VJESTNIK 3. (ZAGREB, 1901.)

Strana - 40

40 garien geführt, und während welcher namentlich Syrmien und die Städte Bel­grad, Nisch und Widdin viel gelitten haben. An diesen Kämpfen der Un­garn gegen Byzanz waren auch die dortigen Slaven betheiligt, und es dürfte ein Resultat derselben gewesen sein, dass Ladislaus oder bereits einer seiner Vorgänger den Titel „rex Messie" angenommen hat. Jedenfalls dürfte dieser Titel Anregung geben zur genaueren Untersuchung sowohl der gleichzeitigen byzantinischen, als der späteren ungarischen Quellen, die über jene Kämpfe berichten. Eines steht jedoch fest, nämlich dass die ungarischen Könige in den Jahren 1073—1091 in den unteren Donaugegendfen festen Fuss gefasst, indem sie einige bisher den Byzantinern gehörige Provinzen besetzt haben (Vergleiche Rački im „Rad" der südslavischen Akademie in Agram, Band LXI. pag. 125 bis 127). Für die damaligen Zustände im ungarischen Reiche sind bezeichnend die Aussagen des Königs, er sei ein Sünder, da er den Sorgen um weltliche Würden nachgehend „sehr schwere Vergehen" begangen habe; trotzdem habe er nicht nur einmal mit schwachen Kräften gegen „Barbaren" gekämpft und gesiegt. Sein Reich sei aber dennoch nicht beruhigt; böse Menschen könnten noch immer Geschenke rauben, wenn er solche an den Abt senden würde. Der Zweck des Schreibens ist offenbar, Beziehungen mit der Congrégation von Monte Cassino anzuknüpfen. Darnach scheint bisher dieses älteste Kloster der Christenheit im Abendlande in keiner Verbindung mit Ungarn gestanden zu haben. Das Schreiben liefert hiemit einen neuen Beweis, dass die viel bestrittene Urkunde des Königs Stephan des Heiligen vom Jahre 1001 für das Benedic­tinerkloster am Martinsberge als Fälschung späterer Zeiten zu betrachten ist. Die interessanteste Stelle im Schreiben ist jene, wo König Ladislaus dem Abte Oderisius mittheilt, er könne nun mit ihm als Nachbar verkehren, da der König bereits das ganze Slavonien erworben habe. Vor allem wäre wichtig zu ergründen, wie sich König Ladislaus oder dessen Kanzler diesen nachbarlichen Verkehr vorgestellt hat? Ob zu Lande oder zu Wasser? Weiters wäre nöthig festzustellen, was Ladislaus unter Slavonien und ganz Slavonien verstanden hat? Ob jenes Slavonien, welches in den späteren Urkunden der ungarisch­kroatischen Könige als „regnum (ducatus, banatus) Sclauoniae" bezeichnet wird, oder Länder, in.welchen überhaupt Slaven wohnen? Meines Erachtens dürfte unter Sclauonia jenes Reich gemeint sein, welches sonst in Diplomen als „regnum Chroatiae" erwähnt wird, und zu welchem in der zweiten Hälfte des XI. Jahrhundertes nicht nur das eigentliche Kroatien, sondern auch der grösste Theil des Landes zwischen der Save und Drau, wahr­scheinlich auch der westliche Theil des heutigen Bosniens, sowie das alte by­zantinische Thema Dalmatien gehörte. Die Erwerbung dieses kroatischen Reiches durch Ladislaus wird auch in einer im Jahre 1091 in Zara ausgestellten Urkunde angedeutet, wo es heisst: „Anno incarnationis Jesu Christi nostri domini mi­lesimo XCI. Kyri Alexio Constantinopoleos imperante; tempore quo Uladislaus, Pannoniorum rex, Chroacie inuadens regnum, domnum Almum, suum nepotem, in illö statuit regem" (Rački, Documenta historiae croaticae, pag. 154). Der Archidiaconus Maius, der diese Urkunde geschrieben, hat natürlich als Unterthan des damaligen byzantinischen Kaisers Alexius Comnenus die Besitzergreifung

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