Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)
Dic Ordensgarderobe. Knieband-Ordens ungeschützt herum1). Weder Schuhmann, welcher am 11. Mai 1827 80jährig an Altersschwäche starb, noch Gradt, der 55jährig am 13. Juni 1827 das Zeitliche segnete, haben die Kritik der vorgenannten Kommission sich mehr zu Herzen nehmen können 2). Hatte die Anstellung Gradts noch die Kanzlei des Stephans-Ordens betrieben, wurde der Auftrag zur Anfertigung einer Instruktion für die vereinigten Garderoben der Kanzlei des Ordens der eisernen Krone erteilt, so übernahm nunmehr die Kanzlei des Toison- Ordens als des ältesten österreichischen Ordens die Führung in Angelegenheiten der Ordensgarderobe und erstattete, nachdem im Zirkularwege die Wohlmeinung der übrigen Ordenskanzleien eingeholt worden war, die notwendigen Anträge an allerhöchster Stelle 3). Die letztgenannte Kanzlei schrieb nach dem Tode Schuhmanns und Gradts die Posten eines Garderobers und seines Adjunkten in der „Wiener Zeitung“ aus, wobei die Kenntnis des Kleidermacherhandwerks, ein schuldenfreier Vermögensstand und ein vorwurffreyes Wohl- verhalten als unerläßliche Bedingungen angegeben erscheinen. Aus dieser Konkurs- Ausschreibung, die 77 Gesuche einlaufen ließ, ging als Garderober der im 34. Lebensjahre stehende Schneidermeister Michael Bardel hervor, der nicht nur mit Realitäten Sicherheit bieten, sondern auch als besonderes patriotisches Verdienst anführen konnte, daß er anno 1809 unter steter Todesgefahr 200.000 fl. an fortifikatorischen Geldern in seiner Wohnung rettete. Die Adjunktenstelle wurde der Witwe Margarethe Gradt verliehen, weil sie während der langwierigen Krankheit ihres Mannes oft in der Ordensgarderobe ausgeholfen hatte und daher die notwendige Sach- und Lokationskenntnis besaß. Überdies wurden für die Wartung der Wäsche und Krausen beim Leopolds- und Kronen-Orden Frauenhände tauglicher als Männerhände erachtet. Die Anstellungsdekrete sind vom 16. Juli 1828 datiert und der Eid wurde am Tag darauf in die Hände des Kanzlers des Toison-Ordens abgelegt 4). Noch unter Schuhmann hatten 1827 die regelmäßigen Inventursrevisionen in Gegenwart des Garderobepersonals sowie je eines Vertreters der betreffenden Ordenskanzlei und der Hofstaatsbuchhaltung, bzw. beim Toison-Orden seit 1833 des Rechnungsdepartements der Privat- und Familien-Fondsdirektion5) begonnen. Die Inventuren wurden anfangs nur bei einem Wechsel des Garderobepersonals, ab 1869 fast jährlich und ab 1880 wieder in größeren Zeitabständen vorgenommen. Auf verschieden großen Papierbogen und -lagen wurde vorerst ein Inventarium für jede Garderobe getrennt aufgestellt und mit laufenden Revisionsvermerken versehen. Die Einzelinventarien ließ man 1860 nach Garderoben getrennt in einen mit Ersatzblättern ausgestatteten Band zusammenbinden, der bis 1880 in Benützung blieb6). Ab 1880 lagen die Inventarien über die Garderobe und Mobilien der Orden als Buch mit vorgedruckten Rubriken auf 7). ] 1 x) Z. 53/LO/1827. Die beiden ausländischen Ornate wurden nach dem Tode Franz I. von Österreich am 20. März 1835 an die Haus-, Hof- und Staatskanzlei zum Zwecke der Rückstellung an die zuständigen Ordenskanzleien übergeben; vgl. KhM, MD-Inventar I, S. 190. — Der Ornat des hl. Geist-Ordens konnte 1835 nicht mehr zurückgestellt werden, da der Orden bereits 1830 aufgelöst worden war. Der Ornat blieb daher in der Staatskanzlei, bzwr. im Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren liegen, bis er endlich 1874 an die Schatzkammer übergeben wurde, da im Ministerium nicht jene Aufbewahrungsmittel vorhanden waren, um die Ordensldeidcr vor Verderben zu schützen (Z. 1214 und 1231/OKäA/1874). 2) AdStW, TP 1827. Die Witwe Schuhmanns heiratete den Garderober des Kronprinzen Ferdinand, Heinrich Faber; Z. 3/TO/1832, Kompetententabelle Nr. 3. 3) Z. B. Z. 6/TO/1828 und 10/TO/1887. 4) Z. 9/TO/1827, 6/TO/1828. Der erkrankte Gradt wurde im Jahre 1827 auch durch den bürgerlichen Kleidermacher Albert Schönmann vertreten (KhM, MD-Inventar I, S. 32, 76, 123), am 5. Juli dieses Jahres betreut die Witw'e Gradts bereits die Garderobe (ebenda S. 184). 5) Z. 18/TO/1883. 6) Erliegt heute im KhM als MD-Inventar I. T) Erliegt ebenda als MD-Inventar II.