Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)

IV. Quellen und Quellenkunde - 34. Anna Hedwig Benna (Wien): Iurisprudentia medii aevi: eine Handschrift der deutschen Bearbeitung des Ordo „Antequam“

528 Benna, c. 12, § 8 wo daz gescriben stand oder wer daz geseczt hab; denn solich allegationes, daz ist anczaigen wo yedes grüntlich ausgee, nit von vnwissen dez dichters sunder von ldircze vnd vercherens wegen ausgelassen sein vnd nachvolgen dem maister Seneca non cura quis dicat: nit acht werssunder wzgeseczt werd, et rosa ex spinis orta nequaquam blasphematur: vnd als ein wohlschmeckende ros aus einem groben dorn nit verachtet wirt, also wirt ein güte 1er, von einem schlechten menschen ausgangen, in des weisen menschen gehörde nit verachtet. I, 2 Als eins yden fürsichtigen also eins yeden aussprechers oder tichters ist die ornung. Vnd ein yedliche Ordnung wirt geschickt in ein end, quia finis concludit omnia: ez sind auch alle ding nach dem end ze benennen, et qualem te invenio talem te iudico: welichen ich dich vind denselben vrtail ich dich. Darvmb so ordinier ein yedlicher reder vnd tichter in seinem gemiute daz end seiner red vnd gedichtes. Vnd ist zweyerley end propinquus et remotus: nachent vnd verr oder endlich ende; nach: als ein yetlich red oder begerung hat ein end, daz verr oder endlich ist, die beschliessung. I, 3 Ein harpfer oder spilman hat vier eygenschafft. Dez ersten macht er ein preambel oder vorlauff, daz er die lewtt im aufzemercken beweg. Darnach macht er güt vnderschidlich tact vnd mensur, daz er die vor­bewegten frolich vnd vnverdrossen mach. Darnach begert er gab, die wirt im gewonlich als er gutes oder args gemacht hat; darnach behelt er die gab. I, 4 Also sol ein yeder redner die vier eygenschafft auch an im haben: zw ersten ein vorred getün mit züchtigen, ganczen, verstenlichen, Worten noch gestalt der personen, di ze hören begern. Darnach sein klagmeldung oder begerung kürcz, lauter und bewarlich der seczen. Kurcz: dan lange wort oder geschrifft macht fol. 41 v verdriessen, lauter: dan verdacht wort machen irrung, webarlich: daz dein klag oder begerung bewart oder gerecht sey. Nachdem er also geredt vnd fürbracht hat, so bitt er, daz dorauff zymlich vnd gebürlich ist. Vnd waz im dann geantwurtt geben oder gesprochen württ, daz behalt er. Welcher daz recht süchett, der sol sein: vest weys vnd grewlich oder ernstlich — ius querens sit firmus, sapiens atque crudelis — nichts darvmb nach­geben, sich albeg wol vnderrichten vnd bedencken, daz er sein anfang mittel vnd end geleich auf einandersecz, das im sein wortt oder schrifft nit verfachen, verendern noch vercheren. I, 5 Gib vnd leg zw einem yeden sein predicat, daz ist titel dez stands. Als ein Römisch kayser oder künig: aller genadigister, durchleuchtigister, großmachtigster fürst vnd herr, euwer keyserlich oder künglich maiestat. Einem erczherczogen: durchleuchtigister fürst vnd herr, euwer fürstliche gnad. Einem marckgrafen oder schlechten herezogen: durchleuchtiger fürst vnd herr, euwer fürstlich genad. Einem grafen von herczogischem stam: hochwolgeporener. Einem schlechten graffen: wolgeporener. Vnd yedem: ewer genad. Einem freyen: edlen. Einem ritter: strengen. Einem edel turnierer: frömen vnd vesten. Einem schlechten edelman: vesten vnd erberen. Einem purger- maister vnd ratt: fursichtig ersamme erber vnd weyse, darnach die stat ist. Einem pawern: wescheiden. Einem pabst: allerheiligster vater, euwer heiligkaitt. Einem cardinale oder patriarchen vnd erczbischoff: hochwirdigister in got vater vnd genadigister herre, euwer vetterlich oder fürstlich genade. Einem bischoff oder gefürsten abbt des reichs: hochwirdiger furst genadiger

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