ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)
Strana - 196
Um 4 h p. m. wurde von Ostro ein UBoot mit Kurs Bocche gemeldet, worauf dies an das Flottenkommando depeschiert wurde, da es sich möglicherweise um ein feindliches handeln konnte. Das UBoot entpuppte sich jedoch als das kaiserlich deutshe UC67, lief ein und wurde um 5 V2 h p. m. in Rose vertäut (Beilage 3). Nach ca 1 Stunde verliess das UBoot den Golf von Cattaro und trat die Weiterreise nach Pola an. Um 6 h p. m. traf die erste Depesche des Flottenkommandos, Beilage 4, ein, worauf ich die Mannschaftsdeputationen aller Schiffe, welche in einem Réduit auf S.M.S. »Sankt Georg« berieten, rufen Hess und ihnen den Inhalt der Depesche bekanntgab. Gleichzeitig forderte ich sie auf, mir möglichst bald ihre Wünsche schriftlich vorzulegen und Ruhe und Ordnung ehestens wieder herzustellen. Zirka 1 Stunde später erschienen die Deputationen, zu welchen sich auch ein Zivilarbeiter als Vertreter der Arsenalarbeiter gesellt hatte und überbrachte mir die Forderungen, u. zw. für die Mannschaft und Arbeiter getrennt (Beilagen 5 und 6). Es wurden sämtliche Punkte detailliert durchbesprochen, wobei ich den Sprechern (es waren dies Arbeiter S.M.S. »Gäa«) bedeutete, dass ja ihre Forderung nach mehr Nahrung und bessere Bezahlung von mir schon längst als berechtigt erkannt und schon mit Bericht S.M.S. »Gäa« vor einem Monat dem I. Geschwaderkommando vorgelegt wurde. Darauf kam die Antwort: »Ja, wenn wir dies nur gewusst hätten«! Ich hatte den Eindruck, dass dies der ursprüngliche Grund der Unzufriedenheit sei. Ich forderte sie nochmals auf, sofort die Ordnung und Disziplin wieder herzustellen und die rote Flagge einzuholen. Schliesslich bedeutete ich den Leuten, dass jedoch ein Giossteil der Forderungen nicht im Wirkungskreise des Marinekommandos hege. Die Leute beharrten trotzdem auf Weiterleitung und versprachen, nach Eintreffen der Antwort, die Ordnung wieder herzustellen und bezeichneten die von mir abgegebenen Erklärungen als geeignet, um zu normalen Verhältnissen zurückzukehren. Daraufhin wurde die Depesche (Beilage 7) an das Flottenkommando abgegeben. Da mir zu Ohren gekommen war, dass sich die Meuternden mit den in Gjenović befindlichen Kriegsgefangenen (Russen und Montenegriener) vereinigen und die Offiziere verhaften werden, Hess ich dies dem Kriegshafenkommando mit dem Ersuchen bekanntgeben, die Kriegsgefangenen ehestens abzuschieben (Beilage 8). Um ca. 9 h p. m. wurde Linienschiffsleutnant Bruno DUIMICH von Linienschiffsleutnant Thomas Edl. v. THIANICH ans Telephon gerufen und bat letzterer um Details über die Aufstandsbewegung, da der Vorstand der Sammelstelle Pola (Linienschiffsleutnant Artur COLLORIG) mit Ferndrucker einen Situationsbericht verlange. Daraufhin gab ich die Depesche, Beilage 9, ans Flottenkommando ab. Die Nacht verHef ruhig und ohne Störungen. Der Dienst wurde von den Meuternden vorschriftsmässig versehen, überall waren mit Gewehren bewaffnete Posten aufgeführt und auch bewaffnete Abteilungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung ans Land entsendet worden. Dem Stab wurde in keiner Weise nahe getreten. Um 11 h p. m. langte vom Kriegshafenkommando die Depesche, Beilage 10, zur Orientierung über die getroffenen Massregeln ein, worauf ich gegen Mitternacht die Depesche, Beilage 11, als Antwort abgeben Hess, in der Erkenntnis, dass ein voreiliges Eingreifen mit Waffengewalt die Lage nur bedeutend verschlechtern könnte. — 196 —