ARHIVSKI VJESNIK 10. (ZAGREB, 1967.)
Strana - 28
durchgelassen. Als ich um 1 Uhr nachmittags aufs Schiff zurückgekehrt war hörte ich dass inzwischen die Mannschaft vom Kommdten zusammengerufen und auf das sträfliche ihres Vorhabens aufmerksam gemacht worden sei. Der Kommdt riet der Mannschaft vor Allem die rote Fahne einzuziehen, worauf ihm die Leute zuriefen: »Abtreten«, während dessen war ich selbst, in die Kabine hinunter gegangen. Plötzlich hörte ich die Detonation eines Kanonenschusses und merkte, wie das Geschoss ins Wasser fiel. Es erfolgten nun in weiterer Folge noch cca 10 Kanonenschüsse. Als ich zur Lücke kam sah ich langsam das Schiff »Kronprinz Rudolf«, welches den äusseren Hafenausgang hatte, in den Hafen hereinfahren. Hiebei wurde es von einer Landbatterie beschossen. Ich konnte bald darauf bemerken wie eine Landbatterie nun ebenfalls die rote Fahne hiss. Samstag nachmittags Hess mich der Kommdt nochmals rufen und ersuchte mich, die Reisedokumente seiner Frau auszufolgen und falls Sonntag Vormittag eine Schiffsbewegung sichtbar werden sollte, dieselbe auf meine Reise mitzunehmen. Nachdem dies jedoch nicht der Fall war, trat ich die Reise allein an. Ich erzählte noch den Offizieren, dass am Sonntag Früh bei Castelnuovo 3 Kreuzereinheiten standen, woher die kamen konnte ich nicht angeben, vermutlich aus Pola, sie waren während der Nacht eingelaufen. Ich erkläre, dass ich diese Darstellung meinen Coupegenossen nicht zusammenhängend gegeben habe, sondern, dass Fragen und Antworten wechselten. Die Mitteilungen, die ich den Offizieren machte, waren unter der Voraussetzung, dass sie nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt waren, ich hatte mich ja doch Offizieren gegenüber im Vertrauen geäussert, erfolgt. Allerdings, ich gestehe es ein, wäre es von mir vorsichtiger gewesen, die Herren darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um vertrauliche Mitteilungen handelt, die für die Oeffentlichkeit nich bestimmt sind. Ich betone schliesslich, dass die von Herrn Oblt. Appel gemachte Wiedergabe meiner Erzählung — der Marinekommandant wäre von den Matrosen gezwungen worden, einen Befehl herauszugeben — nicht mit dem von mir wirklich Erzählten übereinstimmt. Ich habe meinen Coupegenossen zu erzählen unterlassen, dass trotz all der geschilderten Vorkommnisse der Dienstbetrieb weiter aufrechterhalten wurde, ja sogar wurde täglich morgens die Kriegsfahne unter Klängen der Volkshymne gehisst und ebenso abends gestrichen. Vorgelesen, geschlossen und gefertigt: Eduard Hess m. p. Prilog II Protokoll aufgenommen mit dem k. k. Oberleutnant Hans Appel ü. k. im reitenden Schützenregiment Nr. 4, eingeteilt bei der 65. Fliegerkompagnie, über bedenkliche Mitteilungen eines, mit vorerwähntem Offizier gelegentlich der Reise von Wien nach Prag mitfahrenden Marineangehörigen (Gagist ohne Rangsklasse) über angebliche aufrührerische Vorgänge in der Flotte. 28