K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)
Wilhelm Franz: Archivfürsorge Österreichs in Italien
51 Justizakten einerseits und dieser von den gemischten Zivil- gubernialakten anderseits erzielt werden. Gleichzeitig wurde für alle diese Archive die Systemisierung von 55 besoldeten Beamtenstellen mit einem jährlichen Gesamtaufwande von 32.218 fl., welche von der Hofkanzlei auf 52 Stellen mit ungefähr 31.000 fl. herabgemindert wurde, in Vorschlag gebracht. Hiermit endigen nun leider die Nachrichten über die Organisation der Archive in Mailand. Es unterliegt kaum einem Zweifel, die späteren Akten sind einer rigorosen Skartierungsaktion zum Opfer gefallen1). Wir hören nur noch, daß die Hofkanzlei gegen die Absicht der Hofkammer, diesen Beamtenstatus noch um ein namhaftes zu verringern, energische Vorstellungen erhob. „Denn vor allem lassen sich“ — so heißt es in dem a. u. Vortrage vom 31. Dezember 1825 — „die Verhältnisse der lombardischen Archive, wie sie künftig bestehen sollen, nicht wohl mit anderen in eine Parallele ziehen. Sie werden die älteren Akten eines Reiches von 6 Millionen Menschen enthalten, in welchem sehr verschiedene Gesetzgebungen bestanden haben; bald wird, wie es vielfältige Verhandlungen selbst hier bei der Hofkanzlei bewähren, auf Entscheidungen der vorigen österreichischen Regierung bis zum Jahre 1796, bald auf jene der republikanischen, dann der königlichen, dann neuerdings der österreichischen zurückgegangen, die sich über das ganze dermalige lombardo-venezianische Königreich, also mit Inbegriff der venezianischen Provinzen erstrecken. Die Akten aller Ministerien einer tätigen Regierung, die eine Menge noch bestehender Dinge und Einrichtungen geschaffen hat, werden fortwährend teils von Archivfürsorge Österreichs in Italien. *) Mit dem Jahre 1828 begann bei der vereinigten Hofkanzlei eine neue Kegistraturseinteilung (vgl. Inventare österreichischer staatlicher Archive I., S. 8 f.) und gerade die Abteilung der Hofkanzlei- akten von 1828 bis 1848 wurde in den siebziger und achtziger Jahren zu einem Torso zusammenskartiert. Kaum ein Zehntel des Bestandes blieb nach einer allgemeinen Schätzung erhalten. 4*