ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)

Strana - 361

Die Garnison ist bedeutend verstärkt und Böhm ist energisch. Ich gehe morgen zu meiner grössten Ungellgenheit nach Olmütz, damit die croatischen Deputirten, die noch immer hier sitzen, und von Diurnen le­ben, nicht allein und verlassen dort sind und möglichst gut empfangen wer­den. Wie du weisst, bin ich mit dem Zweck dieser Deputation nicht einver­standen, so lange nicht Ordnung und Friede hergestellt sind, kann sich die Regierung in Erledigung von Detailfragen deren Nothwendigkeit nicht pe­remptonisch ist,wohl nicht einlassen. In Croatien hat man wohl die geringste Ursache sich zu beklagen und ungeduldig zu sein. Die Regierung mischt sich ja in gar nichts, das Land verwaltet sich ganz unabhängig, die Leute machen was sie wollen, und unsere Volksbeglücker und Führer der Landes-Ange­legenheiten haben ja ein vollkommen freies und offenes Feld ihren Nationa­litäts und Selbstständigkeits Illusionen nachzujagen, und ihre Unfähigkeit zur Lösung der gestellten Aufgabe éclatant darzuthun. Regiert man, ist es nicht recht, regiert man nicht, ist man auch unzufrieden, und würde man heute alle Wünsche und Phantasien der Volksbeglücker erfüllen, so sind morgen wieder andere antstanden. Ich bin neugerig, wie dieser Unsinn enden wird? In der Anlage theile ich dir auch eine Zuschrift des Ministers Bach an mich, der jetzt, den kranken Stadion suppliert. Ein neuer Beleg für meine bereits ausgesprochene Vermuthung hinsichtlich des Berlić. Auch liegt die Abschrift eines Briefes bei, den Vraniczanyi hier in Wien bekommen hat. Ich halte es für nothwedig, dass du von diesen Umtrieben in Kenntniss bist, und ihnen Aufmerksamkeit schenkst. Ich für meine Person bin über die Grund­sätze und Tendenzen der čehischen und südslawischen Partheiführer und Wühler ganz im Reinen. Es sind dieselben, wie jene europäischen antisociallen Revolutionärs. Die slavische Nationalität muss als Deckmantel und zugleich als Agitationsmittel dienen. Bei diesen Umstand wäre es nicht unmöglich die Partheihäupter der magyarischen und slavischen Radicalen zu vereinen, urtd die diesfälligen Versuche haben viel Wahrscheinliches für sich. In Prag wer­den die Fortschritte der magyfarischen] Rebellen und Kossuth mit sehr viel Sympathie von den Mittgliedern der Slov[enska] Lipa aufgenommen. Das un­garische Regiment Michael musste deswegen von Prag nach Linz gehen. Bei seinem Abmarsch von Prag hörte man von vielen Seiten éljen Kossuth rufen. Hier im slavischen Kaffehaus hört man von der Art die wunderlichsten Dinge. Dahlen hat den Platzunterlieutnant Savić zum Oberlieutnant vorge­schlagen Was du mir wegen Z[eissJb[ergJ? schreibst, hat mich sehr beruhigt. Du glaubst gar nicht, welche Wuth man über diesen Mann hat, ja man geht so weit, dass man das Misslingen der W[indischgrätz] Operationen den Cabalen und Intriguen des Z[eiss]b[erg]?zuschreibt, und dich schon in voraus bedau­ert. Ich habe Herrn so reden gehört, die bei der Armee sind, und keineswegs Anhänger des Fürsten W[indischgrätz] sind. Die beste Widerlegung dieser boshaften Gerüchte werden deine Leistungen sein. Fürst Felix lässt dir viel Schönes sagen. Stadion ist in Baden krank, er ist mehr geistig als physishc angegriffen, und ich zweifle sehr, dass er sich vollkommen erholen wird. Der Kaiser hat das Obercomando der Armee selbst übernommen, und Kellner zum zweiten Generaladjutanten ernennt. Wie die Leitung statt finden wird, werdet ihr nächstens erfahren. Weiden ist zeitweise so aufgeregt, dass er befürchtet vom Schlag gerührt zu werden. Er selbst hat geschrieben, man soll auf jeden Fall einen Nach­folger für ihn bedacht sein. » — 361 —

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