Friedrich Würthle: Ergänzungsband 9. Dokumente zum Sarajevoprozeß. Ein Quellenbericht (1978)

Vorwort

9 Über das Urteil kann dasselbe gesagt werden wie über die Anklage­schrift: keine offenen Fragen. Material über Nichtigkeitsbeschwerden und Gnadengesuche entnahm der Autor dem Staatsarchiv in Sarajevo (ABH) und übertrug die Kopien in sein Wiener Sarajevo-Archiv. Ein Kapitel ist dem Strafvollzug gewidmet. Zusammenhänge zwischen dem Sarajevo-Prozeß 1914 und dem Saloniki-Pro­zeß 19x7 gegen die Führer der Geheimorganisation .Schwarze Hand“ können nicht mehr geleugnet werden. Diese Zusammenhänge werden das Ziel weite­rer Forschungen sein. Allerdings ist der Prozeß in Saloniki noch immer voller Rätsel. Während in Sarajevo ein ordentliches und normales Verfahren abge­wickelt wurde, was auch die politischen Gegner von damals anerkennen, handelte es sich in Saloniki um einen von der serbischen Exilregierung und dem Regenten Alexander angezettelten Justizmord mit erpreßten Zeugenaus­sagen und amtlich gefälschten Protokollen. Hier können über diesen Prozeß nur Anhaltspunkte gegeben werden. Wichtig erscheinen dem Autor die ser­bokroatischen Publikationen über den Belgrader Revisionsprozeß 1953, der einen weiteren Schritt zur Wahrheitsfindung bedeutet. Zur Beurteilung der politischen Situation vor und nach dem Attentat, zur Wertung des Vorgehens der k. u. k. Monarchie nach dem tragischen Ereignis sind natürlich die Stellungnahmen der Politiker und Diplomaten auf beiden Seiten unentbehrlich. An die Frage der Authentizität kann man sich aber nur schrittweise herantasten. Einen Schritt in diese Richtung bedeuten die Ab­handlungen über die Veröffentlichungen aus .Belgrader Beuteakten“ und über das Schicksal des sogenannten .Bosnischen Archivs“, nämlich der Akten der Wiener Zentralverwaltung Bosniens und der Herzegowina aus den Jahren 1882 bis 1918 6). Wien, im Oktober 1976 Fritz Würthle 6) Dieser Teil konnte vom Verfasser nicht mehr dem Manuskript beigegeben wer­den (Anm. der Redaktion); siehe jedoch unten S. 104 f.

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