Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

VII. Kurzbiographien der Leiter der Kabinette, der Kabinettsdirektoren und der Sektionschefs - 1. Die Leiter der Kabinette und die Kabinettsdirektoren

360 Dr. Arthur (Ritter von Poize r, seit 10. 9. 1917) Graf Polzer-Hoditz und Wolframitz. Polzer wurde am 2. August 1870 in Lemberg, wo sein Vater Julius als Hauptmann im Generalstabs- korps in Garnison lag, geboren. Nachdem er in Graz das Gymnasium be­sucht, die Rechts- und Staatswissenschaften studiert hatte, erwarb er dort 1893 den Doktorgrad. Am 24. Oktober 1893 trat er als Konzeptsprak­tikant bei der Statthalterei in Graz in den Staatsdienst147). Nachdem er im Mai 1894 der Bezirkshauptmannschaft Leoben, am 10. Juni 1894 der von Bruck a. d. Mur zugeteilt war, wurde er am 21. März 1895 wieder der Statthalterei in Graz zugewiesen, wo er im Präsidium Dienst tat. Nachdem er hier die praktisch-politische Prüfung abgelegt hatte, bat er, um die durch Studium erworbenen Kenntnisse praktisch im politi­schen Dienst der ersten Instanz verwerten zu können und um die slo­wenische Sprache zu erlernen, um Versetzung in das steirische Unter­land. Seine Bitte wurde gewährt; am 2. Oktober 1896 wurde er der Be- zirkshauptmannschaft Marburg zugeteilt, jedoch vom Statthalter Marquis de Bacquehem, dessen besonderes Vertrauen er erworben hatte, schon am 4. Mai des folgenden Jahres wieder in das Präsidialbüro der Statt­halterei zurückgeholt. Am 12. Juni 1897 wurde Polzer auf Veranlassung des Sektionschefs Latour in das Unterrichtsministerium einberufen und, als dieser Unterrichtsminister wurde, in das Präsidialbüro versetzt14S). Am 1. November dieses Jahres rückte Polzer zum provisorischen Statt­haltereikonzipisten vor149), am 15. Februar 1898 wurde er zum Mini- sterialkonzipisten ernannt. Am 26. November 1899 wurde er auf seine Bitte, welche der Wunsch, seine Verwaltungskenntnisse zu erweitern, ge­reift hatte, in das Ministerium des Inneren versetzt, versah aber noch bis Ende des Jahres seinen bisherigen Dienst 15°). Im Mai 1901 zum Mini- sterialvizesekretär und am 6. Dezember 1902 zum Ministerialsekretär er­nannt 151), wurde er seit Februar 1903 im Departement für die Landes­angelegenheiten von Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich und Salzburg verwendet. Seine „vorzügliche Begabung, vielseitiges Wissen, gründliche Kenntnisse und scharfe juristische Auffassung“, seine große Geschicklichkeit bei zahlreichen Vertretungen vor dem Verwaltungsge­richtshof und dem Reichsgericht lösten im Dezember 1905 seine Betrauung mit der Leitung des obgenannten Departements aus. Am 9. Dezember dieses Jahres wurde ihm der Titel und Charakter eines Sektionsrates 447) Qualifikationsliste StAI., Big. zu P. Nr. 2540 Ministerium für Kultus und Unterricht/1899. Vgl. auch Polzer-Hoditz, Kaiser Karl; Ders. Mein Rück­tritt als Kabinettsdirektor Kaiser Karls in Neues Wiener Journal 15. 11. 1931, R. Lorenz, Kaiser Karl, F. Reinöhl, Gedenkblatt für einen verdienten Badener in Badener Zeitung Nr. 1 vom 6. 1. 1962, S. 2 f. 148) StAI., Min. f. Kultus und Unterricht, P. Nr. 512. 14B) Ebenda, P. Nr. 2251. iso) Ebenda, P. Nr. 2504, 2677, 2797. isi) Ebenda, P. Nr. 8804.

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