Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Heinrichsen, Heinrich: Literaturwissenschafi und Psycholinguistische Aspekte zur Interpretation von Lessings "Nathan der Weise"

AbschlieBend sei ifi diesem Zusammenhang auch noch etwas zu der berühmten Ringparabel gesagt. Hier bedient sich Nathan námlich einer weiteren, bisher noch nicht benutzten rechtshemispharischen Intervention: des Márchens. Wie bereits Watzlawick erwáhnt 2 6, ist das Márchen in seiner Form dem Traum verwandt und kann zur Therapie verwendet werden. Nathan stellt die Richtigkeit dieser These in der berühmten 7. Szene des III. Aufzugs unter Beweis, in der er gleichzeitig sein Leben rettet und das Weltbild des Sultans zugunsten eines allumfassenden Humanismus' verándert. Besonders interessant ist dabei sein Vorgehen. Er bereitet den Sultan lediglich auf ein Marchen vor, ohne von Bezügen zur Wirklichkeit zu sprechen. Nachdem er durch Saladins ÁuBerungen in 1928 und 1956/57 dessen Betroffenheit bemerkt (eine rechtshemisphárische Reaktion!), konfrontiert er ihn in 1263 mit der Realitát, d. h., mit der von Saladin gestellten theologischen Fangfrage. Auf einmal erkennt der Sultan linkshemisphárisch, dafi Nathan seiner rechten Hemispháre bereits die ganze Zeit eine Antwort gegeben hat, daB er bereits die ganze Zeit im Sinne einer Antwort beinfluBt worden ist. Es folgt eine Passage (1970-1992) in der beide in digitaler Sprache eine theologische Diskussion führen. Im Verlauf dieser Diskussion wird Saladin logisch, d. h. rechtshemisphárisch, ad absurdum geführt: 2 7 "Bei dem Lebendigen! Der Maim hat recht. Ich muB verstummen." Nathan möchte jedoch nicht an dieser Stelle stehenbleiben. So beginnt er nun erneut mit seinem Marchen, dessen Bezúg zur Wirklichkeit jetzt für den Sultan ein anderer ist. In analoger, bildhafter - in klassischer Terminologie: "gleichnishafter" - Weise, führt Nathan seine Erzáhlung zuende. Sie gipfelt in der Vermittlung einer neuen Ethik: "Es strebe von euch jeder um die Wette, Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag Zu legen! Komme dieser Kraft mit Sanftmut Mit herzlicher Vertráglichkeit in Gott Zu Hilf'!" 40

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