K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 8. (Wien, 1911)
Wilhelm Franz: Archivfürsorge Österreichs in Italien
Archivfiirsorge Österreichs in Italien. 39 unterzubringen und vor jeder möglichen Veruntreuung zu sichern. Er sollte besonders auch dafür sorgen, daß über die Pergamenturkunden und die anderen schon von Altieri als sehr wertvoll bezeiclineten Bestände vorderhand wenigstens übersichtliche chronologische Iuventare angelegt werden. Aber nicht bloß auf die in öffentlichen Archiven und Bibliotheken vorhandenen Schätze erstreckte sich die Fürsorge der Begierung. Um auch die in Händen von Privaten befindlichen Archivalien und Altertümer vor Verschleppung zu sichern, wurde Graf Bellegarde ermächtigt, öffentlich zu verlautbaren und zugleich den Grenzzollämtern zur Dar- nachachtung mitzuteilen, „daß kein den Ruhm oder Glanz der dem österreichischen Zepter unterworfenen Staaten interessierender Kunstgegenstand bei Vermeidung sicherer Strafe ohne besondere Erlaubnis des Generalguberniums ins Ausland verschickt oder verführt werden dürfe“. Da Altieri auch zur Kenntnis gebracht hatte, daß manche wertvolle Stücke aus den aufgehobenen Klöstern sich Private, wie es scheine, widerrechtlich angeeignet hätten, so z. B. Celotti in Mailand kostbare aus Choralbüchern ausgeschnittene Miniaturen und zwei Papyri, von denen einer dem Kapitel in Verona gehöre, erging schließlich der Befehl, der Rechtmäßigkeit des Besitzes solcher Schätze zur allfälligen weiteren Vorkehrung nachzugehen. Die größte Schwierigkeit, die sich der Ausführung dieser Aufträge entgegenstellte, dürfte für den Grafen Bellegarde wohl in der Ausfindigmachung geeigneter Persönlichkeiten gelegen haben, denen die Archive in Mailand anvertraut werden sollten. Diese hatten ja nicht bloß für die Erhaltung der archivalischen Schätze zu sorgen, es war von allem Anfang an schon an eine, wenn auch nur übersichtliche Inventarisierung gedacht; eine solche aber war ohne mannigfache Vorkenntnisse, wie sie in jener Zeit nur wenigen eigen waren, undurchführbar. Graf Bellegarde bewies in der Wahl der Persönlichkeiten guten Blick. Zum Vorstande der mailändischen Archive wurde Don Luigi