K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)

Fischer Karl R.: Gemeindegedenbücher

Gemeindegedenkbiicher. 61 Hand nimmt, wird aber bald zu Wasser, denn es sind nur 12 Seiten darin beschrieben, das übrige ist leer. Und die Ursache? Ein geringfügiger Umstand läßt sie uns erkennen. Bei der Erwähnung der Markterhebung war ursprünglich an Stelle der Jahreszahl eine Lücke, in die hernach mit Bleistift die richtige Zeitangabe — 1808 — geschrieben wurde; daß außerdem die älteren Partien des vorangestellten „Geschichtsbildes“ die volle „Ahnungslosigkeit“ des Ver­fassers beweisen, ist darnach nur zu begreiflich. Darin liegt also der Haken des erwäknteu Punktes 6: Es kann einer bei gutem Willen zur Sache und ent­sprechender Bildung als Chronist sehr tüchtig sein, nicht aber mit einem Schlage ein Geschichtsschreiber werden. So winzig die Forderung vom „grünen Tische" aus erscheinen mochte, so natürlich es klingt, daß der Chronik eine orts­geschichtliche Darstellung vorauszuschicken ist, so handelt es sich doch um zwei sehr verschiedene Aufgaben. Die Abfassung einer Ortsgeschichte ist davon die schwierigere, sie braucht gewissenhafte Vorarbeiten und für sie wird sich viel schwerer eine Kraft finden als für die chronistische Tätigkeit. Die unglückliche Vereinigung beider Zwecke brachte in unserem Beispiel wie wohl auch anderwärts die ganze Sache zum Scheitern. Fruchtlose Vorbereitungen nahmen dem Chronisten alle Lust, die eigentlichen Aufzeichnungen mußten warten und bald hinkten sie den Ereignissen gar bedenklich nach; die anfangs verlockende Aufgabe hatte sich in einen Berg unerquicklicher Arbeit verwandelt, vor dem der Chronist ratlos stand. Wäre er weniger gewissenhaft gewesen und dem geschichtlichen Teil ausgewichen, dann hätte er alsbald seine Arbeit wachsen sehen und die Flinte gewiß nicht so rasch ins Korn geworfen. Da nahezu jeder Ort des Vereinsgebietes in den von der Lehrerschaft mit vielem Fleiße bearbeiteten Heimat­kunden ausführlich behandelt ist. entfällt gegenwärtig für den betreffenden Ortschronisten die heikle Aufgabe von selbst. Eine Chronik in unseren Tagen muß aus dem Leben

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