tänzer am Wiener Hofe im Spiegel der Obersthofmeisteramtsakten und Hofparteienprotokolle bis 1740 (1992)

Die Tänzer am Wiener Hofe OMeA 20 unfol. und OMeA Prot. 10 fol. 322v - 524v (1724 Juli 6, Referat mit Resolution, Nr. 1; Beilage: 1724 März 20, Gutachten des Hofmusikdi­rektors); OMeA Prot. 10 fol. 380v - 381r (1724 August 8, Bescheid)77): Bittgesuch des Alexander Philebois um den Titel eines „Sotto=Hoff=Dissegnatore“ für seinen Sohn Carl , „damit Er dem dermahligen Hoff=Dissegnatore Bertoli78) mit auß- arbeitung deren, bey operen und anderen Vorfallenheiten benöthigten Dissegni, unter dessen direction an die hand gehen, und endlich bey sich etwa ereignender apertur so dan in die würcklichkeit eintretten könne“. Carl Philebois habe sich von Jugend an in der Zeichenkunst geübt und seit einigen Jahren unter der Leitung von Bertoli unter an­derem einige „abriß deren opern=Tanzer“ entworfen, wovon etliche nach der Reise nach Prag im Jahre 172379) dem Kaiser überreicht worden seien. Das Gutachten des Hofmusikdirektors stützt sich auf Bertolis Mitteilung, daß Carl Philebois als Kopist von seinen Entwürfen durchaus brauchbar und auch lernfähig sei, „so fern Er nur kein anderes exercitium hätte“. Er hält es für bedenklich, Carl Philebois den gewünschten Titel zu verleihen, weil er unweigerlich bald auch um entsprechende Besoldung bitten würde. Carl Philebois solle sich in seiner Freizeit im Zeichnen und selbständigen Entwerfen üben, gleichzeitig aber das Tanzen, „alß worinnen Er bald perfectioniret seyn würde“, nicht vernachlässigen. Auch der Obersthofmeister empfiehlt, von einer Titelverleihung vorläufig abzusehen und erst, wenn Bertoli „ein mahl abgehen“ sollte, wieder darauf zurückzukommen. Placet des Kaisers. Das Bittgesuch wird mit 8. August 1724 abgewiesen. OMeA 22 unfol. und OMeA Prot. 11 fol. 471v - 475r (1726 Dezember 16, Referat mit Resolution, Nr. 2; Beilage: 1726 Oktober 30, Bittgesuch des Carl Philebois; 1726 Dezember 9, Gutachten des Hofmusikdirektors); OMeA Prot. 11 fol. 481rv (1726 Dezember 31, Bescheid)80): Bittgesuch um Gehaltserhöhung nach dem Beispiel älterer Kollegen, weil er sich mit kaiserlicher Erlaubnis mit der Tänzerscholarin Johanna Scio „ehelich verlobt habe, und solche Verlobnüß rechtens zu vollziehen Vorhabens seye“. 77) Vgl. Walter P i 11 i c h Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Oberst­hofmeisteramtes von 1637-1780 in Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16 (1963) 473 f (Nr. 330 und 332). 78) Daniele Antonio Bertoli war ab 1707 in kaiserlichen Diensten, wurde 1710 zum „dissegnatore di Camara“ ernannt, erst 1711 mit 1200 Gulden besoldet, und erhielt ab 1730 zusätzlich auch die Stelle des Galerie- und Kunstkammerinspektors mit 600 Gul­den jährlichem Gehalt, vgl. Anna Maria Ebersberger Das Kostümwerk Daniele An­tonio Bertolis (Das Bühnenkostüm der Karolinischen Oper) (phil. Diss. Wien 1961) 3, 6 f. (zu Carl Philebois). 79) 1723 wurden Kaiser Karl VI. und seine Frau Elisabeth Christine von Braun- schweig-Wolfenbüttel in Prag zu Königen von Böhmen gekrönt; aus diesem Anlaß wur­de die Oper „Costanza e Fortezza“ (Text: Pietro Pariati, Musik: Johann Joseph Fux, Bal­lettmusik: Nicola Matteis, Ballette: Thoma Caetano della Motta/ Alexander Philebois, Bühnenbilder: Giuseppe Galli-Bibiena) auf dem Hradschin aufgeführt, vgl. Franz Hadamowsky Barocktheater am Wiener Kaiserhof 106. Claudia Böhm Theatralia anläßlich der Krönungen 409-482. 80) Vgl. Walter P i 11 i c h Kunstregesten 481 (Nr. 364). 69

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