Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 59. Benno Roth (Seckau): Das Seckauer Oblaywesen
198 Roth, Das Stiftskapitel beschloß daher einmütig einige Stiftsbesitzungen und Renten besonders auszuscheiden, dieselben unmittelbar der Verwaltung des Kapitels zu unterstellen, wobei auch die Opfer frommer Gläubigen einbezogen wurden. So entstand unter Abt Engelbert (1297 bis 1327) in Admont das Institut der Oblay im Jahre 1318, das der Salzburger Erzbischof Friedrich III. am 22. Februar 1319 anläßlich seines Aufenthaltes daselbst bestätigte 1 2 3 4). Das Amt der Oblay mußte außerdem den Tisch der Mönche an bestimmten Gedenktagen bestreiten, z. B. die sogenannten Pitanzen 2). — Wie in Admont so ist auch im Augustinerchorherren- und Domstift Seckau dieses Institut schon sehr früh nachweisbar. Die erste Erwähnung des Oblaimeisters begegnet uns in der Urkunde des Seckauer Bischofs Ulrich II. v. Paldau (1297 bis 1308) vom 14. Februar 1304. Darin widmet er zum Seelenheil der Seckauer Bischöfe ein Faß Wein aus seinem Weingarten in Marburg, den 2/3 Zehent (Wein) in Grambach bei Graz, auf zwei Faß geschätzt, den Getreidezehent bei Knittelfeld, zwei Huben in Preding mit 3 Mark Jahresertrag, Weizeneinkünfte in Feistritz bei Weißkirchen, eine Schwaig bei Mosau mit einer Wiese mit 500 Käsen Jahresertrag im Schätzungswerte von 3y2 Mark. Als Gegenleistung verlangte der Bischof vom Kloster: der Propst hat dafür zu sorgen, daß am Kreuzaltar täglich feierlich eine Marienmesse gesungen wird, der Kustos muß sehen, daß auf den Gräbern der verstorbenen Bischöfe Tag und Nacht ein Licht brennt, der Oblaimeister hat am Vigiltag des Verkündigungssonntages alle Jahre den Armen tausend Brote und 500 Käse zu verabreichen, ferner drei Mark den Herren (Chorherren), Frauen (Chorfrauen) und Konversen (Laienbrüder) zu geben. Davon bekamen die Herren zwei, die Frauen eine Mark 3). Als letzte Nachricht von Bischof Ulrich ist eine Verordnung für das Stift Seckau vom 11. Juni 1307 über die Verwendung von 10 Pitanzen vorhanden4). Unser Seckauer Stiftschronist Matthias Ferdinand Gauster (1699 bis 1749) hat in seinen Monumenta Seccoviensia, pars II. c. VII. paragr. 1, die Gründungsurkunde des Seckauer Oblayinstitutes abschriftlich hinterlegt5). Danach stiftete der Propst Ulrich I. Caesar (1302—1305) für die Oblay am 18. Februar 1304 eine Hube in Hart bei Seckau, 2 Lehen in „Pache“ (welches in Steiermark ?) und in Mureck, eine Hofstatt in Feistritz und eine Hube zu Ugendorf bei St. Margarethen (Knittelfeld) 6). Proventus oblaiae, ex Autographo sacristino referuntur 7). (II.) 8) Hic notantur redditus et proventus oblayae canonicorum ecclesiae Sekkoviensis. Primo notantur redditus, quos habemus a Domino Rudmaro piae memoriae huius ecclesiae episcopo (1343) 9). 1) Ebenda, S.211;WichnerJak., Geschichte des Benediktinerstiftes Admont, 2.Bd.(1876),S.38, Anm. e. 2) Muchar, a. a. O., S. 211; Pitanz = pitantia seu aliquid commune, Zukost an Speisen (Zubuße); Admont besitzt ein eigenes „Urbárium oblaie dominorum Admontensium“ in: Urbárium Admontense (1434), f. 362 b ff.; Wichner J., Über einige Urbare aus dem 14. und 15. Jahrhundert im Admonter Archive. Beiträge z. Kde. stmk. Geschichtsquellen, 13. Jg. (1876), S. 55 ff. 3) Urkunde im stmk. Landesarchiv Nr. 1658 und 1708. 4) Vgl. Roth B., Liber benefactorum eccl. Secc., Seck. Gesch. Stud., Heft 8 (1948), S. 11—12, Anm. 3. 6) Seckauer Pfarrarchiv; siehe Roth B., Matthias Ferdinand Gauster (1699 bis 1749), Seckauer Archivar und Stiftschronist, in: „Aus Archiv und Chronik“, Bl. f. Seckauer Diözesangeschichte, 1. Jg. (1948), Heft 1, S. 23—27. ®) Die Gründungsurkunde vom 18. Februar 1304 abschriftlich bei Gauster, Mon. Secc. pars II. caput VII.; vgl. auch Pusch-Fröhlich, Dipl. Styr., I., p. 257—58, Nr. CXXXIV; die erste Urkunde, in der die Oblayleistungen erwähnt werden, ist datiert vom 19. Februar 1304; StLA. Nr. 1658 a. 7) Abschrift von Gauster, a. a. O., Bg. 19 b ff., Pfarrarchiv Seckau. 8) Die römischen Ziffern in der Hs. vom Gauster, a. a. 0., (I.) = Abschrift der Gründungsurkunde, siehe Anm. 6. •) Rudmar, Bischof von Seckau (1337 bis 1355), wandte der Domkirche Seckau reiche Dotationen zu: am 22. Mai 1343 verlieh er der Oblai daselbst mehrere, vom Kapitel um 300 Goldgulden aus seinem Privatvermögen erkaufte Güter, Urkunde, StLA. Nr. 22—24 a.