ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)
Strana - 204
Als die Aneignung der Waffen durch treue Elemente seitens der Meuterer bemerkt wurde war es schon zu spät. Die anfänglich 150—200 Mann zählende »Backbord-Partei« schmolz durch Übergeben der meisten Kroaten rapid auf ca. 80 zusammen. Als dies die treue Mannschaft sah, brach sie in emphatische Hurrarufe aus und während ein Teil mit dem Rufe: »Nieder mit dem roten Fetzen« auf die Brücke stürmte, stürzten die Übrigen mit dem Rufe: »Offiziere hinauf, Offiziere hinauf« auf Deck und durch die Batterie gegen achter. Einige schleppten Gewehrbündel mit sich, um sie den Offizieren zu übergeben. Der gesamte Stab stürmte über die achtern Niedergänge aufs achtere Freideck und wurde durch sein Erscheinen der letzte Keim jedes Widerstandes erstickt. Die Mannschaft brach in stürmische Hurrarufe aus und verlangte nach mir, worauf mir dies gemeldet wurde. Die rote Flagge wurde um punkt 9 h eingeholt und dieses Beispiel von sämtlichen noch solche Flaggen führenden Schiffen und Landobjekten nachgeahmt. Als ich aus der Admiralswohnung trat wurde von der Mannschaft bereits der Haupträdelsführer, Titular-Bootsmann RASCH über die achterste Stiege heruntergeführt und meldete sich höchst theatralisch bei mir als Gefangener. Ich begab mich nun auf Deck, dankte der loyalen Mannschaft mit einigen Worten und brachte drei Hurrarufe auf Seine Majestät aus, in welche die Mannschaft begeistert dnstimmte. Hierauf wurde die Mannschaft antreten gelassen, der Schiffskommandant hielt an dieselbe eine kurze Ansprache und wurde hierauf sofort mit der Ausschiffung und Ubergabe an Infanterie von ca 120 Rädelsfürern und unverlässlichen Elementen begonnen. Die gleiche Massnahme wurde sofort auch allen übrigen Einheiten anbefohlen. Um 9 h 45 a.m. wurde an das k.u.k. Flottenkommando folgende Depesche abgesendet: : »Admiral und Offizieren gelungen mit loyaler Bemannung um 9 h am. Gewalt an sich zu reisen. Genaueres folgt mit Bericht«. Zum Schlüsse glaube ich melden zu müssen, dass meiner Ansicht nach der Ursprung der ganzen Bewegung in der unzulänglichen Kost der auf S.M.S. »Gäa« eingeschifften Zivil- und Militärarbeiter liegt; die Leute bekommen, wie schon mit Bericht S.M.S. »Gäa« (h.a. Res.Nr. 115 ex 1918. an das I. Geschwaderkommando) gemeldet wurde, zu wenig zu essen und zu wenig Bezahlung, um sich und ihre in Hinterlande befindliche Familie entsprechend nähren zu können. Sie arbeiten anerkannt gut und schnell in den äusserst beschrtnken Räumen der deutschen UBoote, haben keine Möglichkeit sich nach der schmutzigen Arbeit entsprechend zu reinigen und umzukleiden, weil Seife und Monturen fehlen; dazu kommt noch der Vergleich mit den deutschen Arbeitern, die ungleich besser gezahlt und genährt werden. Diese Beobachtung hat nur auch der Kommandant der hiesigen kaiserlich deutschen UBootsstation, Korvettenkapitän AKKERMANN gesprächsweise bestätigt. Hand in Hand mit der Magenfrage ging die sozialistische Friedensbewegung, je— 204 —