Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Szabó János: Robert Walser

ohnehin für einen Simulanten; Lisa fühlt sich der Aufgabe jedoch nicht gewachsen, und schliefilich kame der Brúder zu ihr. Das will sie nicht und erreicht, dali ein Platz in der Nervenheilanstalt Herisau für ihn frei wird. »Röbu« (wie sein Kosename war) will auf keinen Fali hin. Nur mit physischer Gewalt kann er in den Wagen gezwungen werden, der ihn nach Herisau bringt. In der dortigen Krankengeschichte wurde Walser, der wenige Tage früher noch als entlassungsfáhig galt, als chronisch Schizophrener geführt. Er zog sich nun noch unnahbarer als zuvor in sich zurück und lebte als unauffálliger, geduldiger Insasse ohne Ansprüche, aB, was auf dem Tisch stand, war auf die Sekunde pünktlich und widmete sich verbissen der Bescháftigung, die man ihm von Anfang an auferlegte: Erbsen verlesen, Altpapier und Staniol sortieren, Schnüre drehen, Papiersácke falzen und den Stubenboden fegen. Nur die Privilegien, die ihm die Anstaltleitung einráumen wollte, regten ihn auf. Besuch empfing er nur sonntags, an Werktagen habe er schlieBlich arbeiten müssen. Dafl man ihn laut Chefarzt jederzeit besuchen durfte? »Der Chefarzt! Je m'en fiche. 1 4 Ich kann mich nicht ausschlieBlich nach den Herren Doktorén richten. Ich muB auch auf die Patienten Rücksicht nehmen. Können Sie denn nicht verstehen, daB ich als Privilegierter vor ilinen eine unzarte Rolle spielen würde?« (S 85) Von dem Tag der Überlieferung, dem 19. Juni 1933 an schreibt Robert Walser nicht mehr. Er begründet es sehr logisch und zugleich sehr irrational: »Es ist ein Unsinn und eine Roheit, an mich den Anspruch zu stellen, auch in der Anstalt zu schriftstellern. Der einzige Boden, auf dem ein Dichter produzieren kann, ist die Freiheit. Solange diese Bedingung unerfüllt bleibt, weigre ich mich, je wieder zu schreiben. Damit, daB man mir ein Zimmer, Papier und Feder zur Verfügung stellt, ist es noch nicht getan.« (S 18) »Es sieht so aus,« schreibt Bernhard Echte, einer der besten Kenner des Walser-Lebenswerks, mit Worten, die wohl nicht zufallig an Kafka erinnern, »als habe da jemand das Urteil, das implizit über ihn gesprochen war, jetzt auch noch aus masochistischem Trotz mit einer expliziten, signalhaften Geste an sich selbst vollzogen.« (PH 113) Besonderes Pech hat Walser mit dem aus Rostock stammenden Anstaltsarzt Dr. Ottó Hinrichsen, der selbst in literarischen Dingen dilettiert. 1 5 Er behandelt Walser mit váterlicher Jovialitát, ermuntert ihn zum Schreiben und macht Versuche, mit ihm über literarische Dinge zu reden. Der verweigert es natürlich. Als das Stadttheater St. Gallen Hinrichsens Komödie »Liebesgarten« aufführt, fragt 20

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