VJESTNIK 3. (ZAGREB, 1901.)

Strana - 208

208 Indolenz unserer zeitgenössischen leitenden Kreise zu finden. Die Alt­Vorderen, die sich mit dem Konzipiren und Ueberschreiben der Familien­urkunden in ältester Zeit befasst haben, dachten nicht im Geringsten daran, dass die von ihnen ausgestellten Stücke einige Jahrhunderte später den Forschern Mühe bereiten werden. An eine genealogische Forschung späterer Zeiten dachten sie überhaupt nicht und da die in den Urkunden vorkommenden Personen ihnen und ihrem nächsten Kreise bekannt waren, begnügten sie sich damit, dieselben auf die kürzeste Weise, somit nur mit Anführung der einfachen Taufnamen in die für sie ausgestellten Urkunden aufzunehmen. Dies ist die Erklärung dessen, dass wir so manche hervorragende Gestalten unserer Vergan­genheit, trotzdem wir über eine stattliche Anzahl der auf sie be­züglichen Dokumente verfügen, in Folge der sie ungenügend kenn­zeichnenden Benennungen und des vollständigen Mangels ihrer fa­miliengeschichtlichen Merkmale, durchaus nicht bestimmen können. Dort aber, wo auf dem Wege der Urkunden das Dasein einer gewissen Person irgend einer ausserhalb des engeren Vaterlandes gelegenen Stelle mit­getheilt wurde, sahen die Aussteller des betreffenden Stückes ein, dass sie — da diese Person den fremden Kreisen unbekannt war — in der Bezeichnung etwas ausführlicher sein mussten, und somit ist es erklär­lich, dass Personen, die in den einheimischen Urkunden nur mit ihrem Taufnamen verzeichnet sind, in ausländischen Dokumenten oder Quellen überhaupt durch nähere Umschreibung ihrer Familienverhältnisse der genealogischen Bestimmung näher gerückt sind. Ueber den Werth der Erforschung der Familienverhältnisse frü­herer Perioden auch nur ein einziges Wort zu verlieren, wäre Sünde. Jeder noch so kleine Beitrag in dieser Richtung muss mit Dank und Pietät angenommen werden ; denn wenn er auch nicht immer ein klares Bild der im Laufe der Jahrhunderte sich in dem Rahmen einer Familie abgewickelten Ereignisse bietet und nur vereinzelte Spuren liefert, ist er immerhin ein Anhaltspunkt zur weiteren Forschung für jene Zeit, die unsere gegenwärtige Generation zwar nicht erleben wird, die ich aber für das Ideal genealogischen Forschens halte : jene Zeit, in der sämmtliche schriftlichen Denkmäler frühester Perioden aller Völker Jedem auf leichte Weise zugänglich sein werden, — ein Ideal, welches einzig und allein nur durch die Kurzsichtigkeit der massgebenden Faktoren noch nicht verwirklicht ist. Die ehelichen Allianzen ungarischer und nebenländischer Unter­thanen beider Geschlechter mit Mitgliedern ausländischer Dynastieen gehören im Mittelalter durchaus nicht zu den Seltenheiten. Bekannt ist in dieser Richtung die so äusserst zahlreich erfolgte eheliche Ver-

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