Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/1. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1949)
I. Archiv-Wissenschaften - 11. Hermann Wiessner (Klagenfurt): Das Graf Dietrichsteinsche Fideikommißarchiv
Das Graf Dietrichsteinsche Fideikommißarchiv. 181 auf. 1927 wurde ein Urbar der Pfarrkirche Maria Gail aus dem Jahre 1525 und das älteste Urbar von Hollenburg aus dem Jahre 1524 dem Kärntner Landesarchiv von einem Wiener Antiquar zum Kaufe angeboten und auch erworben. Bald darauf wurde ein altes Finkensteiner Manuskript im Wiener Dorotheum versteigert und kam in Privatbesitz, da das Landesarchiv überboten wurde. Um das im Schlosse lagernde Archiv vor web^bte ^Kräden und Verlusten zu schützen, wurde es 1930 mit Zustimmung des Fideikommißkurators Dr. Jakob Reinlein und des Landesgerichtes Klagenfurt dem Landesarchiv in Treuhandverwahrung gegeben und die Sichtung, Ordnung und Katalogisierung in den Jahren 1930 bis 1935 durchgeführt. Soviel über das Schicksal des Archivs. Nun zur Familie selbst. Die Dietrichsteiner führen ihren Namen nach der Burg Dietrichstein, die sich etwa eine schwache Wegstunde östlich von dem Flecken Feldkirchen am nördlichen Glanufer auf steiler Bergeshöhe befindet. Die alte Burg liegt in Trümmern, die neue erhebt sich am Fuße der alten Feste. Valvasor *) gibt von beiden Baulichkeiten folgende Beschreibung: „Das Schloß Dietrichstein liegt im obern Vierthail unweit Feldkirchen auf einem hohen, das alte Schloß aber auf einem spitzigen und steinigen Berg. Oberhalb dem neuen Schloß, obwohl es, wie gesagt, auf einem hohen Berge liegt, so hat es doch allda eine schöne Ebene und auch einen schönen, großen Fischteich. Das alte Schloß war vorzeiten eine gute Festung, davon der edle Stamm von Dietrichstein den Namen führt, welches aber neben mehr anderen Schlössern im Lande die also genannte Maultasch zerstört“. Valvasor folgt hier der von Unrest und später durch Megiser verbreiteten Märe von den kriegerischen Taten der Margaretha Maultasch in Kärnten, die aber einer historischen Kritik nicht standhalten 2). Die Burg Dietrichstein hat ihren Namen nach ihrem Erbauer, einem urkundlich nicht weiter nachweisbaren Dietrich. In der verdächtigen, aber in dieser Hinsicht einwandfreien Urkunde Erzbischof Konrads I. von Salzburg vom 26. Dezember 1136 3), mit der er dem Gurker Domkapitel das Tauf- und Begräbnisrecht sowie den Zehent der Pfarre Tigring schenkt, wird unter anderem auch die „ecclesiam sancti Martini iuxtam Dietrichstein“ genannt und damit das Schloß zum ersten Male urkundlich erwähnt. Ein „Oudelscalcho de Dietrichstein“ begegnet 1144 in der Zeugenreihe der Urkunde 4), mit der derselbe Erzbischof dem Bistum Gurk den ihm gebührenden Zehent schenkt. Als 1174 Bischof Hermann II. von Bamberg dem Kloster Ossiach die Schenkung von vier Huben in Flitsch durch seinen Ministerialen Megenhalm von Pregrad bestätigt, finden wir in der Reihe der Zeugen die Dietrichsteiner „Otto, Truhtliep, Fritelo und Luipolt“. In welchem Verwandtschaftsverhältnis die Genannten zu dem eingangs erwähnten Oudelscalcho standen, ist unklar. Die Urkunde selbst ist „in Dieterichsteine“ ausgestellt 5). 1191 am 8. November verkaufte ein Liupold von Dietrichstein, seine Frau Madelda und deren Söhne Poppo, Pernard und Nuodung dem Propste Pelegrin von Cividale Liegenschaften in Flitsch 6) und in der Zeugenreihe begegnen wir unter anderen „Dietricus, Karulus et Hecardus de Dietrichstaine“. Ob es sich dabei um Angehörige der Familie oder um Ministeriale des Burgherren handelt, läßt sich nicht weiter feststellen. 1270 am 20. Februar wird eine „Margaretha“ Witwe des Bernhard von Dietrichstein, urkundlich erwähnt7). 1283 Juni 28 erscheint in einer Maria Wörther Urkunde ein Albrecht von Dietrichstein 8) und 1293 wird uns als Wohltäter der Kunigundenkapelle zu Ossiach, die ein Poppo von Dietrichstein gestiftet hatte, ein Albertus de Dietrichstein genannt9). *) Topographia archiducatus Carinthie. MDCLXXXVIII, S. 26. 2) Ankershofen, Schriften des historischen Vereines für Innerösterreich. 1848, S. 109 ff. 3) MDCI/Nr. 91. 4) MDCI/Nr. 128. 5) MDCIII/Nr. 1176. «) MDCIII/Nr. 1384. 7) KLA. Feldkirchner Urkunden. 8) Fontes rer. Austr. 11/213. ®) KLA. Nr. 80.