VJESTNIK 3. (ZAGREB, 1901.)
Strana - 38
38 gewesen. Wisse noch, dass ich dem Abte des heiligen Egidius auch sehr viele Benefizien im Lande Ungarn ertheilt habe-; dies sei dir ein Bild der künftigen Wohlthaten, wenn du mich je durch deinen Gesandten ' aufsuchen würdest. Ich hätte dir auch schon einige von unseren Ge' schenken zu Händen kommen lassen; jedoch fürchtete ich wegen der Unruhe unseres Landes das "Ganze infolge hindernder böser Männer Umsonst zu thun ; zu dem glaube ich, dass du einige von deinen, denen wir unsere Wünsche mittheilen würden, zu mir senden werdest, was ich erwarte. Doch dies verlange ich standhaft, dass du nicht wegen meiner Verdienste, sondern in Anhoffnung künftiger Munificenz, etwas von den Reliquien des heiligen Benedictus unserer Heimat sendest. Solltest du weiters keines von Beiden derzeit erfüllen können, antworte mir wenigstens, wie du wieder willst, durch den Legaten, welchen mir der Papst senden wird ; denn du kannst bereits nachbarlich verkehren, da ich schon beinahe ganz Slavonien erworben habe. Es sei dir mit dieser vSchrift alles bestätigt, was immer (dir) in Ungarn, Moesien und Slavonien irgendwo unsere Leute verleihen wollten. Verbleibet wohl. Eine kurze Analyse dieses hochinteressanten Schreibens dürfte nicht überflüssig sein. Vor Allem wäre zu bemerken, dass dieser Brief des ungarischen Königs Ladislaus uns nicht im Originale bekannt ist. Jelić fand ihn abgeschrieben und eingereiht in ein Register, welches ein gewisser Petrus Diaconus nach den im Kloster damals vorhandenen Originalen zu Ende des XII. oder zu Anfang des XIII. Jahrhundertes zusammengestellt hat. Der Abschreiber hat jedoch das Original des Briefes ungenau copirt; daher die vielen Lesefehler, die Prof. Jelić zu corrigiren versucht. Namentlich scheinen dem Petrus Diaconus die Abbreviaturen nicht geläufig gewesen zu sein; so löst er die Abbreviatur für „item" entweder in „notam" oder gar nicht auf. Obwohl uns also das Original des Briefes derzeit nicht zu Gebote steht, ist dennoch die Echtheit desselben über jeden Zweifel erhaben. Sowohl der Ton des Schreibens, als auch dessen Inhalt bekräftigen vollauf unsere Ansicht. Für eine Fälschung ist auch absolut kein Grund vorhanden. Die Mönche von Monte Cassino konnten ja kein Interesse gehabt haben, derartige für ihr Kloster belanglose Schreiben zu falsificiren und in ihre Register einzutragen. Einem Formelbuche scheint es auch nicht entlehnt zu sein, da in demselben Ereignisse erwähnt werden, die nur in der Umgebung des Königs Ladislaus, und in dessen Hofkanzlei bekannt waren, und die in späteren Zeiten selbst in Ungarn kaum mehr im Gedächtnisse behalten wurden. Hieher gehören namentlich die Beziehungen dieses Königs zum Benediktinerkloster des heiligen Egidius in Nismes (Nîmes, Nemausus) in Südfrankreich (Provence), vorüber noch Weiteres erwähnt werden soll. Für die Echtheit des Briefes spricht auch der Umstand, dass er undatiert ist. Bei einer Fälschung wäre das Datum jedenfalls angebracht worden. Es ist jedoch nicht schwer, aus dem Inhalte des Schreibens die Zeit heraus zu finden, wann es verfasst und abgesendet wurde. Oderisius waltete als Abt des Klosters Monte Cassino in den Jahren 1087 bis 1105 (Muratori, Scriptores-rerum Itali-