Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1990. Germanistiche Studien (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 20)

Domonkos Illényi, Gedanken über die Gesellschaftsund Geschichtsphilosophie von Walter Benjamin

29 marschieren die ehemaligen Sieger und besitzen die kulturellen Güter, die einst durch die Fronarbeit der anonymen Zeitgenossen und die Fretterei der großen Genies geschaffen wurden. Alle Dokumente der Kultur sind in diesem Sinne die Dokumente des Barbarensieges des Über - und Wegnehmens, aber auch der Enteignung und Verfälschung. Der Historiker soll sich davor verschließen. Seine Aufgabe ist es: die Geschichte gegen den Strich zu bürsten. Man mag sich über die Machtergreifung des Antichristen wundern, man kann ihm bloß im Namen des Fortschritts als einer historschen Normative entgegentreten. Man kann die tradierten bürgerlichen und liberal-demokratischen Gedankengänge provisorisch auch dadurch retten, daß man mit dem Bösen Kompromisse schließt. Der Konformismus ist hier jedoch Verrat', der Glaube an das Wunder ist eine Flucht vor der Wirklichkeit. Der deutsche Arbeiter förderte ungewollt den Sieg der extremen politischen Gruppen "der technischen Rationalität" - mit der Neubelebung der alten protestantischen Arbeitsethik, mit seinem Fleiß und der Bereitschaft zum Bedienen technischer Geräte. Während die Welt in der Unterjochung der Natur vorwärtsschritt, wurden die humanistischen Werten in der Gesellschaft zugrundegerichtet, der Gesellschaftsmensch versank in den Zustand der Barbarei und des ausgelieferten Sklaventums. Gibt es einen Ausweg aus diesem Halbdunkel? Darauf bekommt man eine indirekte Antwort von Walter Benjamin. Er schreibt, auf den warte die Rolle des Erlösers, der gleichgeschaltet oder "dem Haß und der Opferbereitschaft" entwöhnt worden sei. Die Aufgaben des Geschichtsschreibers sind: - die authentischen Kräfte der Gesellschaft zu finden und in den Kampf zu führen; - das Tor der neuen Welt durch die Unterbrechung des historischen Kontinuums zu betreten. Der metaphorische Kern seines Vorgehens lautet: in dem Werk birgt sich das Lebenswerk, in dem Lebenswerk ist das Zeitalter verborgen, in dem Zeitalter liegt der ganze Ablauf der Geschichte. Am Baum des historischen Wissens gedeihen ernährende Früchte, und in ihren Inneren ist die Zeit der wertvolle, aber geschmacklose Samen. Benjamins Botschaft könnte sein: mit dem Ergreifen der Totalität mögen wir denen behilflich sein, die das Ziel der Kultur in der Rettung der Werte sehen, die aus der konformen Welt von Repression und Wohlstand ausscheiden, die sich vom Sein des materiellen Reichtums und der Fülle ihres Glücks nicht abhängig machen.

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