VJESNIK 21-22. (ZAGREB, 1920.)

Strana - 20

20 verlangen sollen. Nun schrien alle zu gleicher Zeit: Man wägt uns immer die Lebensmittel von kayserlicher Seite Pfundweis vor; wenn wir achttausend Metzen verlangen, sagt man uns soviel Oka zu, da man doch täglich blos für die Truppen in Bellgrad über zweitausend Oka benöthiget ist — dabey will man uns nichts geben als gegen baare Bezahlung; wir haben kein Geld mehr, haben alle unsere Kleidungsstüke und andere Habseligkeiten verkauft, um uns Brod zu verschaffen, nun ist diess wenige auch zu Ende und wir wollen lieber alle unter den Ruinen der Festung begraben werden, als diese Schiffe zurückgeben und Hungers sterben. Suleiman Pascha ist übri­gem? in allem diesen mit einverstanden und hat seine vollkommene Einwilligung zu dem gedachten Raube gegeben. Ich erschöpte meine ganze Beredsamkeit, erklärte ihnen die bösen Folgen, die diese Gewaltthätigkeit nach sich ziehen würde, machte sie aufmerksam auf die gute Nachbarschaft und Freundschaft, allein alles war fruchtlos und vergebens — oft verlohren sich meine Worte unter dem Geprüll dieser hungrigen Wölfe — ob ich gleich schrie, was ich schrien konnte. Mit Mühe kam ich aus dem Gedränge dieser wilden Menschen ans Ufer, wohin mich Halil Aga begleitete und mir zusicherte, dass fernere kein Schif mehr angetastet werden würde. Allein wer kann auf das Versprechen eines Raubers trauen? Man begleitete mich bis an mein Schif und ich kam zurük, um dem Herrn Obersten mündlichen Bericht abzustatten. Ich würde allso­gleich Euer Exzellenz diese meine unterthänige Anzeige beygeschlos­sen haben, wenn nicht der Herr Oberst eilends die vorläufigen Be­richt mittels Estaffette an Hochdieselben abzusenden für seine Pflicht gehalten hätte. Ich erfülle dahero heute diese meine Schuldigkeit mit dem Be­merken, dass vor einigen Tagen ein in hiesige Kontumaz gekom­mener servianischer Binbaschi, der dermalen Komandant in Semen­dria ist, sich mit dem Hasnadar des Halil Aga, der von Bellgrad ebenfalls in die semliner Kontumaz gekommen ist, besprochen hat und diesem die Erklärung gemacht hat, dass es den Servianern be­kannt seye, dass die Türken nicht mehr als für drey Tage Proviant hätten, dass sie allso ohnediess für Hunger sterben müssten, weil man ihnen von keiner Seite etwas zukommen lassen wurde: es seye daher am besten, wen die Türken den Servianern die Festung Bell­grad gütlich mittels eines Vergleiches übergeben und sich dadurch einen freyen Abzug erkaufen würden; widrigenfalls sollten sie über­zeugt seyn, dass die Servianer alle Gewalt anwenden würden, die Festung zu erobern, wo dann keine Seele verschont bleiben sollte — dies ist mir in Bellgrad von Halil Aga gesagt worden. Der servische Binbaschi nennt sich Mladen. Dass dieser vor zwey Tagen in der

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