Az Eszterházy Károly Tanárképző Főiskola Tudományos Közleményei. 1993. Germanistische Studien. (Acta Academiae Paedagogicae Agriensis : Nova series ; Tom. 21)

Szabó János: Robert Walser

nicht in den Schulaufsatz paflt, eine feine, poetische Beobachtung über das Gras, das aus dem Schnee in feinen Spitzen hervorragt, ein Bild, vor dem der Autor so sehr erschrickt, dafí er den Text abrupt abbricht, es antwortet nicht einmal mehr ein Reim auf »hervor«, der Schulaufsatz wird - wie in Panik - mit einem Geineinplatz ahgeschlossen: »Wo er hinfállt, da bleibt er liegen, / bewegt sich nicht, laBt sich nicht biegen.« Natürlich láöt sich der Schnee nicht biegen. Wohl aber der Mensch, zu dem das Gedicht immer wieder hartnackig zurückgekehrt ist. Um ihn geht es, er interessiert den Autor, nicht der Schnee. Der liefert nur den Vorwand, den Vergleich: Es wird über den schwachen, ausgelieferten Menschen nachgedacht, der in so grofiem Kontrast steht zum Schnee; der eher hingeworfene Gedanke »Glichest doch du ihm nur« in einem um zwei Jahre früheren, ebenfalls dieser Naturerscheinung gewidmelen Gedicht per Schnee, SW 13, 103) wird hier in aller Deutlichkeit entfaltet. Walser, dessen wichtigster Förderer in Berlin der Verleger Bruno Cassirer war, wohnte in der Stadt an der Spree beim Brúder Karl und kam durch seine Vermi ttlung mit zahlreichen Gestalten der Berliner Künstlerwelt und der Boheme in Kontakt, schlofi Bekanntschaften mit Max Liebermann, Max Slevogt, Gerhart Hauptmann - und mit Christian Morgenstern, der zu der Zeit gerade Lektor bei Cassirer war und Walser in einem Brief an seinen Chef mit den treffenden Worten charakterisierte: »Dieser Mann wird sein ganzes Leben lang so weiter reden, und er wird immer schöner und schöner und immer bedeutender und bedeutender reden, seine Bücher werden ein eigentümlicher und wunderbarer Spiegel des Lebens werden, des Lebens, das er, heute mehr fast eine Pflanze noch als ein Mensch, durchwáchst und durchwachsen wird.« (PH30) Sogar Franz Kafka, dessen vorzüglicher hterarischer Geschmack heute allgemein bekannt ist, mochte Walser, mit dem er von Prag aus allerdings keinen persönlichen Umgang hatte. Max Brod berichtet: »Manchmal kam er (Kafka) unerwartet in meine Wohnung gestürzt, nur weil er etwas Neues, Groflartiges gefunden hatte. So ging es mit Walsers Roman-Tagehuch "Jakob von Gunten", so mit kleineren Prosastücken Walsers, den er ungemein Hebte. Ich erinnere mich, wie er Walsers Skizze "Gebirgshallen" mit ungeheurer Lustigkeit, entzückt, ja geradezu saftig vortrug. Ich war alléin mit ihm, aber er las wie vor einem Publikum von Hunderten. Er unterbrach manchmal: "Jetzt aber hőre mai, was nun kommt." Eine besondere Redewendung kostete er aus, es machte ihm Freude, sie oft zu wiederholen.« 7 14

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